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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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und sie hatte mich gleich mitten hineingeworfen. Das war vor drei Stunden und fünf Gegnern. Eigentlich hatte sie wohl vorgehabt, mir eine Lektion zu erteilen und mich auf meinen Platz zu verweisen.
    Das wird wohl kaum klappen.
    Ich fand es zwar nicht in Ordnung, Leute niederzuschlagen, die bedeutend weniger trainiert waren als ich, doch die anderen Studenten schienen mich dadurch mehr zu akzeptieren. Die Akademie war ein Ort, an dem Stärke respektiert wurde.
    Weil Stärke bedeutet, dass man sich nicht umbringen ließ. Oder zuließ, dass jemand anders umgebracht wurde.
    »N och mal!«, befahl Valerie.
    Morgan stemmte sich nach oben. In ihrer Trainingskluft, die aus einer schwarzen Radlerhose und einem schwarzen Trägershirt bestand, waren die frischen Blutergüsse deutlich zu erkennen. Ich hatte es bereits geschafft, meine ersten drei Gegner so zuzurichten, dass sie auf die Krankenstation mussten, bevor ich einen Gang zurückschaltete. Ich war froh, dass Lincoln nicht da war. Wenn er mitgekriegt hätte, dass ich mich zurückhalte, wäre er durchgedreht.
    Ich runzelte die Stirn, als ich an ihn dachte, weil ich wusste, dass er mit Griffin unterwegs war. Wir hatten uns am Vorabend beim Essen darauf geeinigt, dass Griffin und Lincoln losgehen und mehr Informationen über Lilith und Phoenix einholen würden, während ich mich beim Akademie-Training zeigen und einen guten Eindruck machen würde.
    Es ärgerte mich, dass ich deshalb keinen Beitrag dazu leisten konnte, aber sie hatten darauf bestanden, dass mich Josephine vielleicht nicht zu sehr überwachen würde, wenn ich mich auf das Training konzentrierte. Darüber hinaus war es Akademie-Mitgliedern in der Ausbildung nicht gestattet, die Gebäude zu verlassen, ohne vorher eine Genehmigung eingeholt zu haben– und es war wenig wahrscheinlich, dass irgendeiner der Lehrer mir erlauben würde, rauszugehen, bevor ich meine Prüfung bestanden hatte. Ich fügte meinen Hausarrest der langen Liste der Gründe zu, wegen denen ich diesen Ort hasste.
    Morgan ging auf mich los. Sie hatte dazugelernt und mied mein rechtes Bein. Sie landete ein paar gute Treffer, und ich verlegte mich darauf, mich zu ducken, anstatt sie geradewegs auszuschalten. Als ich meine Chance gekommen sah, packte ich sie und warf sie mit so wenig Kraft wie möglich zu Boden. Doch in der letzten Sekunde, warf ich mich auf sie, damit ich das nicht noch einmal tun musste.
    »E s wäre schön, wenn du mit einem Fünkchen Ehrgefühl kämpfen würdest. Neunzig Prozent deiner Schachzüge sind gegen die Regeln«, tadelte mich Valerie.
    Ich stand auf, bot Morgan meine Hand an und half ihr auf. Ich warf Valerie einen Blick zu und bemerkte Rania, die an der Eingangstür des Raumes stand. Ich fragte mich, wie lange sie uns schon zuschaute.
    Ich zuckte mit den Schultern und erklärte es: »M einer Erfahrung nach scheren sich Verbannte nicht allzu sehr um Ehrgefühl, wenn sie mir den Kopf abreißen wollen. Wenn es um die Frage er oder ich geht, oder wenn ich versuche, einen Menschen zu verteidigen, tue ich alles, was ich kann, um den Verbannten auszuschalten und denke erst hinterher darüber nach, was für eine Art von Person das aus mir macht.«
    »D as ist eine Art, das zu sehen. Die andere ist: Wenn du zu nahe am Abgrund agierst und ohne es zu wissen zulässt, dass die Linie zwischen dir und den Monstern verschwimmt, dann merkst du vielleicht irgendwann, dass du über Nacht zu dem geworden bist, was sie sind.«
    Ungläubig starrte ich Valerie an, und sie machte eine Handbewegung zur Klasse hin.
    »G enug für heute. Wir machen Schluss.«
    Als Morgan mit mir hinausging, fing ich an, mich zu entschuldigen.
    »N icht«, sagte sie und legte ihre Hand auf meinen Arm. »I ch habe heute, als ich gegen dich gekämpft habe, mehr gelernt, als in der ganzen Zeit zuvor.«
    Ich nickte und akzeptierte dieses Kompliment mit Stolz.
    »H at Valerie mich gerade als Monster bezeichnet?«, fragte ich.
    Morgan wand sich. »S ie ist nicht so übel, wie sie rüberkommt. Ich glaube, sie war nur überrascht, dass du so stark bist.«
    »H ast du dasselbe nicht auch über Josephine gesagt?«
    Wieder wand sie sich. »W as soll ich sagen? Ich sehe einfach gern das Gute in den Leuten.«
    Darüber konnte ich mich wohl kaum beklagen, denn ich war überglücklich, dass sie in mir auch das Gute sah. Freunde konnte ich nicht genug haben.
    »V iolet, hast du einen Moment Zeit?«, fragte Rania, als wir an ihr vorbeigingen.
    Ich blieb stehen, während Morgan

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