Entbrannt
ihre Angehörigen, für die Grigori-Bevölkerung war es jedoch eine Katastrophe. Es gab schlicht und ergreifend zu wenige von uns, um die künftigen Neulinge vor der Vernichtung zu bewahren, wenn Lilith erfolgreich war.
Der Rat hatte es nicht gut aufgenommen, als er diese Informationen von Griffin erhielt. Drenson und Josephine waren so weit gegangen, Griffins Loyalität infrage zu stellen. Doch jedes Mal, wenn ich Lincoln und Griffin nach weiteren Einzelheiten fragte, reagierten sie zugeknöpft. Es war nicht so, dass sie es mir nicht sagen wollten, aber ich durfte die Akademie immer noch nicht verlassen und stand deshalb unter ständiger Beobachtung.
Und wie immer schützen sie mich.
Aber momentan hatte ich wenigstens noch andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste. Heute war mein offizieller Prüfungstag, und wenn ich bestand, konnte ich mit auf die Jagd nach Lilith und Phoenix gehen, und das hatte ich auch vor.
Ich war zusammen mit Rania im Trainingsbereich, sie war die einzige Person, die mich begleiten durfte. Offenbar war dieser Tag von großer Bedeutung, weil es die erste Grigori-Prüfung seit über drei Jahrhunderten war, bei der alle Ratsmitglieder anwesend sein würden.
Ich liebe es, etwas Besonderes zu sein.
»W arum tritt der Rat so selten zusammen?«, fragte ich Rania, nachdem ich mich aufgewärmt hatte.
»S eth und Decima erachten nur wenige Dinge ihrer Anwesenheit würdig. Sie geben zu manchen Themen ihre Stimme ab, haben aber in den letzten hundertfünfzig Jahren nicht auf ihren Ratsstühlen gesessen. Wil und ich halten uns normalerweise in London auf. Wir sind erst hierher gezogen, als…«
Ich nickte. Sie brauchte den Satz nicht zu beenden, weil ich wusste, was sie sagen wollte: Als das mit Nyla geschah.
Wir machten uns auf den Weg zum Hauptraum des Rates.
»V iele Leute werden zuschauen. Versuch, sie zu ignorieren. Drenson wird entscheiden, gegen wen du kämpfen wirst, deshalb kann ich dir nicht sagen, was dich erwartet, aber ich bin mir sicher, dass du gut sein wirst, auch wenn sie einen älteren Grigori auf dich loslassen.« Ich konnte mir ein Lächeln über ihr Lob nicht verkneifen. »D ie mentalen Hindernisse werden schwieriger sein, aber du schaffst das. Am Ende wird der Rat für deine Stellung als offizielles Mitglied der Akademie und der Grigori-Bevölkerung stimmen.«
»W ie soll das funktionieren?«
Ranias Augen enthüllten ihre Besorgnis. »D renson und Josephine werden sich wohl kaum zu deinen Gunsten aussprechen, das bedeutet, dass du Seth und Decima auf deine Seite ziehen musst, ebenso Valerie und Hakon, wenn du sicher sein willst, dass du gewinnst.«
»W as ist mit Adele?«
Rania dachte nicht nach, bevor sie antwortete: »S ie hat noch nie gegen Drenson gestimmt. Und das wird sie auch nie tun.«
Das verstand ich, auch wenn es mir nicht weiterhalf. Valerie hatte schon klargestellt, dass ich nicht zu ihren Lieblingen gehörte. Bei Hakon hatte ich in den letzten drei Wochen Geschichtsunterricht, und wir hatten uns nicht unbedingt angefreundet. Wahrscheinlich war das meine Schuld, weil ich seiner schieren Größe mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte als den historischen Fakten, die er mir versucht hatte, näherzubringen. Was Seth und Decima anging– sie waren fast so etwas wie Urwesen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun konnte, um sie für mich zu gewinnen. Ich fürchtete mich schon davor, überhaupt in ihre Richtung zu schauen.
Schweigend gingen Rania und ich weiter, bis wir an der Doppeltür des Ratszimmers ankamen. »B is du bereit?«
Ich nickte.
Rania stieß die Tür zu dem riesigen Raum auf und ich ging zu meiner offiziellen Grigori-Prüfung.
Drinnen stand Lincoln direkt an der Tür, und ich blieb nur kurz stehen, um ihm meinen Dolch zu geben. Es war nicht erlaubt, ihn während der Prüfung zu tragen, aber ich vertraute ihn niemand anderem an. Unsere Blicke trafen sich kurz und aus seinem sprach pure Zuversicht.
Rania setzte sich zu den anderen Ratsmitgliedern und ich nahm meinen Platz in der Mitte des Raumes ein. An den Wänden standen Grigori und noch mehr sahen von den Galerien über uns zu. Ich entdeckte Griffin, der bei Zoe und Spence stand. Ihre Versuche, ihre Besorgnis zu verbergen, waren nicht gerade von Erfolg gekrönt.
»V iolet Eden«, sprach Drenson mich an.
»J a«, sagte ich und versuchte, einen entspannten Eindruck zu machen.
»D u kommst heute aus eigenem Willen hierher, um die Grigori-Prüfung abzulegen?«
»J a.«
Drenson war so
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