Entbrannt
morgens gnadenlos in meinem Zimmer auftauchte und eindeutig von mir erwartete, dass ich schnell auf die Füße kam und bereit fürs Training war– ja, sie war angepisst.
Andererseits war sie immerhin aufgetaucht.
Ich beschloss, dass es mir lieber war, durch hartes Training bestraft zu werden, als dass sie mir die kalte Schulter zeigte. Phoenix zu sehen war zwar beunruhigend gewesen, hatte aber als solide Erinnerung an das gedient, was vor mir lag. Ich musste bereit sein. Außerdem wusste ich, so seltsam das auch war, dass die Grigori-Prüfung wichtig war– der Wunsch, vom Rat akzeptiert zu werden, hatte mich selbst überrascht.
Andererseits– immer wenn Rania mir eine weitere Wunde in meinem Oberarm zufügte, war es schwer, sich an all das zu erinnern.
»H immel!«, schrie ich, während ich mich drehte, um den Schaden zu betrachten.
»D u bist unaufmerksam«, sagte sie, dann peitschte sie mit ihrem Samuraischwert vor mir durch die Luft und richtete es auf meinen Arm. »D u senkst immer deinen rechten Arm.«
Eine ganze Nanosekunde lang!
»V ielleicht liegt es daran, dass kein Blut mehr darin ist«, brummte ich.
Rania schüttelte den Kopf. »D u darfst dir niemals einen Fehler erlauben. Nicht, wenn du vorhast zu leben. Fang noch mal an, ganz von vorne. Zuerst die Drills, und dann kämpfen wir.«
Ich schluckte. Mein Mund war ausgedörrt und mein Körper schmerzte auf eine Art und Weise, wie er nicht sollte, aber ich nickte, verbiss mir den Schmerz und machte mich wieder an die monotonen, endlosen Übungen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich durch Ranias Trainingstechniken eher wie Karate Kid oder wie Sarah Connor aus Terminator fühlte.
Als wir das nächste Mal kämpften, hielt ich meine Arme oben und bereit. Unsere Samuraischwerter schlugen gegeneinander, als wir aufeinander losgingen wie wilde Tiere. Schnelle Kämpfe waren immer zu bevorzugen, und die einzige Möglichkeit, dafür zu sorgen, war ein aggressiver Angriff. Ich wollte mein Bestes geben, meine ganze Kraft aufbringen. Ich hatte alle Motivation der Welt.
Ich entdeckte eine der seltenen Lücken in Ranias Deckung. Sie hatte einen winzigen Fehler bei der Positionierung ihres Körpers gemacht. Dadurch würde ich sie zwar nicht total ausschalten können, aber wenn ich Glück hatte, würde sie zu Boden gehen.
Ich machte eine Bewegung, traf mit dem Fuß ihr Bein und folgte mit meinem Schwert, wobei ich ihr ein wenig in den Oberschenkel schnitt.
Rania richtete sich rasch wieder auf, in ihren Augen loderte Kampfgeist auf.
Ich stellte meine Füße fest auf den Boden und machte mich auf einen Angriff gefasst, stattdessen… lächelte sie.
»W as ist?«, fragte ich, während ich mir die schweißnasse Stirn abwischte.
»S chon besser«, sagte sie und nickte mir respektvoll zu.
Das machte sie zum ersten Mal, und es hatte eine überraschend tiefe Wirkung auf mich.
»D u kämpfst gut mit Schwertern. Am besten bist du mit einem Dolch, aber danach kommen gleich die Schwerter. Daran solltest du denken und immer bewaffnet sein. Wenn nötig, kannst du mit den bloßen Händen kämpfen, aber du bist eine Technikerin– mit den richtigen Werkzeugen bist du am gefährlichsten.«
Ich nickte zustimmend. »I ch werde es mir merken.«
Rania trat vor und legte mir die Hand auf die Schulter. »W ir wissen beide, dass du dich zurückhältst, Violet. Die Frage ist, wie sehr?«
Sie wartete meine Antwort nicht ab, und dafür war ich dankbar– ich hatte nämlich keine Antwort darauf.
Rania fing an, die Sachen für heute einzupacken, und als ich ihr helfen wollte, hob sie die Hand. »G eh jetzt. Du hast noch Zeit, bevor dein Unterricht anfängt, und wie ich gehört habe, musst du noch woandershin.« Sie sah mich wissend an.
Sie hatte recht.
Nicht dass ich daran erinnert werden müsste.
Letzte Nacht im Ascension hatte ich eingeräumt, dass es Zeit wäre, Evelyn zu besuchen. Ich hatte es immer aufgeschoben, weil ich nicht so recht wusste, was ich zu ihr sagen sollte, und zu Dad. Aber wir brauchten ihre Informationen und Griffin schien trotz seiner vielen Besuche davon überzeugt, dass Evelyn mir mehr erzählen würde, als sie vor ihm preisgegeben hatte. Ich war überrascht, dass Griffin offenbar Vertrauen in Rania gesetzt hatte. Sie war zwar meine Mentorin, aber sie war immer noch ein Mitglied des Rats.
»O kay«, sagte ich.
»V iolet…«, fing Rania an, während ich meine Sachen einsammelte. Ihre Stimme klang jetzt anders. Sie sprach nicht mehr als Lehrerin mit
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