Entbrannt
»D as werden wir hoffentlich bald herausfinden.«
Mein Zimmer war nicht annähernd so beeindruckend wie Lincolns. Und es musste für Zoe und mich reichen.
»D as ist unfair«, brummte ich Zoe zu, während ich ein paar Kleider auf das Bett warf. Ich suchte nach einem passenden Outfit, nachdem ich in der winzigen Nasszelle von einem Bad eine Dusche genommen hatte.
»J a, na ja, du solltest erst mal die Einzelzimmer sehen. Wenigstens können wir ausgestreckt in unseren Betten liegen«, erwiderte sie, während sie Poster aus ihrer unteren Schublade nahm und an die kahle, graue Wand über ihrem Bett hängte.
»M it wem hast du bisher das Zimmer geteilt?«, fragte ich und entschied mich für eine schwarze Jeans und einen leichten roten Pulli.
»M it einem Mädchen namens Eleanor. Sie hat vor ein paar Monaten ihren Abschluss gemacht. Sie und ihr Partner sind jetzt in Deutschland, glaube ich«, sagte sie schulterzuckend. »W ir standen uns nie besonders nahe.«
»W ie kommt es, dass Lincoln so ein schickes Zimmer bekommen hat?«
Zoe kickte ihre Taschen unter das Bett und klopfte sich den Staub von den Händen. »W eiß nicht. Er hat eine der besten Suiten bekommen. Abgesehen von Grigori-Anführern bekommt diese Zimmer sonst niemand. Jemand hält ihn offenbar für sehr wichtig.«
Das war interessant.
Zoes Blick blieb an mir hängen, und schließlich verdrehte sie die Augen. »W irst du mir jetzt sagen, was passiert ist? Alle reden darüber.«
Ich seufzte. Ich war noch nicht bereit, meine Vorstellung im Rat noch einmal zu durchleben. »S päter?«, bat ich sie.
Sie zögerte und ich dachte schon, sie würde widersprechen, aber stattdessen nickte sie. »G ut. Aber dann will ich alle Details hören.«
Nachdem wir uns fertig eingerichtet hatten, führte mich Zoe durch die Korridore und den unsichtbaren Tunnel zwischen den Gebäuden, den Skywalk, zurück in das Glasgebäude, das offenbar als »K ommandozentrale« bekannt war. Dort befanden sich alle Trainingsräume und offiziellen Ratsräume. Zoe erklärte, dass es insgesamt fünf Gebäude gab. Gebäude B, wo sich unsere Zimmer befanden, und Gebäude C bestanden aus Unterkünften. Gebäude A beherbergte Sporthallen und Entspannungsbereiche sowie eine riesige Kantine und eine weitere große Cafeteria. Gebäude D war für den Unterricht der Akademie. Alle neuen Grigori durften sich am Anfang ihrer Ausbildung nur in diesem Gebäude aufhalten.
Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass das nicht auch für mich galt.
Jetzt wo ich ein paarmal den Skywalk benutzt hatte, konnte ich den leichten goldenen Schimmer an den Rändern sehen, von dem Morgan erzählt hatte.
»D as ist wirklich erstaunlich«, sagte ich, während wir ihn durchquerten.
Zoe nickte. »E in absoluter Publikumsliebling.«
Ich hüpfte auf dem unsichtbaren Boden auf und ab. Er war vollkommen fest. »A us was besteht er?«
»A us verstärktem Glas«, sagte sie, während sie eine Packung M&Ms herauszog. Sie musste wirklich eine Art unerschöpflichen Vorrat davon haben. »V alerie und Hakon haben ihn mit einer sehr starken Blendung versehen.«
Ich war völlig fasziniert davon. »F liegen keine Vögel dagegen? Oder Flugzeuge?« Wenn niemand den Skywalk sehen konnte, stellte er doch bestimmt eine Gefahr dar.
Sie schüttelte den Kopf. »W ir befinden uns in einer strikten Flugverbotszone, und die Blendung beinhaltet irgendwas, das Vögel abwehrt.«
Ich konnte das immer noch nicht begreifen. »W as ist, wenn es regnet– sieht man dann nicht, wie das Wasser dagegen spritzt?«
»N ein. Wenn man von der Straße nach oben schaut, spiegelt die Blendung einfach das Bild über dem Skywalk wider, deshalb sieht man, wenn es regnet, einfach nur den Regen, der über dem Tunnel fällt.«
»W ow.«
»J a«, sagte sie und schob sich einige M&Ms in den Mund.
Am Anfang eines langen Korridors blieb sie stehen und deutete auf die Doppeltür an seinem Ende. »J osephines Büro ist hinter dieser Tür. Ich bin jetzt mit Spence verabredet. Er hat sein Disziplinarverfahren hinter sich. Valerie lässt ihn heute Abend wieder mit dem Training anfangen. Ich habe versprochen, gegen ihn anzutreten.« Sie warf sich ein paar weitere M&Ms ein. »I ch werde ihn in den Hintern treten.« Sie ließ die Augenbrauen auf und ab tanzen.
Armer Spence. Zoe kämpfte wie eine Katze– eine Katze mit besonders scharfen Krallen. »B is dann«, sagte sie, als sie mich verließ, damit ich den Rest des Weges allein ging.
Josephines Tür stand ein
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