Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
Gyasi sah ihn vielsagend an. »Ja, mit diesem Problem werden wir hier oft konfrontiert. Die Finanzierung durch den Hohen Senat gleicht förmlich einem Glücksspiel. Sie wissen, wie das läuft: Eine kleine, aber lautstarke Gruppe echauffiert sich darüber, dass die Regierung zusätzliches Geld in die Engel-Forschung pumpt, wo sie doch Gabriel schon absurde Preise für die Dinger zahlen.«
Kosta zuckte die Achseln und dachte an die Slums von Magasca. »Dieses Argument ist durchaus stichhaltig«, sagte er. »Zumal auch die Pax schon die Messer wetzen, mit denen sie uns schlachten wollen.«
Gyasi machte eine abfällige Geste. »Die Pax sind doch kein Problem. Es ist völlig ausgeschlossen, dass sie uns unterwerfen – und sie lieben das Geld und den Profit viel zu sehr, um uns zu vernichten.«
»Es sei denn, sie betrachten uns als eine Bedrohung«, sagte Kosta pointiert. Unwillkürlich ärgerte er sich darüber, dass die Pax als solche Witzfiguren abgetan wurden. »Nach allem, was ich weiß, betrachten sie die Engel als fremdartige Intelligenzen, die bereits eine Invasion durchführen.«
Gyasi schnaubte leise. »Ich kenne Leute in Rungwe, die das auch glauben. Das ist bedauerlich, wo es doch so viele interessantere Theorien gibt, mit denen man sich befassen könnte.« Er wölbte eine Augenbraue. »Man hat Ihnen aber auch gesagt, dass Sie Engel-Theorien nicht mit Personen außerhalb des Instituts erörtern sollen, nicht wahr?«
»Nein, nicht in dieser Deutlichkeit«, sagte Kosta und sein verletzter Stolz wich einem plötzlichen Interesse. Engel -Theorien – Plural?
»Nun, dann betrachten Sie sich hiermit als belehrt«, sagte Gyasi. »Das gilt auch für alle anderen Forschungsergebnisse. Sie können sie im Intranet des Instituts veröffentlichen, aber es gelangt nichts ohne vorherige Genehmigung nach draußen.«
»Verstehe.« Na also. Vielleicht hatten die Empyreaner doch ein gewisses Sicherheitsbewusstsein.
»Gut«, sagte Gyasi. »Es ist eigentlich keine große Sache, aber nach dem Flizh -Skandal hat es sich eben so eingebürgert, dass wir die Dinge zunächst intern diskutieren, bevor wir damit an die Öffentlichkeit gehen.«
»Alles klar.« Kosta holte tief Luft und formulierte im Geiste schon sorgfältig die nächste Frage …
»Woran werden Sie genau arbeiten?«, fragte Gyasi.
»Äh …« Es kostete Kosta einige Mühe, den mentalen »Gangwechsel« zu vollziehen. »Zunächst einmal werde ich eine Literatursuche durchführen. Ich habe angeboten, dahingehend zu recherchieren, ob jemals ein Beweis dafür erbracht wurde, dass das Zentralteilchen allein einen Engel konstituiert – im Gegensatz zum Teilchen und der Materiehülle, die es umgibt.«
Gyasi runzelte die Stirn. »Der Engel ist natürlich das zentrale Teilchen. Was hat die Ionenhülle denn damit zu tun?«
Kosta zuckte die Achseln. »Vielleicht gar nichts, vielleicht eine ganze Menge. Wie dem auch sei, ich möchte es gern zweifelsfrei herausfinden.«
Gyasi musterte ihn intensiv. »Sie wollen doch nicht etwa Chandkaris alte Theorie wieder aufwärmen, oder? Ich dachte, sie sei vor fünf Jahren endgültig zu den Akten gelegt worden.«
»Ich suche nur nach der Wahrheit«, sagte Kosta. Er spürte, dass ihm plötzlich der Schweiß auf der Stirn stand, und wünschte sich, er wüsste, wer Chandkari war. Er hatte wahrscheinlich irgendwo auf der Liste gestanden, die er gerade durchgegangen war. »Ich will ganz unvoreingenommen an die Sache herangehen.«
»Ja.« Gyasi zuckte die Achseln. »Na schön. Ein offener Geist ist schön und gut, aber vergessen Sie nicht, dass er auch ziemlich schnell mit theoretischem Müll gefüllt werden kann.«
»Sicher«, pflichtete Kosta ihm bei. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein einziges subatomares Teilchen diesen ethischen Effekt erzeugen kann, den Engel bewirken sollen.«
»Das gilt für viele von uns«, sagte Gyasi und nickte. »Deshalb ist Doktor Qhahenlos Acchaa -Theorie auch so reizvoll. Sie geht mit den Daten konform, ermöglicht zutreffende und überprüfbare Prognosen und setzt praktisch voraus , dass die Engel Einzelpartikel sind.« Er zeigte mit dem Finger auf Kosta. »Merken Sie sich meine Worte: in drei Jahren – höchstens in vier – werden die Physiker alles daran setzen, die Acchaa -Theorie mit Reynolds Einheitlicher Theorie in Einklang zu bringen.«
»Wird bestimmt sehr interessant werden«, sagte Kosta und gestattete sich einen Anflug von Überheblichkeit. Die Pax hatten die Große Einheitliche
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