Englische Liebschaften (Nancy Mitford - Meisterwerke neu aufgelegt) (German Edition)
nicht miteinander in Verbindung gebracht. Und wie sehen jetzt eure Pläne aus?«
»Er sagt, er wird mich heiraten, wenn ich geschieden bin. Ich finde es eigentlich albern, ich denke da eher wie Mama, einmal ist genug, was das Heiraten angeht, aber er sagt, ich gehörte zu der Sorte Frauen, die man heiratet, wenn man mit ihnen zusammenlebt, und es wäre ja schon eine Wonne, nicht mehr Kroesig zu heißen. Na, wir werden sehen.«
»Und wie sieht euer Leben aus? Ich nehme an, ihr geht jetzt nicht auf Partys und dergleichen, oder?«
»Liebling, hinreißende Partys, du kannst es dir nicht vorstellen – auf gewöhnliche Partys zu gehen, das kommt für ihn natürlich nicht infrage. Grandi gab letzte Woche ein Dinner mit Tanz, er rief mich selbst an und lud mich zusammen mit Christian ein, was ich wirklich ungeheuer nett von ihm fand – er ist immer nett zu mir gewesen –, aber Christian wurde ziemlich wütend und sagte, wenn ich keinen Grund sähe, nicht hinzugehen, sollte ich nur gehen, aber er würde auf gar keinen Fall mitkommen. Am Ende ging dann natürlich keiner von uns, und nachher habe ich gehört, es sei ungeheuer lustig gewesen. Zu den Ribs können wir auch nicht gehen oder zu den …« – sie nannte noch mehrere Familien, die für ihre Gastfreundschaft ebenso bekannt waren wie für ihre konservativen Überzeugungen.
»Das Schlimmste am Kommunistsein ist, dass die Partys, zu denen man gehen kann – na ja, schrecklich komisch sind sie und rührend, aber nicht besonders lustig, und immer finden sie in solchen düsteren Räumen statt. Nächste Woche zum Beispiel haben wir drei, ein paar Tschechen in der Sacco and Vanzetti Memorial Hall in Golders Green, dann Äthiopier in der Paddington-Badeanstalt und die Scotsboro Boys in irgendeinem anderen Saal, der genauso scheußlich ist. Verstehst du?«
»Die Scotsboro Boys«, fragte ich, »gibt es die immer noch? Sie müssen in die Jahre gekommen sein.«
»Allerdings, und gesellschaftlich geht es mit ihnen bergab«, sagte Linda kichernd. »Ich erinnere mich an eine absolut hinreißende Party, die Brian für sie veranstaltete – es war die erste, zu der Merlin mich mitnahm, deshalb habe ich alles so gut behalten, oh, Schatz, das war lustig. Aber nächsten Donnerstag wird es überhaupt nicht lustig werden. (Oh, Liebling, ich bin treulos, aber es ist so himmlisch, nach all diesen Monaten mal wieder einfach zu plaudern. Die Genossen sind süß, aber sie plaudern nie, sie halten immer nur Reden.) Ich habe Christian schon oft gesagt, wie sehr ich mir wünschen würde, dass seine Kumpel entweder ein bisschen mehr Witz in ihre Partys bringen oder keine mehr veranstalten, denn was eine traurige Party soll, verstehe ich nicht, du etwa? Aber die Linken sind immer traurig, weil ihnen ihre Anliegen so schrecklich am Herzen liegen und weil die Sachen, für die sie sich einsetzen, immer schiefgehen. Verstehst du? Ich wette, die Scotsboro Boys landen am Ende auf dem elektrischen Stuhl, das heißt, wenn sie nicht vorher an Altersschwäche gestorben sind. Irgendwie möchte man ihnen die Stange halten, aber es hat keinen Zweck, Leute wie Sir Leicester werden immer Oberwasser behalten, was soll man machen? Aber den Genossen ist das anscheinend nicht klar, zu ihrem Glück kennen sie Sir Leicester nicht, und deshalb meinen sie, sie müssten weiter diese traurigen Partys veranstalten.«
»Was ziehst du denn bei diesen Partys an?«, fragte ich interessiert, denn ich stellte mir vor, dass Linda in ihren teuer aussehenden Kleidern in diesen Badeanstalten und Sälen ziemlich deplaziert wirken müsste.
»Ach, weißt du, zuerst war das ein Riesenproblem, ich habe mich furchtbar damit herumgequält, aber dann habe ich herausgefunden, solange man Wolle oder Baumwolle trägt, ist alles in Ordnung. Seide und Satin – das wäre natürlich ein Fauxpas. Aber ich trage nur Wolle und Baumwolle und stehe deshalb ganz gut da. Selbstverständlich kein Schmuck, aber den habe ich ohnehin am Bryanston Square gelassen. Ich bin ja auch ohne Schmuck groß geworden, aber es hat mir doch schwer zu schaffen gemacht, muss ich sagen. Christian versteht nichts von Schmuck – ich habe es ihm erzählt, weil ich dachte, er fühlte sich dadurch geschmeichelt, dass ich für ihn alles aufgegeben habe, aber er sagte bloß: Immerhin gibt es noch die Burma Jewel Companys. Ach, Liebe, er ist ein komischer Mensch, du solltest ihn bald mal wieder treffen. Ich muss gehen, Liebling, der Besuch bei dir hat mich richtig
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