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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Meine Angst steigerte sich von Minute zu Minute, und ich musste mich enorm zusammenreißen, um nicht auf der Stelle zu fliehen und auf diese Weise die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich musste ein paar Tage verstreichen lassen, aber dann hielt ich es nicht länger aus und machte, dass ich wegkam. Meine Nerven hielten das nicht aus. Aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Wie gut haben Sie die Lebensgeschichte von Guðlaugur gekannt?«
    »Nicht genau.«
    »Geht es bei dieser Plattensammlerei nicht darum, sich Informationen über die zu verschaffen, die man sammelt? Haben Sie das nicht gemacht?«
    »Ich weiß nicht viel«, erklärte Wapshott. »Ich weiß bloß, dass er seine Stimme bei einem Konzert verloren hat, es sind nur zwei Platten mit ihm herausgekommen, er hat sich mit seinem Vater überworfen …«
    »Einen Augenblick. Wie haben Sie von seinem Tod erfahren?«
    »Was meinen Sie?«
    »Den Hotelgästen wurde nichts von einem Mord gesagt, sondern nur von einem Unfall oder einer Herzattacke. Wie haben Sie herausgefunden, dass er ermordet worden war?«
    »Wie ich das herausgefunden habe? Sie haben es mir erzählt.«
    »Ja, ich habe es Ihnen gesagt, und Sie waren unerhört verwundert, daran kann ich mich erinnern, aber jetzt behaupten Sie, dass Sie, als Sie von dem Mord erfuhren, Angst bekamen, dass wir da eine Verbindung zu Ihnen sehen würden. Das war also, bevor Sie und ich miteinander gesprochen haben. Bevor wir Sie damit in Verbindung brachten.«
    Wapshott starrte ihn an. Erlendur wusste genau, dass er nun Zeit zu gewinnen versuchte, ließ ihn aber gewähren. Von ihm aus sollte Wapshott so viel Zeit gewinnen, wie er mochte. Das änderte nichts an der Situation. Die beiden Polizisten warteten ruhig in angemessener Entfernung ab. Erlendur war spät zum Frühstück erschienen, und im Speisesaal befanden sich nur wenige Menschen. Er sah auf einmal die große Küchenchefmütze auftauchen, deren Besitzer wegen der Speichelprobe explodiert war. Erlendur dachte an die Laborantin. Valgerður. Was machte sie? Piekste sie im Krankenhaus Kinder mit Nadeln, die mit dem Weinen kämpften oder sie zu treten versuchten?
    »Gibt es vielleicht noch etwas anderes als das Interesse an Schallplatten, was euch verbunden hat?«
    »Ich wollte da nicht hineingezogen werden«, sagte Wapshott.
    »Was haben Sie zu verbergen? Warum wollen Sie nicht Verbindung zur britischen Botschaft aufnehmen? Warum wollen Sie keinen Rechtsbeistand?«
    »Ich habe die Leute hier unten darüber reden gehört. Die Hotelgäste. Sie haben darüber gesprochen, dass er ermordet worden ist. Irgendwelche Amerikaner. So habe ich davon erfahren. Und ich war äußerst besorgt, dass ihr diese Verbindungslinien ziehen würdet und ich genau in diese Lage geraten würde, in der ich mich jetzt befinde. Deswegen bin ich geflohen. Komplizierter ist es nicht.« Erlendur erinnerte sich an das amerikanische Paar Henry Bartlett und seine Frau, die Sigurður Óli angelächelt und »Cindy« gesagt hatte.
    »Was für einen Wert haben die Platten mit Guðlaugur?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie müssen einen ganz schönen Wert haben, wenn Sie deswegen mitten im Winter nach Island reisen, um an sie heranzukommen. Wie viel sind die Platten wert? Eine Platte. Was kostet sie?«
    »Wenn man verkaufen will, geschieht das mittels einer Auktion im Internet, und bei so etwas ist es unmöglich zu sagen, was am Ende dabei herauskommt.«
    »Aber was würden Sie schätzungsweise dafür bekommen?«
    Wapshott überlegte.
    »Da kann ich nichts zu sagen.«
    »Haben Sie Guðlaugur getroffen, bevor er starb?«
    Henry Wapshott zögerte.
    »Ja«, sagte er schließlich.
    »Der Zettel, den wir gefunden haben, 18.30, waren Sie zu diesem Termin mit ihm verabredet?«
    »Das war am Tag, bevor er tot aufgefunden wurde. Wir haben in seinem Zimmer ein kurzes Zusammentreffen gehabt.«
    »Worum ging es?«
    »Um seine Platten.«
    »Was war mit seinen Platten?«
    »Ich wollte wissen, und zwar schon seit langem, ob er noch mehr davon besitzt. Oder ob diese wenigen Platten, die ich und ein paar andere Sammler besitzen, die einzigen Exemplare auf der Welt sind. Aus irgendwelchen Gründen hat er darauf nicht antworten wollen. Ich habe schon in dem Brief, den ich ihm vor einigen Jahren schickte, danach gefragt, und es war eine der ersten Fragen, die ich ihm stellte, als ich ihn vor drei Jahren zum ersten Mal getroffen habe.«
    »Und was dann, hatte er noch mehr Platten für Sie?«
    »Er wollte sich nicht dazu

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