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Entbrannt

Entbrannt

Titel: Entbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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waren von blassem Gold wie die einer Katze und offenbarten die Grenzenlosigkeit ihrer Weisheit, ihrer Erfahrung und ihrer Raffiniertheit– kein ermutigender Anblick. Aber ich riss mich zusammen und erwiderte ihren Blick, auch wenn sie geradewegs durch mich hindurch schaute.
    Etwas sagte mir, dass Decimas Interpretation von blutenden Wunden von der der meisten anderen Leute abweichen würde.
    »F angt an«, befahl Drenson.
    Ich reagierte schnell und trat zurück, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern. Das war eine Defensivtaktik, aber ich hatte auch noch nie gesehen, wie Decima kämpfte. Ich musste sehen, wie sie sich bewegte, bevor ich sie angreifen konnte– Abstand zwischen uns zu schaffen, war da die einfachste Methode.
    Decimas einzige Bewegung bestand darin, den Kopf ein wenig schief zu legen, als würde sie etwas hören, was weit entfernt war.
    Wie beruhigend.
    Wir standen einander gegenüber, wobei Decimas Miene eindeutig gelangweilt und meine definitiv verängstigt war. Aber sie rührte sich nicht.
    Sie wartet darauf, dass ich zu ihr komme. Falsch gedacht.
    Ich wusste genug, um mich nicht auf diese Weise manipulieren zu lassen. Wenn sie warten wollte, würde ich auch warten.
    Ein paar Minuten vergingen, in denen wir uns einfach gegenseitig beobachteten, bis Decima wieder den Kopf neigte. Dann bewegte sie sich endlich. Wenn ich zuerst geglaubt hatte, sie bewegte sich wie ein Tiger, so stieß sie jetzt zu wie eine Schlange. Ihre Füße schienen nie den Boden zu verlassen, und doch war ihre Geschwindigkeit unglaublich. Ich war bereit gewesen und hatte den Angriff schon erwartet, aber darauf konnte einen niemand vorbereiten. Kurz bevor sie bei mir ankam, sprang sie nach oben, setzte über meinen Kopf hinweg und landete hinter mir. Bevor ich Zeit hatte, herumzuwirbeln, spürte ich den Stich ihres Schwerts, das eine Linie über meinen Rücken zeichnete.
    Decima hatte die erste blutende Wunde verursacht und einen tiefen Schnitt auf meinem Rücken hinterlassen.
    Ich hörte, wie die Grigori-Zuschauer kollektiv nach Luft schnappten, ihre Aufregung, Decima in Aktion zu sehen, kochte über.
    »E ins zu null für Decima«, verkündete Drenson.
    Mehr brauchte er nicht zu sagen, es gab keine Pause. Wir kannten beide die Regeln– der Kampf war erst zu Ende, wenn eine von uns gewonnen hatte.
    Ich wich ein paar Schritte zurück, um mich zu sammeln, und tat dann alles, was ich konnte, um den Rest der Welt auszublenden.
    Ich kann das.
    Ich hatte den Vorteil, dass sie es nicht verstanden. Ich stammte von einem der Einzigen ab. Ich war der höchstrangige Grigori unter den Anwesenden, ob ich wollte oder nicht. Was immer sie konnte, sollte ich theoretisch noch besser können.
    Und in ein paar Hundert Jahren stimmt das vielleicht, flüsterte eine höhnische Stimme in mir.
    Wenn ich jetzt allerdings keine Möglichkeit fand, das, was mich so mächtig machte, anzuzapfen, dann würde ich mich in einer Welt der Schmerzen wiederfinden.
    Ich ignorierte die Wärme, die sich auf meinem Rücken ausbreitete, und konzentrierte mich wieder auf Decima. Sie wartete wieder, eine Schlange, die sich zum Zustoßen bereit machte.
    Ich griff auf meine innere Kraftquelle zu, beschwor meine Kraft herauf und schickte sie bis in meine Fingerspitzen.
    Ich bin schnell. Ich bin stark.
    Und niemand übertrifft oder besiegt mich.
    Diese Gedanken kamen zu mir, als wären sie nicht meine eigenen. Mein Kämpferinstinkt übernahm die Kontrolle. Ich fühlte mich wie eine Kraft, die entfesselt werden wollte, und ich wusste, wie wichtig es war, die Kontrolle zu behalten.
    Decima bewegte sich plötzlich zur Seite und dann wieder zurück zu mir. Dieses Mal bewegte ich mich auch. Und anstatt mich zu ducken, stellte ich mich ihr direkt in den Weg, ließ mich auf die Knie fallen, wälzte mich vorwärts und richtete mich auf, als sie vorbei war– gerade rechtzeitig, um mein Schwert auszustrecken und ihr in den Schenkel zu schneiden.
    Dieses Mal keuchte das Publikum meinetwegen auf.
    »E ins zu eins«, sagte Drenson, der den Schiedsrichter spielte.
    Ich sprang wieder auf die Füße und war klug genug, nicht übermütig zu werden. Decima war bereits in Position und ignorierte die Wunde an ihrem Bein. Aber es war ein tiefer Schnitt, der wehtun musste.
    Decima zahlte es mir schnell heim, ihr Schwert ritzte bei einem ihrer schnellen Schwünge ein wenig in meine Stirn. Aber Blut war Blut.
    Damit hatte sie zwei Treffer. Drenson bestätigte die Punktzahl.
    Die nächste Runde

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