Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
sollte, die Hucke voll gelogen hatte. »Vielleicht hat er ja doch Glück«, sagte er.
Telthorst sah ihn für einen Moment nachdenklich an. »Vielleicht. Ich hätte gern eine Kopie dieses Lorelei-Datenimpulses.«
Lleshi stellte Blickkontakt mit Campbell her und nickte. Wortlos ging der andere zu Telthorst hinüber und überreichte ihm einen Datenzylinder. »Vielen Dank«, sagte der Adjutor und erhob sich. »Falls Sie mich brauchen, Kommodore, ich bin in meiner Kabine.«
Er ging zum Aufzug der Brücke und hielt dort noch einmal inne. »Übrigens – Sie sollten vielleicht eine vollständige Untersuchung dieses Systems vornehmen«, fügte er über die Schulter hinzu. »Solange wir hier noch ein funktionierendes Katapult haben, könnten wir uns genauso gut vergewissern, ob es hier etwas gibt, das eine Rückkehr lohnt.«
»Vielen Dank«, sagte Lleshi. »Aber ich kenne die stehenden Befehle auch.«
»Gut.« Einen Moment lang ließ Telthorst den Blick gemächlich über die Galerie schweifen, als ob er sie alle daran erinnern wollte, wer bei dieser Operation letztlich das Sagen hatte. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort durch den Aufzugsschacht zum unteren Kommandodeck und verließ die Brücke.
Bastarde, rief Lleshi ihm lautlos hinterher. Eiskalte Bastarde, jeder Einzelne von ihnen. Dann widmete er sich wieder seiner Konsole und rief einen technischen Statusbericht auf. Die Arbeit am Kick-Pod-Katapult war bereits im Gange und würde voraussichtlich in fünf Tagen abgeschlossen sein.
Und dann würden sie auch eine Nachricht an Pax senden können, dass Kosta erfolgreich abgesetzt worden war. Und die Empyreaner würden langsam, aber unaufhaltsam ihrer Niederlage entgegengehen.
»Sagen Sie der Technik, dass sie Dreier-Schichten für den Bau des Hauptkatapults fahren sollen, sobald das Kick-Pod weg ist«, befahl er dem Kommunikationsoffizier. »Ich möchte, dass es in vier Monaten fertig ist.«
»Jawohl, Sir.«
Mit einer Grimasse rief Lleshi eine Kopie des Lorelei-Datenimpulses auf. Vier Monate lang hier draußen festzusitzen und nur bruchstückhaft über die Lage seines Kampfverbands informiert zu werden, würde seine Geduld auf eine harte Probe stellen. Doch für den Moment verfügte er zumindest über Informationen, die sonst niemand von den Pax hatte. Und dann hatte er noch einmal fünf Tage, um zu entscheiden, wie viele von diesen Informationen mit dem Kick-Pod abgeschickt werden würden.
Er machte es sich in der langsam wieder einsetzenden Schwerkraft des Schiffs in seinem Sitz bequem und begann zu lesen.
Der Timer klingelte leise, und Kosta sah von seiner Lektüre auf. Die zwölf Stunden, auf die Lleshi bestanden hatte, waren nun um, und ein aufmerksamer Blick auf die Monitore zeigte, dass keine empyrealen Schiffe sich innerhalb des inneren Scanbereichs befanden.
Zeit zum Aufbruch.
Er klappte die an Scharnieren befestigte Abdeckung der Steuerelemente auf, drehte sich um und drückte einen Knopf; und mit einem lauten Stakkato von Sprengfedern wurde er in den Sitz gepresst. Sein kleines Schiff wurde durch einen Tunnel geschleudert, der sich wie von Zauberhand in der marmorierten Oberfläche des Kokons auftat. Er hielt den Atem an und wartete angespannt auf den unvermeidlichen feindlichen Raumjäger, der ihm ohne Zweifel hinter einem Asteroiden aufgelauert haben musste.
Aber nichts dergleichen. Nichts geschah, während das kleine Schiff sich orientierte; nichts geschah, als es den vorprogrammierten Flug ins Innere des Systems zur empyrealen Welt Lorelei startete; und es geschah auch nichts, als Kosta erleichtert aufatmete und sich wieder zu entspannen wagte. Der Schachzug war geglückt, und er war unterwegs. Nahm Kurs auf Lorelei, wo er Kontakt mit einem kleinen automatisierten Spionagesystem aufnehmen würde, das die Pax dort heimlich stationiert hatten, bevor ihre letzten Gespräche mit den empyrealen Führern vor ein paar Monaten abgebrochen waren.
Und dann ging es weiter nach Seraph. Nach Seraph – und nach Angelmass.
Kosta bekam ein flaues Gefühl im Magen, als er aus dem Bullauge auf die entfernte Sichel von Lorelei blickte. Ich werde es schaffen, hatte er Lleshi zuversichtlich gesagt. Doch wo er nun weit von den hellen Lichtern und den kompetenten Männern und Frauen der Komitadji entfernt war, hallten die Worte wie eine leere Phrase in seinem Bewusstsein nach. Er war nun allein, auf feindlichem Territorium, und er stand einem Feind gegenüber, der inzwischen wahrscheinlich mehr Ähnlichkeit mit
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