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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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hatte, griff von hinten jemand nach meinem blutenden Handgelenk, drückte fest und wirbelte mich herum.
    Er drückte mich gegen die Wand. Mein Hinterkopf schlug hart auf dem Sandstein auf und ich spürte, wie mir frisches Blut in den Nacken lief. Seine Stärke war überraschend, aber ich war auch nicht gerade in Topform. Der kleine Mann, dessen Anwesenheit mich so beunruhigt hatte, hielt mich fest, während er seine Aktentasche neben mir abstellte und ein offenes Fläschchen aus seiner inneren Jackentasche zog.
    Er lächelte beruhigend, während er mich gegen die Wand presste. »W ir leben in einer problematischen Welt«, sagte er mit einem tiefen Seufzer. Er sah trostlos aus, und doch leuchteten seine Augen, als er mich wieder ansah. »I ch bin einfach fasziniert von dir.«
    »W er bist du?«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »D as ist eine komplizierte Frage. Aber in diesem Fall bin ich ein bloßer Finanzier. Und ich muss sagen– auch wenn es nicht meinen ursprünglichen Erwartungen entspricht, scheint es doch gut investiertes Geld zu sein.« Er blickte über die Schulter zu der Schlacht, die dort immer noch tobte. »I ch hätte sehr gern noch mehr Zeit mit dir zusammen verbracht.« Er brachte das Fläschchen unter meinem Handgelenk in Position und sah aufmerksam zu, wie mein Blut hineinfloss.
    Er war geduldig, als ich mich wehrte, aber ich konnte nicht viel tun– meine Kraft war fast vollkommen verbraucht, meine Stärke verschwunden.
    »W as machst du da?«, fragte ich, während ich mich wand.
    »L eider ist das nicht der beste Zeitpunkt für eine Unterhaltung, lass es uns einfach als Recherche bezeichnen.« Er sah wieder hinter sich. Er würde fliehen. Das war ein sehr untypischer Wesenszug für einen Verbannten, und doch würde er nicht aus Angst fliehen. Es war schlimmer… Er war gerissen.
    Ich zerrte am Bodensatz meiner Kraft, sandte den letzten Rest aus, gerade genug, um zu versuchen, ihn ein paar Sekunden lang festzuhalten. Mein Nebel schwebte geradewegs an ihm vorbei, als wäre er immun dagegen.
    Sein Lächeln wurde breiter und er zog das Fläschchen wieder zurück, das jetzt mit meinem Blut gefüllt war. Mir wurde klar, dass ich ihn nie in meiner Gewalt gehabt hatte. Wie Phoenix hatte der Aktentaschenmann nur so getan.
    Er ließ mich frei und ich rutschte an der Wand herunter.
    Er verbeugte sich wie ein Gentleman. »I ch hoffe wirklich, du überlebst. Ich würde dich gern wiedersehen.«
    Ich blinzelte und er war weg. Vielleicht war er gerannt, vielleicht hatte er getrödelt, vielleicht hatte er sich auch einfach in Luft aufgelöst. In meinem Zustand war das unmöglich zu sagen.
    Ich nahm mein Schwert und benutzte den Türrahmen, um mich wieder auf meine unkooperativen Füße zu stemmen. Eine weitere Explosion erschütterte den Saal, der riesige Kronleuchter fiel krachend zu Boden und setzte alle, die sich unter ihm befanden, außer Gefecht. Die andere Seite des Saales füllte sich mit Rauch.
    Halb ging ich, halb fiel ich die Kellertreppe hinunter. Ich ging weiter, bis der Kampfeslärm nur noch schwach zu hören war. Schließlich kam ich unten an. Ich sah an mir hinunter. Meine Seite und mein Handgelenk bluteten nicht mehr so stark, irgendwann geht das Zeug eben zur Neige.
    Ich brauchte alles, was ich hatte, um weiter zu atmen und mich aufrecht zu halten.
    Phoenix war tot. Lincoln war verloren. Es war nichts mehr da.
    Meine Schreie unterdrückte ich, aber sie waren trotzdem da, griffen nach meiner Kehle und warteten darauf, mich mit ihnen hinunter zu ziehen.
    Gerade als ich mich den Käfigen zuwandte, ertönte eine weitere massive Explosion. Betonbrocken fielen von der Decke. Die dreißig Kinder, die nicht durch meine Pfeile gerettet worden waren, drängten sich in Grüppchen zusammen. Als sie mich sahen, fingen sie an zu schreien.
    Simon stand an den Gitterstäben. Natürlich war er noch da. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass er darauf bestanden hatte, bei den anderen zu bleiben, selbst wenn er eines der Kinder gewesen war, denen die Freiheit angeboten wurde.
    »V iolet!«, schrie er, aber es klang eher wie eine Frage.
    Ich versuchte zu lächeln, was wahrscheinlich nicht sehr überzeugend war.
    Ich machte mich auf die Suche nach Schlüsseln und fand welche in einem Kästchen an der Wand. Dann stolperte ich hinüber zu Simons Käfig und öffnete ihn zuerst. Gerade als ich unter meinem eigenen Gewicht in die Knie ging, packte er mich und schaffte es, mich an die Gitterstäbe zu

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