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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Thermoskanne aus dem Rucksack. Luce schraubte kurz den Deckel ab. Heiße Schokolade, die unglaublich verführerisch roch. Mit dem Buch und der Thermoskanne in den Armen fühlte sie sich reich beschenkt. Aber sie wusste, dass ihr ganz erbärmlich zumute sein würde, sobald sie allein im Flugzeug saß. Sie lehnte sich gegen Daniels Schulter, um seine Nähe zu spüren. Nicht mehr lange.
    Gabbe sah sie aufmunternd an. »Wir sehen uns bald wieder, okay?«
    Aber Arriane vermied einen direkten Blickkontakt, als schämte sie sich aus irgendeinem Grund. »Mach bloß keine
Dummheiten wie dich in ein Aschehäufchen verwandeln oder so was.« Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Wir brauchen dich.«
    »Ihr braucht mich?«, fragte Luce. Sie hatte Arriane gebraucht, damit sie ihr zeigte, wie man auf der Sword & Cross zurechtkam. Sie hatte Gabbe an dem Tag auf der Krankenstation gebraucht. Aber warum sollten die anderen sie brauchen?
    Gabbe und Arriane antworteten ihr mit einem düsteren Lächeln, bevor sie wieder im Wald verschwanden. Luce wandte sich zu Daniel und versuchte zu vergessen, dass Mr Cole dicht daneben stand.
    »Ich lasse euch beide noch einen Augenblick allein«, sagte Mr Cole, der verstanden hatte. »Die Motoren laufen bereits, noch drei Minuten Zeit bis zum Start. Dann bis gleich im Cockpit, Luce.«
    Daniel drehte Luce zu sich und presste seine Stirn an ihre. Als ihre Lippen sich fanden, versuchte Luce, sich jeden Bruchteil dieses Augenblicks tief einzuprägen. Sie würde die Erinnerung daran so notwendig brauchen wie die Luft zum Atmen.
    Denn was war, wenn ihr das alles wie ein Traum erschien, sobald Daniel weg war? Wenn sich herausstellte, dass das tatsächlich alles nur ein weiterer Traum gewesen war? Ein Albtraum zum Teil, aber dennoch ein Traum. Denn wie konnte es sein, dass sie für Daniel empfand, was sie zu empfinden glaubte, obwohl er kein Mensch war?
    »Ja dann«, sagte Daniel. »Leb wohl. Pass auf dich auf. Ich vertrau dich jetzt Mr Cole an, aber ich komme bald nach.« Ein Pfiff ertönte aus dem Flugzeug. Mr Cole teilte ihnen mit, dass sie sich beeilen sollten. »Denk an alles, was ich dir gesagt habe.«

    »An alles?«, fragte Luce, leicht in Panik geratend.
    »An so viel wie möglich - aber vor allem, vergiss nicht, dass ich dich liebe.«
    Luce schniefte. Sie brachte kein Wort mehr heraus. Tränen liefen ihr über die Wangen. Der Augenblick der Trennung war gekommen.
    Sie rannte zur offenen Tür des Cockpits, stemmte sich verzweifelt gegen den heißen Wind von den Propellern. Mr Cole streckte ihr die Hand entgegen, um ihr die Trittstufen hochzuhelfen. Dann drückte er einen Knopf, die Leiter fuhr ins Flugzeuginnere, die Tür schloss sich.
    Luce warf einen Blick auf die Armaturen. Sie hatte noch nie in einem so kleinen Flugzeug gesessen. Noch nie in einem Cockpit. Überall waren Knöpfe und blinkende Signallichter zu sehen. Sie blickte zu Mr Cole.
    »Und Sie können wirklich so ein Ding fliegen?«, fragte sie und wischte sich mit dem Handtuch über die Augen.
    »U.S. Air Force, 59. Division, zu Ihren Diensten«, sagte er und salutierte.
    Luce salutierte unbeholfen zurück.
    »Meine Frau erklärt den Leuten immer, sie sollen bloß nicht anfangen, mich nach meiner Zeit als Pilot in Vietnam zu fragen«, sagte er und schob einen breiten silbernen Hebel zurück. Das Flugzeug setzte sich in Bewegung. »Aber wir haben ja einen langen Flug vor uns und ich habe neben mir jemand sitzen, der mir bestimmt gefesselt zuhören wird.«
    »Ja, an den Sitz gefesselt«, schlüpfte es Luce heraus, »wehrlos ausgeliefert«.
    »Gute Antwort.« Mr Cole stieß sie mit dem Ellenbogen in die Seite. »Ich mach nur Spaß«, meinte er lachend. »Wird nicht so schlimm werden.« Wie er sich ihr zuwandte, wenn er lachte, erinnerte sie an die Fernsehabende mit ihrem
Vater, wenn sie beide zusammen einen lustigen Film angeschaut hatten, und sofort fühlte Luce sich etwas besser.
    Das Flugzeug rollte inzwischen schneller und sie hatten vor sich nicht mehr viel Platz. Sie würden bald abheben müssen, sonst bestand die Gefahr, dass sie in den See hineinrasten.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst!«, brüllte Mr Cole ihr über das laute Dröhnen der Maschinen hinweg zu. »Keine Angst, ich kenn den Hügel hier!«
    Und kurz bevor die Graskuppe unter ihnen endete, zog er den Steuerknüppel zwischen ihnen heftig zurück und die Flugzeugnase hob sich steil zum Himmel. Der Horizont kippte für einen Augenblick aus dem Blickfeld, und

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