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English Cooking

English Cooking

Titel: English Cooking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Clough
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entlang, legen eine Servierplatte über die Schüssel und stürzen den Pudding mit einer schnellen Bewegung. Die Form vorsichtig abnehmen. Servieren Sie reichlich gesüßte Schlagsahne dazu, weil die Speise relativ sauer ist.
     
    Ein englisches Dinner wird nach dem Dessert eventuell noch mit Käse und Crackern abgeschlossen. Bei einem formelleren Essen oder in einem ultrakonservativen Haushalt kann es aber durchaus noch vorkommen, dass die Gastgeberin aufsteht und lächelnd, aber entschlossen zu den anderen anwesenden Damen sagt: »Sollten wir uns nicht vielleicht die Nasen pudern gehen?« Daraufhin weigern sich nur die tapfersten Ladies den Raum zu verlassen.
    Ich fürchte, das ist das Relikt einer uralten Stammessitte, wonach sich die Männer bei Portwein und Zigarren zusammensetzten, um »ernste« Angelegenheiten zu besprechen, dieangeblich nichts für die hübschen Köpfchen der Damen waren (oder einfach, um obszöne Geschichten zum Besten zu geben). Die Damen restaurierten inzwischen ihr Make-up, tauschten den neuesten Klatsch aus und beklagten sich über das Personal und die Kinder.
    Welchen Sinn das Ganze in der Vergangenheit auch immer gehabt haben mag   – die Sitte ist nicht nur überholt, sondern in einem Land, das schon Frauen als Premierminister, Minister, Zeitungsherausgeber, Dirigenten und in praktisch allen anderen Führungspositionen gesehen hat, eine regelrechte Beleidigung. Als sie einmal gefragt wurde, wie sie in einer solchen Situation reagiert hätte, antwortete Barbara Castle, eine kampflustige ehemalige Ministerin der Labour Party, knapp: »Wenn ich den Raum verlassen soll, kann ich auch gleich das Haus verlassen.« Ich habe von einer Reihe von Botschaftern gehört, deren Karrieren ruiniert waren, nachdem eine junge Staatssekretärin des Außenministeriums bei Botschaftsessen derselben Behandlung unterzogen worden war. Bei manchen Anlässen hat sich jedoch dieses Ritual bis heute erhalten. So bleibt bei offiziellen Banketten die Queen als Staatsoberhaupt bis zum Ende auf ihrem Platz sitzen, soweit ich weiß, ziehen sich jedoch bei privaten Dinners die königlichen Damen in einen Salon zurück, um die Männer bei Port und Zigarren sich selbst zu überlassen. Nach einer angemessenen Frist ist es beiden Geschlechtern erlaubt, bei Kaffee und Pralinen wieder zueinander zu stoßen.

Das Vermächtnis Indiens
    Eine der merkwürdigsten und dauerhaftesten Hinterlassenschaften der vierhundertjährigen Beziehungen zwischen Großbritannien und Indien findet man in der englischen Küche. Vom Beginn des 17.   Jahrhunderts an wurden Gewürze, Saucen, Relishes und Rezepte aus Indien importiert, sie belebten die einheimische Küche und wurden immer beliebter. Zu den Liebhabern der indischen Küche gehörten auch Mitglieder der königlichen Familie, insbesondere Königin Victoria. Letztere hatte, wie es ihrem Rang als Kaiserin von Indien und große weiße Mutter des britischen Empire in seinen besten Zeiten gebührte, in ihrer Küche zwei indische Köche, die tagtäglich Curry zubereiteten, egal, ob sie davon aß oder nicht. Ihr Enkel, George V., aß fast jeden Tag Curry zum Lunch. Heute sind Tausende von indischen Restaurants   – manche davon wahrhaft exzellent, andere weniger   – übers ganze Land verstreut, und in den großen Supermärkten werden exotische Gewürze, Saucen und andere Lebensmittel in solcher Fülle angeboten, dass man sich manchmal fragt, in welchem Land man sich überhaupt befindet. Doch während all das in den Augen der Europäer orientalisch erscheint, befremden einen Neuankömmling aus Indien viele der vermeintlich indischen Produkte. Denn die Küche der britisch-indischen Herrscher war ein seltsamer Zwitter, teils indisch, teils britisch und absolut untypisch für beide Kulturen.
    Das auffallendste Beispiel dieser merkwürdigen Ehe ist das allgegenwärtige Currypulver. Kein indischer Koch, der etwas auf sich hält, würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, eine fertige Gewürzmischung zu verwenden. Stattdessen werden die Gewürze ausgewählt, frisch gemahlen und nach denAnforderungen des jeweiligen Gerichts und den persönlichen Vorlieben des Kochs gemischt. Indische Puristen vertreten sogar die Ansicht, dass die Verbreitung des Currypulvers in der ganzen Welt dem Ansehen der indischen Küche geschadet habe. Solche Bedenken waren den englischen Sahibs fremd, die um das 17.   Jahrhundert herum begannen, Mischungen von ihren Köchen oder Lieferanten zusammenstellen zu lassen

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