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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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die sich, ein paar Tage bevor Guðlaugur ermordet wurde, mit Stefanía hier im Hotel getroffen hat?«
    »Ja«, sagte Elínborg abwesend. »Die hatte sie gebeten, ihr zuliebe zu lügen, aber im entscheidenden Augenblick brachte sie es nicht über sich.«
    »Sollte sie für Stefanía lügen?«
    »Sie fing damit an, dass sie hier zusammengesessen und Kaffee getrunken hätten, aber dann hat sie wohl Muffensausen gekriegt, oder sie ist eine schlechte Lügnerin, jedenfalls brach sie am Telefon in Tränen aus, als ich ihr sagte, sie müsse aufs Revier kommen, um das zu Protokoll zu geben. Sie sagte, dass Stefanía und sie befreundet seien, weil sie zusammen im Musikverein waren. Stefanía hätte sie angerufen und sie gebeten auszusagen, dass sie sich hier im Hotel getroffen hätten, falls sie gefragt würde. Sie sagte, dass sie sich zuerst geweigert hätte, doch Stefanía hat sie anscheinend mit irgendwas unter Druck gesetzt, aber sie hat mir nicht sagen wollen, mit was.«
    »Das war von Anfang an eine miese Lüge«, erklärte Erlendur. »Wir haben es beide gewusst, als ihr das herausgerutscht ist. Ich weiß nicht, warum sie uns so bei der Arbeit behindert, es sei denn, sie hat Schuldgefühle.«
    »Meinst du etwa, dass sie ihren Bruder getötet hat?«
    »Oder sie weiß, wer es getan hat.«

    Sie blieben noch eine Weile sitzen und sprachen über den Jungen und seine Mutter – und die schwierigen häuslichen Verhältnisse. Was Elínborg darauf brachte, Erlendur erneut danach zu fragen, was er an Weihnachten vorhatte. Er sagte, er und Eva Lind würden am Heiligabend zusammen sein.
    Er berichtete Elínborg von seiner Entdeckung im Kellerflur und seinem Verdacht, dass Ösps Bruder etwas mit der Sache zu tun haben könnte, der ins kriminelle Milieu abgerutscht sei und ständig Geld bräuchte. Er bedankte sich bei Elínborg für die Weihnachtseinladung und sagte ihr, sie solle sich doch für die restliche Zeit bis Weihnachten freinehmen.
    »Da gibt’s keine restliche Zeit mehr«, sagte Elínborg grinsend und zuckte mit den Achseln. Anscheinend spielten Weihnachten, Hausputz, Plätzchen, Schwiegereltern keine Rolle mehr.
    »Kriegst du irgendwelche Weihnachtsgeschenke?«, fragte sie.
    »Vielleicht Socken«, sagte Erlendur. »Hoffentlich.«
    Er zögerte.
    »Lass dir das nicht zu nahe gehen mit dem Vater«, sagte er dann. »So was kann jedem mal passieren. Wir glauben, sicher zu sein, und sind felsenfest überzeugt von etwas, aber dann kommen die Zweifel. Dann, wenn plötzlich neue Fakten ans Licht kommen.«
    Elínborg nickte.
    Erlendur begleitete sie ins Foyer, wo sie sich verabschiedeten. Er wollte auf sein Zimmer, um seine Sachen zusammenzupacken. Jetzt reichte es mit der Distanz von zu Hause. Er hatte angefangen, seine Bude zu vermissen, wo nichts war. Doch, da waren seine Bücher, sein Sessel – und Eva Lind, auf dem Sofa.
    Er stand am Aufzug und wartete, als Ösp auf einmal neben ihm auftauchte.
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte sie.
    »Wen ihn?«, fragte Erlendur. »Deinen Bruder?«
    »Komm mit«, sagte Ösp und ging zur Treppe, die in den Keller hinunterführte. Erlendur zögerte. Die Aufzugtür ging auf, und er schaute hinein. Er war dem Mörder auf der Spur. Vielleicht war der Bruder gekommen, um sich auf Anraten der Schwester zu stellen; der Junge mit dem Kautabak. Erlendur war deswegen nicht angespannt. Keine Erregung und Siegesgewissheit, die aufkamen, wenn ein Fall gelöst wurde. Er fühlte sich nur müde und unangenehm berührt, weil dieser Fall alle möglichen Erinnerungen aus seiner Kindheit heraufbeschworen hatte. Ihm war klar geworden, dass in seinem eigenen Leben noch so vieles ins Reine zu bringen war, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Im Augenblick sehnte er sich danach, die Arbeit hinter sich zu lassen und so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, um mit Eva Lind zusammen zu sein. Ihr zu helfen, mit den Problemen fertig zu werden, mit denen sie kämpfte. Er wollte damit aufhören, über andere nachzudenken, er wollte über sich selbst nachdenken und seine Nächsten.
    »Kommst du nicht?«, fragte Ösp, die an der Treppe stand und auf ihn wartete.
    »Ich komme«, sagte Erlendur.
    Er folgte ihr die Treppe hinunter in die Kantine, wo er zuerst mit ihr gesprochen hatte. Da drinnen war es immer noch genauso schmutzig. Ösps Bruder saß an einem Tisch und sprang auf, als Erlendur hereinkam. Ösp machte die Tür hinter sich zu.
    »Ich habe ihm nichts getan«, sagte er mit schwacher Stimme. »Ösp

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