Engelslieder
erinnern, wie Terri nach ihm gelechzt und ihn den
Adonis
genannt hatte.
“Du hast vollkommen recht. Es ist nur …”
“Ich weiß. Manchmal fühlen wir uns zu den falschen Leuten hingezogen.”
Er sprach von Terri. Er traf sich zwar mit Courtney Roland, aber eigentlich war es Terri, die er wollte. Oder zumindest glaubte er das.
Wieder dachte sie an Ben. Seit dem Tag, an dem man sie energisch aus seinem Büro geführt hatte, war sie nicht mehr dort gewesen. Sie wusste nicht, ob sie willkommen wäre, und selbst wenn – irgendwie wollte sie ihn nicht sehen.
Josh hatte klar ausgesprochen, was ihr ständig im Kopf herumging. In Sachen Ben McKenzie musste sie einen kühlen Kopf bewahren. Und trotzdem war sie nicht bereit, ihn aufzugeben – noch nicht.
Wie Terri gesagt hatte: Sie hatte sich auch mal ein bisschen Spaß verdient. Und warum nicht mit einem Mann wie Ben?
Autumn ignorierte die warnende Stimme in ihrem Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Training mit Ned.
Als Ben seinen Arbeitstag beendete, war es bereits dunkel. Jenn und die anderen Angestellten waren bereits vor mindestens zwei Stunden nach Hause gegangen. Nach seiner knapp zweitägigen Abwesenheit musste er eine Menge nacharbeiten und war noch immer nicht fertig. Da er bei Autumn übernachten würde, hatte er vor der Arbeit in seinem Apartment Halt gemacht, um sich umzuziehen und saubere Sachen einzupacken. Nun wurde es allmählich spät, und er wollte nicht, dass Autumn auf ihn wartete.
Autumn
. Ben lächelte verträumt. Sie war das Beste, das ihm seit Jahren passiert war. Und das Schlechteste. Ihre Träume hatten seinen Schmerz wieder wachgerüttelt, und jeder Tag war schwerer als der vorige. Sie hatte in ihm die Hoffnung geweckt, dass Molly noch lebte, dass sein kleines Mädchen irgendwo da draußen darauf wartete, dass er sie fand.
Doch was, wenn es nicht stimmte? Was, wenn alles vergebens war? Was, wenn sie noch lebte und sie sie nicht fanden? Dann bliebe sie genauso verloren wie seit dem Tag ihres Verschwindens.
Allein der Gedanke daran, was Molly womöglich erlitt, ließ seine Eingeweide zu einem Knoten verkrampfen.
Er atmete tief durch und rief sich Autumns Gesicht vor Augen. Wann immer er an einem Tiefpunkt war, dachte er an ihr niedliches Lächeln und die hübsch nach oben gebogenen Katzenaugen.
Er war dabei, sich in sie zu verlieben, das wusste er genau. Und es war das Schlechteste, was ihm passieren konnte, doch anscheinend war er machtlos. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wohin ihre Träume führen würden. Vielleicht war Molly schon lange tot, so wie es die Polizei annahm, und das alles war nichts als eine Reihe verrückter Zufälle.
Doch eigentlich glaubte Ben das nicht mehr. Irgendwann hatte sich die Überzeugung in ihm breitgemacht, dass sein kleines Mädchen noch lebte, und nun war er fest entschlossen, es zu finden. Molly musste an erster Stelle stehen. In seinem Leben gab es gerade einfach keinen Platz für eine Frau.
Und trotzdem war sie da, stand unübersehbar im Zentrum,
Autumn
– die einzige Person, die ihm helfen konnte, seine Tochter zu finden.
Ben seufzte, als er im Dunkeln zu Autumns Wohnung ging. Es war Freitagabend, und Seattle erwachte zum Leben. Aus einem der Clubs tönte gedämpfte Jazzmusik. Gelächter sprudelte aus einer Gruppe junger Frauen in ultrakurzen Röcken, die vor dem neonbeleuchteten Eingang stand. Als er die Straße überquerte, erhaschte er einen Blick auf die Lichter einer hinausfahrenden Fähre, die sich im Wasser der Bucht spiegelten.
Bevor das Ganze angefangen hatte, war er an einem Freitag wie diesem mit seiner jeweiligen Verabredung bis spät in die Nacht unterwegs gewesen. Danach nahm er sie mit in sein Penthouse, wo sie in der Regel Sex hatten, und brachte sie schließlich nach Hause.
Er mochte es nicht, morgens neben einer Frau aufzuwachen. Es gab nichts zu sagen, was nicht schon am Vorabend gesagt worden war, und außerdem hatte er zu viel zu arbeiten.
So war es ihm zumindest gegangen, bevor er Autumn begegnet war. Während der letzten Wochen war ihm klar geworden, wie sehr er gemütliche Abende zu Hause vermisste und wie sehr es ihm fehlte, neben einer Frau aufzuwachen, die ihm etwas bedeutete und sich in seine Arme kuschelte.
Früher war er einmal so ein Mann gewesen. Er hatte es geliebt, verheiratet zu sein, Vater und Ehemann zu sein. Nachdem er Molly verloren hatte, war alles anders geworden.
Vielleicht hatten die Gedanken an seine Tochter alte Gefühle
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