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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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ging zu ihr und nahm sie in die Arme. »Wenn alles vorbei ist, rufe ich dich auf dem Festnetz an. Aber du darfst mich unter gar keinen Umständen anrufen. Das würde mir gerade noch fehlen, dass plötzlich das Handy klingelt.«
    »Du bist um vier Uhr wieder hier«, sagte sie, »und pass, verdammt noch mal, auf, dass dir nichts passiert.«
    »Du klingst ja wie meine Mutter.« Ich küsste sie und stieg in den Wagen.
    Junior wohnte über hundert Kilometer entfernt. Während ich auf der Autobahn Richtung Newport fuhr, ging ich noch einmal alle Möglichkeiten durch. Je länger ich darüber nachdachte, umso klarer wurde mir, dass Caroline recht hatte. Was ich vorhatte, war nicht nur gefährlich, es grenzte an Wahnsinn. Ich hatte zwar einen vagen Plan im Kopf, wusste aber nicht, wie ich mich an Tester heranmachen sollte, falls er zu Hause war. Es war nach Mitternacht. Ich konnte mich also nicht einfach vor seine Tür stellen und anklopfen. Junior musste total paranoid sein, sonst hätte er sich nicht so verhalten. Wenn ich mitten in der Nacht plötzlich vor seiner Tür stand, würde er mich sicher mit der Knarre in der Hand begrüßen. Und noch schlimmer. Ich kannte mich ja auf seinem Grundstück überhaupt nicht aus, wusste nicht mal, ob er Nachbarn hatte oder einen Hund … Mist, eigentlich wusste ich gar nichts. Während meiner Zeit als Ranger war ich ein paar Mal als Kundschafter eingesetzt worden. Das heißt, es war meine Aufgabe gewesen, mir ein verlässliches Bild von der Stärke und der Position der feindlichen Kräfte zu verschaffen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse hatten unsere Kommandeure dann ihre Entscheidungen getroffen. Solche Informationen hätte ich jetzt auch gut brauchen können. Unter den gegebenen Umständen ging ich natürlich ein verdammt hohes Risiko ein.
    Die Meilen flogen nur so dahin, während es in meinem Kopf unablässig arbeitete. Zwischendurch kam es mir fast vor, als ob eine winzige Caroline mir hartnäckig etwas in das eine Ohr flüsterte, während ein winziger Joe auf der anderen Schulter hockte und ihr unentwegt widersprach.
    Los, kehr um, fahr wieder nach Hause. Was du vorhast, ist doch reiner Selbstmord.
    Der Kerl hat versucht, dich umzubringen. Dieses Schwein hat doch schon mal versucht, dich umzubringen, hörst du. Er hat deine Frau beobachtet. Wer weiß, vielleicht kommen deine Kinder als Nächstes an die Reihe. Und die Polizei kannst du ohnehin vergessen.
    Ich fuhr trotzdem weiter.
    Bis Newport brauchte ich etwas über eine Stunde. Da die Stadt sehr klein ist, hatte ich Juniors Haus bald gefunden. Es lag knapp einen Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen und war etwa hundert Meter vom nächsten Nachbarn entfernt. Immerhin. Ich fuhr langsam an dem Grundstück vorbei. Vorn an der Einfahrt hing an einem Pfosten ein schwarzer Briefkasten, auf dem in schnörkeligen weißen Buchstaben der Name »Tester« prangte. Das kleine Backsteinhaus stand auf einem rechteckigen Grundstück, das von ungepflegten Kiefern gesäumt wurde. Eine Alarmanlage gab es nicht, und im Haus selbst war alles dunkel. Eines der beiden Nebengebäude sah wie eine Garage aus. Nach dieser ersten Inspektion fuhr ich noch etwa zwei Kilometer weiter, machte dann kehrt und fuhr ein zweites Mal an dem Grundstück vorbei. So war Junior auch an unserem Haus vorbeigefahren. Jetzt war ich an der Reihe.
    Ungefähr einen halben Kilometer von Testers Haus entfernt stand ein Wohnblock. Ich stellte den Wagen unten auf dem Parkplatz ab, holte den Gehstock, die Benzinflasche und die Taschenlampe aus dem Auto und marschierte los. Die Straßen ringsum waren menschenleer. Es war ungefähr zehn Grad warm, und der Mond hing tief am westlichen Himmel. Ein paar Wolken wären zwar nicht schlecht gewesen, aber Gott sei Dank hatte ich bei den Rangern gelernt, mich auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen in jedem Gelände beinahe unsichtbar zu machen. Außerdem wusste ich, wie wichtig es ist, den Feind zu überrumpeln, und wie man sich im Nahkampf verhält. Falls es mir gelingen sollte, Tester zu überrumpeln und in meine Gewalt zu bekommen, dann wusste ich ganz genau, wie ich mit ihm zu verfahren hatte.
    Als ich sein Grundstück erreicht hatte, legte ich mich auf den Boden und robbte im Schutz der Kiefern seitlich an seinem Haus vorbei. Dabei behielt ich das Haus ständig im Auge und beobachtete, ob irgendwo ein Licht anging oder sonst etwas Auffälliges passierte. Nichts. Von Diane Frye wusste ich, dass Junior weder verheiratet war noch

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