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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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schon damit verlassen und war auf halbem Weg zu der verdammten Gabriel-Niederlassung.«
    Ornina nickte. »Und dann hast du ihn zurückgebracht.«
    »Nur, damit ich euch sagen kann, was ich von euch halte, bevor ich endgültig verschwinde.« Chandris stand auf und hielt sich am Tisch fest, als ihr plötzlich schwindlig wurde. »Lass mich in Ruhe!«, rief sie und wich ruckartig zurück, als Hanan die Hand nach ihr ausstreckte. »Ich brauche deine Hilfe nicht – ich brauche von niemandem Hilfe.« Sie wollte um den Tisch herum gehen und fluchte, als sie sich das Knie an der Stuhlkante anstieß.
    »Wohin willst du denn?«, fragte Ornina.
    »Was glaubst du denn, wohin ich gehe?«, blaffte Chandris. »Danke für alles. Und macht euch nicht die Mühe, mir ein Empfehlungsschreiben mitzugeben.«
    Ornina runzelte leicht die Augenbrauen. »Bei der Stimmung, in der du bist, wird es dir wahrscheinlich egal sein, aber im richtigen Leben gilt es als angemessen, wenigstens eine Frist von einer Woche einzuhalten, bevor man einen Job kündigt.«
    »Du bist vielleicht eine Ulknudel«, sagte Chandris knurrend. »Überlass das Witzereißen lieber Hanan – der kann das nämlich besser als du.«
    »Ich mache keine Witze«, sagte Ornina und versperrte mit einem kleinen Ausfallschritt die Türöffnung. »Wenn du wirklich gehen willst, steht dir das natürlich frei. Aber ich will es zuerst von dir hören.«
    Chandris starrte sie an. Wollte sie damit wirklich sagen …? »Seid Ihr Leute jetzt völlig verrückt geworden? Ich hatte doch gerade versucht, euren Engel zu stehlen.«
    »Aber du hast ihn nicht gestohlen«, stellte Ornina fest. »Nur das ist wichtig.«
    »Nein, ist es nicht«, erwiderte Chandris ungehalten. »Vielleicht ist mir nur klargeworden, dass ich ihn nicht verkaufen konnte. Beim nächsten Mal weiß ich es besser und lasse etwas anderes mitgehen. Ich bin schließlich eine Diebin , verdammt.«
    »Nein«, sagte Hanan. »Du bist eine Katze.«
    Sie wirbelte herum und hätte fast wieder das Gleichgewicht verloren. »Was?«
    »Du bist eine Katze«, wiederholte er. »Hast du schon einmal gesehen, wie eine Katze eine Maus getötet hat? Eine Hauskatze meine ich, keine Raubkatze.«
    Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Seine Äußerung kam so völlig unerwartet, dass ihr Zorn fürs Erste verrauchte. Das war wahrscheinlich der Auftakt zu einem Witz, und sie war jetzt nicht in der Stimmung, sich Hanans Witze anzuhören. Aber er blickte so ernst …
    Ach, zum Teufel. »Ich habe einmal gesehen, wie eine Katze eine kleine Ratte erwischt hat«, sagte sie ihm. »Es gab nämlich viel mehr Ratten als Mäuse im Barrio.«
    Er nickte. »Dann hat sie sie also getötet. Hat sie sie auch gefressen?«
    Sie musste kurz überlegen. »Nein. Sie hat sie gejagt und getötet, doch dann ist sie einfach weggegangen.«
    »Und zwar deshalb, weil sie nicht hungrig war«, sagte Hanan. »Katzen verhalten sich so. Eine hungrige Katze erspäht eine Beute, pirscht sich an, fängt sie, tötet sie und frisst sie. Wenn sie aber nicht so hungrig ist, dass sie unbedingt etwas fressen muss, pirscht sie sich an, fängt die Beute und tötet sie vielleicht auch. Aber wenn sie überhaupt keinen Hunger hat …« Er zeigte zur Betonung mit dem Finger auf sie. »… pirscht sie sich an und fängt die Beute – aber dann lässt sie sie wieder frei, ohne sie auch nur zu verletzen.«
    Sie betrachtete ihn eingehend. Obwohl sie dreieinhalb Flaschen Sherry intus hatte, war es doch offensichtlich, worauf er hinauswollte. »Und aus diesem Grund soll ich den Engel wieder zurückgebracht haben?«
    Hanan zuckte die Achseln. »Das ist eine interessante Verhaltensweise«, sagte er, als ob er sie gar nicht gehört hätte. »Das Jagen und Anpirschen ist sehr zeitaufwendig. Wenn die Katze auf die Jagd geht, ehe sie Hunger bekommt, fängt sie vielleicht genau dann eine Mahlzeit, wenn sie wirklich hungrig ist .«
    Chandris knirschte mit den Zähnen und spürte, wie ihre Entschlossenheit sich verflüchtigte. »Ich bin trotzdem keine Katze.«
    »Nein«, pflichtete Ornina ihr leise bei. »Du bist ein kleines Mädchen. Und ich würde sagen, du bist schon seit langer Zeit hungrig.«
    Ihre Sicht verschwamm; zornig versuchte Chandris die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie würde nicht weinen, sie würde auf gar keinen Fall weinen. »Ich kann nicht hierbleiben«, sagte sie schroff. »Ein Mann ist auf der Suche nach mir. Ein Verrückter, der sich in seinen Wahn hineinsteigert. Wenn er mich hier

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