Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
endgültig sterben, nicht als Vampir wieder aufwachen. Der Vampir sollte dich aussaugen, dir die Kehle herausreißen und deine zerschundene Leiche in der Gasse liegen lassen.«
»Kein Grund zur Beschönigung«, murmelte sie trocken, auch wenn sie ein wenig die Schultern einzog. »Ich weiß schon, was gemeint ist.«
Sanft strich er über ihre Wange. »Ich konnte es nicht zulassen. Deshalb habe ich … gezögert.«
Sie erstarrte. »Du warst dort, um mich zu töten.«
»Ich war dort, um deine Seele ins nächste Leben zu bringen.« Er blickte auf seine Hand. »Eine Berührung, mehr wäre nicht nötig gewesen. War es nie. Eine einzige Berührung, und der Tod trat ein.«
Nun ergriff sie seine Hand und drückte sie.
»Statt dich zu berühren«, sagte er mit harter Stimme, »berührte ich ihn.«
»Keenan.«
»Ich brach die Regeln. Ich nahm ein Leben, das ich nicht nehmen durfte. Und weil ich ungehorsam war, warfen sie mich in die Hölle.«
»Hölle?« Ihre Nägel stachen in seine Haut. »Oh, Keenan …«
»Meine Flügel wurden weggebrannt, als ich stürzte. Feuer loderte in mir, und als ich aufschlug, als ich endlich landete …« Er atmete langsam aus und blickte sich auf dem Parkplatz um, ehe er Nicole wieder ansah. »Ich wusste nicht einmal, wer ich war, was ich war. Ich wachte mitten auf einem leeren Feld auf. Die Erde um mich war versengt, und als ein Farmer angelaufen kam, um mir zu helfen, wusste ich lediglich, dass ich ihn nicht anfassen durfte.«
Seine Berührung hatte stets den Tod bedeutet.
Nicole sagte nichts, beobachtete ihn nur in der Dunkelheit, und mit ihren Vampiraugen dürfte sie zu vieles erkennen. »Glaub mir, nach dem Himmel war dies die Hölle für mich.« Die Gefühle, der Schmerz, der Hunger, der Durst, das Verlangen – er hatte nichts von alle dem verstanden. Wieder und wieder litt er schreckliche Qualen und wusste nicht, warum.
Denn als er zu sich kam, kannte er nur Schmerz und Zorn.
Bis er sich langsam wieder an sie erinnerte.
Himmel.
Hölle.
Fallen.
»Es dauerte, doch schließlich erinnerte ich mich.« Nicht an alles. Die Zeit zwischen seinem Sturz und dem Aufwachen auf dem Feld fehlte ihm bis heute. Wenn er versuchte, sich an jene Tage zu erinnern, hörte er das Knistern von Feuer und das Echo von Schreien.
»Ich erinnerte mich«, sagte er ruhig, »und dann machte ich mich auf die Suche nach dir.«
Eine Träne rollte über ihre Wange.
Er fing sie mit seinen Fingern ein. »Weine nicht um mich.«
Noch eine Träne lief über ihr Gesicht.
»Weine nicht, Süße.« Ich bin es nicht wert. Denn fast hätte er sie in jener Nacht geholt. Sie hatte recht: Er hatte einfach dagestanden und zugesehen.
Nie wieder.
Seine Lippen trafen auf ihre. Keenan schmeckte das Salz ihrer Tränen auf seiner Zunge. Schmerz. Engel kannten keinen Schmerz. Sie kannten auch keine Leidenschaft oder Lust.
Jetzt kannte er es alles, und er glaubte nicht, dass die Gefühle ihn noch einmal in die Hölle schicken konnten. Sie tobten nicht mehr in ihm, drohten nicht mehr, ihn zu zerreißen.
Jetzt bewirkten sie, dass er sich lebendig fühlte, menschlich.
Ihre Lippen öffneten sich ihm, und er vertiefte den Kuss, sodass sie sein Verlangen spürte.
Es war ein Verlangen, das einzig sie stillen konnte.
Seine Hände glitten über ihren Körper, umfingen ihre Taille und zogen sie dichter an ihn. Wann immer er bei ihr war, war er erregt, brauchte sie verzweifelt.
Die Lust pochte in seinen Adern; sein Glied schmerzte, und er wollte sie.
Er sehnte sich danach, sie nackt und ganz für sich zu haben.
Aber nicht hier an diesem schmutzigen Truckstop, wo zu viele Augen zu viel sehen könnten. Wenn er sie nahm, und das würde er, wollte er das Erlebnis mit niemandem teilen.
Einen Moment lang noch kostete er den Kuss aus. Er könnte nie genug davon bekommen, sie zu schmecken. Diese Mischung aus Wildheit und Süße faszinierte ihn, so tödlich sie auch sein konnte.
Nicht dass er sich allzu große Sorgen deshalb machte.
Langsam löste er den Kuss.
»Was jetzt?«, flüsterte sie.
Gleichzeitig nahm er den Duft wahr: eine schwache Note von frischen Blumen.
»Wir verschwinden von hier.« Er blickte sich um. Dort, links von ihnen parkte ein Pick-up mit großen Rädern und blitzender Lackierung. Wahrscheinlich besaß das Ding einen Motor, den man so richtig zum Heulen bringen konnte. »Und zwar sofort.« Sowie sie in Sicherheit waren, würde er sie nehmen, denn viel länger konnte er nicht mehr warten.
Dazu reichte seine
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