EngelsZorn - Im Blutrausch
Wahl getroffen hatte, ihn mit ihrer Beschattung zu beauftragen.
Forts schwarze Lederjacke war leicht geöffnet. „Das ist doch seine Waffe...“, murmelte sie. Bei genauerem Hinsehen hatte sie seine Schusswaffe im Halfter stecken sehen. ‚... er muss mir unbedingt zeigen, wie man sie benutzt...‘, dachte sie sich insgeheim. Sie wollte zur rechten Zeit vorbereitet darauf sein, die Waffe zu gebrauchen.
Plötzlich entlockte ihr sein Anblick ein Lächeln. Eine lange Strähne seines schwarzen Haares hatte sich an seinen Lippen verfangen und hing direkt über seinem leicht geöffneten Mund. Beim Ausatmen pustete er sie immer wieder von sich weg. Dies sah mächtig lustig aus. Die La Vitesse-Lumière lag ausgebreitet auf Forts Beinen. Er hatte einen bestimmten Artikel aufgeschlagen, aber sie konnte die Schlagzeile darauf nicht lesen, da die Zeitung gewellt in seinem Schoß lag und die Buchstaben aus ihrem Blickwinkel heraus nicht zu erkennen waren. Isabelle ging um den Renault herum, öffnete die Beifahrertür, setzte sich hinein und schloss sie wieder.
Fort erwachte und schlug abrupt seine Augen auf.
„Guten Morgen, David. Gut geschlafen?“, fragte sie ihn freundlich und lächelte ihn von der Seite an. „Wieso fahren Sie nachts nicht nach Hause!?“ Sie drehte sich ihm zu. „Ich bin mir sicher, dass es in Ihrem Bett gemütlicher ist als auf diesem unbequemen Sitz hier. Fahren Sie doch wenigstens heute Abend nach Hause! Bitte.“, versuchte sie, ihn erneut umzustimmen.
„Guten Morgen, Isabelle. Sie wissen doch ganz genau, ich fahre nicht nach Hause. Also versuchen Sie mich nicht jeden Morgen aufs Neue umzustimmen! Es wird Ihnen nicht gelingen. Sie sollten’s wirklich lieber lassen!“ Er lächelte sie an. „Außerdem, ich habe nicht geschlafen.“, rechtfertigte er sich. „Nur den Artikel gelesen.“
„Mit geschlossenen Augen?“ Sie lächelte zurück. Unwissentlich bezauberte sie ihn jedoch mit ihrem Lächeln und erhellte an diesem Morgen schlagartig seine außergewöhnlich miese Laune.
„Na gut, vielleicht habe ich ja geschlafen... aber nur fünf Minuten lang!“
„Bitte, David, fahren Sie doch wenigsten heute Nacht nach Hause.“, bat sie ihn ein zweites Mal.
„Isabelle, Sie verschwenden nur Ihre Zeit! Sie werden mich nicht davon abbringen, meinen Job korrekt zu erledigen... Sie werden‘s nicht schaffen, also lassen Sie’s lieber!“
„Sie sind ein unverbesserlicher Dickkopf, David!“
„Ich weiß...“ Er grinste.
Isabelle lächelte ihn an und puffte ihm dabei freundschaftlich in den Arm. Sie konnte nicht in geringster Weise ahnen, welche Gefühlsregungen sie bei ihm dadurch auslöste. „Sébastian wird‘s Ihnen sicherlich äußerst großzügig danken, sobald es ihm wieder besser geht. Bin mir hundertprozentig sicher. Ich kenne
ihn.“
„Wie geht’s ihm denn heute?“ Er sah sie fragend an.
Isabelle sah verstohlen durch die Windschutzscheibe und ihre für einen kurzen Moment dagewesene heitere Miene verfinsterte sich auf einen Schlag wieder. „Er hört einfach nicht auf zu schlafen!“, seufzte sie.
Fort schwieg. Anschließend klappte er die Zeitung zusammen und warf sie auf den Rücksitz.
„Und? Steht Ihr gewünschter Artikel nun in der La Vitesse-Lumière genauso, wie Sie es haben wollten?“, fragte sie ihn.
„Ja, Isabelle. Genauso, wie ich es haben wollte. Léon hat gute Arbeit geleistet. Jetzt weiß ganz Paris und hoffentlich auch Renards Mörder, dass ich Ihr Psychologe bin. Wollen Sie den Artikel lesen?“
„Nein, danke. Lieber nicht. Ich kann mir schon vorstellen, wie sich Duv...“ Plötzlich kam sie ins Stocken. Sie überlegte angestrengt, wie der Reporter hieß, aber es fiel ihr nicht ein. „... ich kann mir einfach seinen Namen nicht merken. Ich hab’s schon wieder vergessen.“
„Duval.“
„Richtig. Ich kann mir genau vorstellen, wie sich Duval wieder ausgelassen hat. Sehen Sie, wenn ich ehrlich sein soll, will ich das gar nicht so genau wissen.“ Sie wandte sich von ihm ab und sah durch die Windschutzscheibe. Ihre Neugier war dennoch größer als sie sich selbst eingestehen wollte. „Und, David? Wie sehr ist denn diesmal die Phantasie mit ihm durchgegangen? Ist es sehr schlimm?“, fragte sie ihn leise.
„Es ist nicht ganz so schlimm, wie Sie vermuten. Aber jetzt hat er aus einer mittellosen Verlobten auch noch eine geistig instabile und verwirrte Frau aus Ihnen gemacht, die unter anderem darunter zu leiden hat, ihren schönen Traum wie eine
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