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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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noch eine Stunde aushalten. Ruh dich aus«, befahl er, und dort, in seinen Armen, wo sein Herz stark und gesund gegen mein Ohr klopfte, fiel mir nichts ein, was ich lieber tun würde.

Kapitel Fünfzehn
    »D ie reine und einfache Wahrheit ist selten rein und niemals einfach.«
    Oscar Wilde
    Ich war im Hades. Ich konnte die Musik nicht hören, aber ich spürte, wie sie in meinem Körper vibrierte.
    Ich wirbelte herum. Hinter mir stand Phoenix. Er sah … älter aus. Nein, ernster. Und deswegen irgendwie noch schöner. Er trug eine schwarze Hose und ein mitternachtsblaues tailliertes Hemd. Er rollte seinen rechten Ärmel hoch, damit er zum linken passte. Eine ganz einfache Handlung, und doch beanspruchte sie meine volle Aufmerksamkeit. Als würde jeder aufgerollte Ärmel für etwas Größeres stehen, und sein abgewandter Blick so viel mehr bedeuten. Und doch war da auch die Gefahr. Die stets präsente Gefahr, die in den Schatten lauerte und ihn begleitete.
    »W as willst du, Phoenix ? «, fragte ich und verschränkte die Arme.
    Er sah mich mit geneigtem Kopf an und begann zu sprechen. Doch ich konnte ihn nicht hören.
    Dann bemerkte ich, dass zwischen uns etwas war, das aussah, wie eine Wand aus Flüssigkeit. Sie war ganz um mich herum gebaut. Ich wusste nicht, ob sie mich gefangen halten oder ihn aussperren sollte. Auch wusste ich nicht, zu wem sie gehörte – zu mir, zu ihm oder zu jemand anderem.
    Er merkte, was passierte, und studierte, was uns trennte. Er seufzte. Unter seinen Augen waren Ringe und ich spürte, wie unwillkürlich Sorge um ihn in mir aufkeimte, aber das genügte, um mich wieder zur Besinnung zu bringen. Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich an meine Auseinandersetzung mit Onyx.
    Ich musste die Kontrolle behalten.
    Phoenix drückte mit der Hand gegen den Schleier aus Flüssigkeit und zog die Augenbrauen zusammen, er wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
    Ich drückte meine Schultern nach hinten. »G eh, Phoenix «, sagte ich.
    Er nickte traurig. Offenbar konnte er mich hören.
    Langsam begann ich, mich von ihm und dem Traum zurückzuziehen. Die Vision löste sich allmählich auf.
    »G eh nicht ! «, sagte er so deutlich, dass ich es an seinen Lippen ablesen konnte.
    Ich durfte ihn nicht in meine Gedanken lassen. Durfte nicht zulassen, dass er mich manipulierte, wie er es immer tat.
    Ich zwang den Traum zu verschwinden.
    Als ich aufwachte, war Lincoln bereits angezogen. Er war offenbar weg gewesen, um seine Sachen zu holen. Er hatte mich bis zum Hals zugedeckt und saß nun auf der Bettkante und beobachtete mich. Phoenix’ Besuch in meinem Traum spukte mir durch den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob die Trennwand von mir kam, aber ich hatte die Gewissheit, dass ich in Zukunft in der Lage war, mich aus gemeinsamen Traumwelten zu entfernen. Das war gut.
    Warum hatte ich dann so Magenschmerzen?
    Lincoln räusperte sich. Ich blinzelte und nahm das Glas Wasser, das er mir reichte.
    »B in ich zerzaust?«, fragte ich und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
    »E xtrem«, sagte er grinsend.
    »I rgendwelche Besucher?«, fragte ich etwas besorgter.
    Abgesehen von dem in meinem Traum.
    »N ein. Ich war kurz weg, um Griff zu treffen. Er weiß, dass du dich ausruhst und hält den Mob fern.«
    »W ie geht es dir?«, fuhr ich fort und beschloss, Lincoln nicht mit meinem Traum zu belasten. Er würde sich nur Sorgen machen.
    »I ch fühle mich eigentlich fantastisch, und ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen deswegen«, sagte er und senkte den Blick.
    Ich streckte mich aus und deutete auf mein Oberteil, das jetzt am Fußende des Bettes hing. Als Lincoln die Hand ausstreckte, um es mir zu reichen, sagte ich: »D as brauchst du nicht. Ich fühle mich auch gut. Wenn wir auf diese Weise gemeinsam heilen, sind wir so viel stärker. Das scheint uns immer beide aufzuladen. Als würde man Starthilfe kriegen.«
    Er nickte, wollte das Thema aber nicht weiter verfolgen. »F ühlst du dich fit genug zum Rausgehen?«
    »K lar. Warum?«
    Er stand auf und drehte mir höflich den Rücken zu, als ich mich aufsetzte. »Z uerst essen wir etwas und dann bringe ich dich zu deinem Zimmer. Zoe hat dafür gesorgt, dass alle deine Sachen dorthin gebracht wurden.«
    »U nd dann?«, fragte ich, während ich mein Oberteil anzog und mir weiterhin mit den Fingern die Haare kämmte.
    »J osephine will dich in ihrem Büro sehen.«
    Ich Glückspilz.
    »G ibt es etwas Neues über Lilith oder Phoenix?«
    Er zuckte mit der Schulter.

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