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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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und Elínborg an.
    »Habt ihr euch danach erkundigt, ob es hier im Hotel Überwachungskameras gibt?«, fragte er.
    Sie schauten einander an.
    »Wolltest du das nicht machen?«, fragte Sigurður Óli zu Elínborg.
    »Ich habe es vergessen«, erwiderte sie. »Ihr wisst, Weihnachten und das alles. Hab’s total vergessen.«

    Der Empfangschef schaute Erlendur an, schüttelte den Kopf und erklärte, dass man in diesem Hotel diesbezüglich eine klare Übereinkunft getroffen hatte. Es gäbe keine Überwachungskameras im Hotelgebäude, weder in der Lobby, in der Rezeption, den Aufzügen, den Fluren noch auf den Zimmern, vor allem nicht auf den Zimmern, selbstverständlich.
    »Sonst hätten wir hier keine Gäste mehr«, sagte der Empfangschef ernst.
    »Ja, das habe ich mir gedacht«, sagte Erlendur enttäuscht. Einen Augenblick lang hatte er die schwache Hoffnung gehabt, dass Überwachungskameras irgendetwas aufgezeichnet haben könnten. Etwas, das die bisherigen Berichte und Aussagen, die der Polizei vorlagen, in einem neuen Licht erscheinen ließ.
    Er hatte sich schon umgedreht und wollte zurück in die Bar, als der Empfangschef ihm hinterherrief.
    »Beim Südeingang gibt es eine Bankfiliale, auf der anderen Seite des Hauses. Dort sind Geschäfte und eine Bank, und von da kann man ins Hotel kommen. Die wenigsten Leute benutzen aber diesen Eingang. Die Bank hat bestimmt solche Kameras, aber die zeigen wohl kaum etwas anderes als deren Kunden.«
    Erlendur waren die Bank und der Souvenirladen schon zuvor aufgefallen, und er machte sich gleich auf den Weg dorthin. Die Filiale war aber bereits geschlossen. Er schaute hoch und sah ein fast unsichtbares Kameraauge über dem Eingang. Die Räume waren offensichtlich menschenleer. Er klopfte und rüttelte trotzdem an der gläsernen Tür, aber nichts rührte sich. Schließlich griff er zum Handy und verlangte, dass der Filialleiter ausfindig gemacht und geholt würde.
    Solange Erlendur wartete, schaute er sich in dem Souvenirgeschäft um. Wo er auch hinschaute, völlig überzogene Preise. Teller mit Bildern von Gullfoss und Geysir, geschnitzte Thor-Skulptürchen, Schlüsselanhänger mit Fuchshaar, Plakate mit den Walen vor Islands Küsten, Jacken aus Seehundfell, die ein Monatsgehalt von ihm kosteten. Er erwog kurz, sich hier etwas zur Erinnerung an dieses seltsame Touristen-Island zu kaufen, das nur in der Vorstellung reicher Ausländer existierte, aber er fand nichts, was einigermaßen bezahlbar gewesen wäre.
    Die Bankfiliale wurde von einer Frau um die vierzig geleitet. Sie war auf dem Weg zu einer Weihnachtsfeier gewesen und alles andere als erfreut über diese Störung. Ihr erster Gedanke war, dass die Bank ausgeraubt worden sei. Ihr war nicht gesagt worden, was los war, als zwei Polizisten bei ihr zu Hause klingelten und sie abholten. Sie starrte Erlendur grimmig an, als er ihr vor der Filiale erklärte, dass er an die Überwachungskameras herankommen müsse. Sie hatte gerade eine Zigarette geraucht, zündete sich mit der Glut von der alten aber schon wieder eine neue an. Erlendur dachte, dass er lange keine so fanatische Raucherin mehr gesehen hatte.
    »Hätte das nicht Zeit bis morgen gehabt?«, fragte sie frostig, und er hörte förmlich die Eisnadeln klirren, die von ihr abfielen. Dieser Frau hätte er um keinen Preis etwas schulden mögen.
    »Das bringt dich um«, sagte er und deutete auf ihre Zigarette.
    »Noch nicht«, sagte sie. »Weswegen hast du mich holen lassen?«
    »Es hängt mit dem Mord hier im Hotel zusammen.«
    »Und?«, fragte sie. Ein Mord konnte sie offenbar nicht aus der Fassung bringen.
    »Wir versuchen, die Ermittlungen voranzutreiben.« Er versuchte zu lächeln, aber das gelang ihm nicht so richtig.
    »Was für ein hirnrissiger Quatsch«, erklärte sie und gab Erlendur ein Zeichen, ihr zu folgen. Die zwei Polizisten waren wieder gegangen, offensichtlich froh, die Frau loszusein, die sie auf dem Weg ins Hotel mit Beschimpfungen überschüttet hatte. Sie ging mit Erlendur zum Personaleingang der Bank, gab ihren Nummerncode ein, öffnete die Tür und erklärte, dass er sich gefälligst beeilen solle.
    Die Filiale war nicht groß, und im Büro der Frau befanden sich vier kleine Bildschirme, die mit den Kameras über den Schaltern, im Schalterraum und am Eingang verbunden waren. Sie schaltete die Geräte ein und erklärte Erlendur, dass die Kameras rund um die Uhr liefen und alles auf Videokassetten aufgezeichnet würde, die drei Wochen lang aufbewahrt und

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