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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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»Wie ich an ein Handy gekommen bin? Du bist nicht mehr sauer auf mich?«
    Callie stieß einen langen Seufzer aus. »Weißt du, ich habe schon überlegt, ob ich jetzt nicht richtig sauer auf dich bin. Ich hab sogar einen Streit zwischen uns im Kopf durchgespielt. Aber dabei würden wir beide nur verlieren.« Sie machte eine Pause. »Und ehrlich, Luce, du fehlst mir einfach. Deshalb hab ich mir dann gesagt, warum damit Zeit vergeuden?«
    »Danke«, flüsterte Luce, den Tränen nahe – Freudentränen. »Dann erzähl mal, was war bei dir in der Zwischenzeit alles los?«
    »Nee-nee, nicht so herum. Ich stelle dir jetzt Fragen. Das ist die Strafe dafür, dass du dich so lang nicht gerührt hast. Vor allem will ich wissen: Was ist mit dem Jungen? Läuft da was zwischen euch? Ich glaube, sein Name fing mit einem C an?«
    »Cam.« Luce stöhnte innerlich auf. War Cam tatsächlich der letzte Junge gewesen, von dem sie Callie erzählt hatte? »Es hat sich rausgestellt, dass er … genau der Typ Junge war, für den ich ihn gehalten habe.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich bin jetzt häufiger mit einem anderen Jungen zusammen und es ist wirklich sehr …« Sie musste an Daniels strahlendes Gesicht denken, und wie schnell es sich verfinstern konnte, wenn sie miteinander stritten.
    Dann dachte sie an Miles. Den warmherzigen, anhänglichen, immer gut gelaunten Miles, der sie für Thanksgiving zu sich nach Hause eingeladen hatte. Der beim Abendessen extra Pickles auf seinen Hamburger bestellte, obwohl er sie überhaupt nicht mochte. Nur damit er sie abklauben und alle Luce geben konnte. Der den Kopf zurückneigte, wenn er lachte, sodass Luce das Funkeln in seinen fast immer von einer Dodgers-Kappe verdeckten Augen sehen konnte.
    »Sehr schön mit ihm«, sagte sie schließlich. »Wir haben schon viel Zeit miteinander verbracht.«
    »O là, là, von einem Jungen an deiner neuen Schule zum nächsten. Klingt ja irgendwie traumhaft. Allerdings auch nach einer ernsteren Sache, das kann ich an deiner Stimme hören. Werdet ihr Thanksgiving zusammen verbringen? Hast du vor, ihn mit zu deinen Eltern zu nehmen, damit er checkt, mit wem er es zu tun hat? Wie war das noch mal mit deinem Vater …?«
    »Ähm … ja, vielleicht«, murmelte Luce. Sie war sich nicht mehr ganz sicher, ob sie jetzt eigentlich Daniel oder Miles gemeint hatte.
    »Meine Eltern wollen an dem Wochenende unbedingt ein riesiges Familientreffen in Detroit veranstalten«, sagte Callie, »aber da bin ich total dagegen. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich dich nicht besuchen sollte. Aber ich dachte, dass sie dich sowieso weiter in deiner Reformschule einsperren würden.« Ein kurzes Schweigen am anderen Ende. Luce sah Callie vor sich, wie sie in ihrem Wohnheimzimmer in Dover auf dem Bett lungerte. Es schien Luce schon eine Ewigkeit her zu sein, dass sie selbst auf diese Schule gegangen war. So viel war seither in ihrem Leben geschehen. »Wenn du aber tatsächlich zu Hause bist und auch noch einen Jungen von deiner neuen Schule mitbringst, dann kann mich keiner mehr aufhalten.«
    »Okay, Callie, aber …«
    Luce wurde von einem Kreischen unterbrochen. »Dann ist es ausgemacht? Wenn ich mir das ausmale: In einer Woche hängen wir beide bei dir auf der Couch rum und erzählen uns alles! Ich werde mein berühmtes süß-salziges Popcorn machen, damit wir gemeinsam den langweiligen Fotoabend überstehen, den dein Vater bestimmt veranstalten wird. Und dein verrückter Pudel wird wahrscheinlich total durchdrehen …«
    Luce war nie bei Callies Eltern in Philadelphia zu Besuch gewesen und Callie nie bei Luces Eltern in Georgia. Sie hatten sich beide nur Fotos gezeigt. Ein Besuch von Callie bei ihr zu Hause, das klang so großartig. Es war genau das, was Luce jetzt brauchte. Und es war schlichtweg unmöglich.
    »Ich werde mich gleich schon mal nach Flügen umsehen.«
    »Callie …«
    »Ich schreib dir, okay?« Callie legte auf, bevor Luce noch etwas darauf antworten konnte.
    Das war nicht gut so. Luce klappte das Handy zu. Sie hätte sich eigentlich freuen sollen, dass ihre Freundin sich immer noch so gern mit ihr treffen wollte. Stattdessen fühlte sie sich von ihr bedrängt. Es gefiel ihr nicht, dass Callie sich selbst bei ihr zu Thanksgiving eingeladen hatte. Sie verspürte eine Mischung aus Hilflosigkeit, Heimweh und Schuld, weil sie dieses dumme Lügengespinst noch weiter fortgesponnen hatte.
    War es ihr überhaupt noch möglich, ein normales, glückliches Leben zu führen? Was

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