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Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
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Himmels willen niemand wissen durfte. Einmal fragte er die Frau neben mir nach ihrer Meditation, und sie fand offenbar überhaupt nichts dabei zu sagen: »Oh, ich schlafe ständig ein.« Wie erleichtert ich da war! Und der Lehrer antwortete gar nichts Esoterisches, sondern sagte einfach: »Stehen Sie ruhig einmal auf. Spritzen Sie sich kaltes Wasser ins Gesicht.« Das sind ganz praktische Anregungen zur Verbesserung der Energiebilanz. Versuchen Sie auch, ob es besser wird, wenn Sie die Augen offen halten, oder gehen Sie einen Moment nach draußen, wenn Sie merken, dass Sie einnicken. Ihre Praxis wird tiefer werden, Sie werden einen Punkt des Gleichgewichts finden und nicht mehr so schläfrig sein.
    Ich werde beim Meditieren oft so unruhig. Dann mache ich mich deswegen auch noch fertig, was den Zustand natürlich verschlimmert. Was kann ich da machen?
    Unruhe ist die Kehrseite der Schläfrigkeit und ebenfalls ein Zeichen dafür, dass Sie aus dem Gleichgewicht sind, hier allerdings durch einen Mangel an Stille. Eine Schülerin hat mich einmal gefragt: »Kann man an Unruhe sterben?« Ich sagte: »Nicht, wenn man sie Moment für Moment nimmt.« Zum Glück spielt sich alles so ab: Moment für Moment.
    Wenn Unruhe Ihnen keine stabile Ausrichtung auf den Atem erlaubt, können Sie vorübergehend einfach die Unruhe selbst zu Ihrem Meditationsobjekt machen. Zunächst einmal geht es darum zu sehen, was Sie der Unruhe noch alles an sekundären Gedanken hinzufügen: Eigentlich sollte ich mich nicht so fühlen, das ist gar nicht gut. Ich habe mich überhaupt nicht in der Hand. Allen anderen gelingt das viel besser, nur ich kriege es nicht auf die Reihe. Wenn ich ein bisschen stärker (geduldiger, schlauer, nachsichtiger) wäre, würde ich mich nicht so fühlen. In einer hochenergetischen Phase rutscht man leicht in so einen Urteilskrampf hinein. Aber anstatt sich zurechtzuweisen wäre es viel besser, einfach bei den Körperempfindungen zu bleiben, die mit solchen Gedanken und Gefühlen verbunden sind. Vermerken und benennen Sie diese Empfindungen. Vielleicht erweist sich dann, dass Unruhe aus Frustration, Angst, Langeweile und Ärger besteht.
    Eine ganz andere Möglichkeit, mit Unruhe umzugehen, besteht darin, der Energie Spielraum zu geben, damit sie zu ihrem Gleichgewicht zurückfinden kann. Das kann beispielsweise bedeuten, dass Sie mit offenen anstatt mit geschlossenen Augen dasitzen. Sie können auch dem Kommen und Gehen von Geräuschen lauschen. Oder Sie lassen sich etwas einfallen, das eine Weitung des Geistes erlaubt: Zum Beispiel betrachten Sie eher den Raum im Zimmer als die Objekte oder Sie spüren, wie Ihr Körper im Raum sitzt. Vielleicht hilft es Ihnen auch, eine Meditation im Gehen zu machen (dazu mehr in der zweiten Woche, S. 95 ff.). Oder Sie gehen nach draußen und blicken zum Himmel.
    Mir fiel bei meiner eigenen Praxis auf, dass Unruhe gern die Form eines unaufhörlichen Pläneschmiedens annahm. Ich verfolgte diese Gedanken genau, möglichst ohne sie zu beurteilen, und überlegte mir nach der Meditation im Einzelnen, was es eigentlich für Gedanken waren. Dabei wurde mir klar, dass ich mir einbildete, ich müsste nur alles ganz gründlich planen, dann würde ich die Dinge steuern und zum gewünschten Ergebnis führen können. Die Pläne gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich beobachtete also meine Unruhe während der Meditation, und was ich da an Aufschlüssen gewann, erlaubte mir später, die Angstspannung hinter meinem zwanghaften Pläneschmieden zu erkennen und auszuloten.
    Ich konnte diesen Regungen dann mitfühlend begegnen, und so lösten sich allmählich die Sorgen und die Unruhe, die mich nicht im gegenwärtigen Augenblick sein lassen wollten – im Alltag ebenso wenig wie bei der Meditation. Vielleicht bekommen Sie auch solche Aufschlüsse, wenn Sie die Ruhelosigkeit aushorchen und die bei der Meditation hochkommenden Gefühle betrachten. Die Befragung und Analyse heben Sie sich für die Zeit nach der Meditation auf.
    Schläfrigkeit und Unruhe – ganz verschieden und doch beide völlig normal. Es kann vor allem beim Eintritt in die Stille am Beginn einer Meditationsperiode sein, dass Sie meinen, Sie hätten zwei Stimmen im Kopf. Die eine sagt: Hier ist nichts los, da könnte ich eigentlich auch schlafen , und die andere sagt: Hier ist nichts los, bringen wir doch mal ein bisschen Leben in die Bude. Entweder Sie können die Augen schier nicht offen halten oder Sie sind überdreht, der Kopf voller

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