Entbrannt
werfen.
Er ist so kalt.
Selbst nach allem, was passiert war, hätte ich nie gedacht, dass Phoenix so bar jeglicher Gefühle gegenüber einem geschlagenen Kind wäre.
Ich war wütend über sein Verhalten, vor allem machte es mich aber traurig. In meinem Augenwinkel bildete sich eine Träne.
Phoenix’ Kiefer schien sich anzuspannen und er neigte den Kopf zur Seite, als hätte er etwas gehört.
Ich hielt den Atem an, weil ich meinen Fehler bemerkte. Die Zeit stand still.
Idiotin!
Verzweifelt versuchte ich, meine Gedanken abzuschotten. Aber es war zu spät. Ich hatte ihm gerade meinen persönlichen, emotionalen Fingerabdruck zukommen lassen. Phoenix wusste, dass ich da war.
Ich wappnete mich für den Angriff… Aber er kam nicht. Er wandte einfach seine Aufmerksamkeit wieder Olivier zu.
»I rgendwelche Probleme?«, fragte Phoenix beherrscht.
Olivier grinste heimtückisch. »K eine. Hab die Wohnung des Kindes angesteckt. Niemand wird nach ihm suchen.«
Phoenix nickte.
Warum sagt er Olivier nicht, dass ich hier bin?
Phoenix ging auf dem Bahnsteig auf und ab, seine Schritte knallten auf dem Beton. »I ch dachte, ich hätte dir gesagt, dass du die Gefangenen nicht schlagen sollst«, sagte er ruhig, wobei er den Jungen noch immer keines Blickes würdigte. Mich auch nicht.
Olivier zuckte mit den Schultern. »W as regst du dich auf? Wir richten sie doch sowieso hin, wenn sie ihren Spaß gehabt hat. Sie sagt, es ist ihr egal, was wir mit ihnen machen, solange sie noch atmen. Und atmen tut er noch.«
Blitzschnell packte Phoenix Olivier am Kragen und schleuderte ihn mit einer Hand gegen die Wand.
»A ntworte mir!«, knurrte er.
»I ch antworte demjenigen, der alle Menschen in die Knie zwingen wird, damit sie ein für alle Mal wissen, wo ihr Platz ist. Das heißt, ich antworte ihr «, würgte Olivier. »D as hier ist einfach ein Mittel zum Zweck. Du vergisst, dass ich vom Licht bin.«
Er mochte mal ein Engel des Lichts gewesen sein, aber jetzt hatte Olivier nur noch Wahnsinn und Verblendung an sich.
Verbannte hielten an ihren Ursprüngen fest, auch wenn sie ihren rechtmäßigen Platz verlassen hatten. Der Krieg zwischen Licht und Finsternis war ewig, trotz des derzeitigen Waffenstillstands. Wenn die Grigori-Schrift nicht verheißen würde, dass die Grigori zerstört werden konnten, würden sich die beiden Seiten niemals dulden.
Phoenix’ Griff um Oliviers Hals wurde noch fester. Abgelenkt von seiner Aufgabe glitten seine Schutzvorrichtungen weg und einige seiner Gefühle sickerten zu mir durch.
Ich schlug eine Hand vor den Mund und sank rückwärts gegen Spence, weil Phoenix’… Hass so intensiv war. Sein Hass sickerte wie Gift in mich hinein und war so stark, dass mir Tränen in die Augen stiegen und sich meine Lungen zusammenzogen.
Es war Hass auf Olivier. Auf sich selbst. Darauf, was sie da taten. Dass es unmöglich zu kontrollieren war. Es kostete ihn alles, was er hatte, Olivier nicht auf der Stelle zu töten.
Ich zitterte, dabei bekam ich nur einen Geschmack davon, was Phoenix mit sich herumschleppte. Spence stützte mich.
Oh Phoenix. Was hast du getan?
Phoenix hielt Olivier immer noch fest und sah am Bahnsteig hinunter, als könnte er mich sehen. Ich atmete scharf ein und beobachtete, wie er die Augen schloss. Überwältigende Trauer durchflutete mich, als würde er irgendwie meine unausgesprochene Frage beantworten. Und in diesem Augenblick hätte ich am liebsten um ihn geweint.
Oh Gott, hilf uns.
Olivier lachte. »D u hast wirklich gedacht, Lilith wäre dir dankbar, nicht wahr? Du warst ein Narr, weil dir nicht klar war, dass sie so angewidert sein würde, weil du die Grigori-Liste die ganze Zeit hattest und sie nicht benutzt hast!«
Phoenix trat noch näher, schloss den Abstand zwischen sich und Olivier. »S ei bloß vorsichtig– ich kann dir, ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden, das Herz herausreißen.«
Olivier legte die Hand auf Phoenix’ Brust, hielt dagegen und verhöhnte ihn. »J a, aber jeder würde wissen, dass du es warst, und nachdem du schon Gressil umgebracht hast…« Er schüttelte den Kopf und lächelte. »S ie wird dich töten. Ich bin zu nützlich für sie, und das weißt du.«
Phoenix packte ihn wieder fester, doch dann ließ er Olivier los, als könnte er nichts anderes tun, und drückte ihn zu Boden.
»W enn das vorbei ist, dann reiße ich dir jedes einzelne Organ aus dem Körper, zum Schluss kommen die Augen und das Herz, damit du bis dahin zuschauen
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