Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entdecke die Kraft der Meditation

Entdecke die Kraft der Meditation

Titel: Entdecke die Kraft der Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Salzberg
Vom Netzwerk:
Sorge, ob sich die prachtvolle Herbstfärbung wohl bis dahin halten würde. Es muss unbedingt noch so aussehen, wenn sie kommt. Wenn das Laub vorher abfällt und einfach braun ist, was wird sie dann von ihrem ersten Herbstbesuch in New England halten? Dann stellte sich heraus, dass sie doch nicht kommen konnte. Ich dachte: Na, dann kann ich der Natur jetzt ja einfach ihren Lauf lassen. Man weiß natürlich, dass es keinen Sinn hat, Herbstlaub am Abfallen hindern zu wollen. Aber ich war so ängstlich auf das Wunder bedacht, dass ich es kaum wahrnahm, als es in voller Schönheit vor mir stand.
    Wenn es andererseits um unerfreuliche Erfahrungen, Gedanken, und Gefühle geht, möchten wir nichts davon wissen und würden am liebsten weglaufen. Wenn irgendwo im Körper ein Schmerz verspürt wird, bauen wir vielfach vermehrte Spannung im ganzen Körper auf, als wollten wir das Unangenehme irgendwie fernhalten. So belastet unsere Abneigung gegen Schmerz uns dann noch zusätzlich mit beengender Anspannung. Oder wir wenden den Schmerz ins Allgemeine und laden ihn mit Urteilen und Kritik auf. ( Da bin ich selbst schuld. Ich werde mich wohl nie ändern. )
    Oft ist es dann mit der direkten Schmerzwahrnehmung gar nicht so weit her, weil wir sofort hektisch auf den Schmerz reagieren und ihn so schnell wie möglich beseitigen wollen – wobei wir ihn vielfach nur noch schlimmer machen. Hier müssen wir uns klarmachen, dass Schmerz nicht unbedingt Leid bedeuten muss, da besteht vielmehr ein großer Unterschied. Körperlicher Schmerz mag vorhanden sein, aber nichts zwingt uns, zusätzliche Leiden in der Gestalt von Befürchtungen, Zukunftsvisionen und selbstquälerischen Gedanken auf uns zu nehmen. Achtsamkeit kann ein sehr wichtiger Faktor für unseren Umgang mit Schmerzen und anderen Schwierigkeiten sein. Sie lässt uns das Unangenehme sehen, wie es ist, aber ohne dass wir davon überwältigt werden.
    Wenn eine Erfahrung weder angenehm noch unangenehm, sondern neutral ist, gehen wir oft nicht weiter auf sie ein oder ignorieren sie ganz. Wir leben wie in einem Nebel, wir sind in unserem Kopf und merken wenig von den vielen Augenblicken des Tages, die unser Leben bereichern könnten. An einem ganz normalen Tag sind wir vielleicht derart hektisch unterwegs, dass uns die stilleren Augenblicke entgehen, vielleicht glückliche Augenblicke, von denen sich leben lässt, die uns weitertragen. Bei manchen ist es auch so, dass sie irgendetwas an erfreulicher oder unerfreulicher Dramatik zu brauchen glauben, dass sie sich erst mit einem Adrenalinstoß wach und lebendig fühlen können. Sie verfallen leicht dem Nervenkitzel, der Sucht nach Risiken.
    Es kann also sein, dass wir den Augenblick, der sich gerade bietet, nicht einfach sein lassen können, was er ist. Bei einem guten Augenblick fürchten wir, dass er gleich wieder zu Ende ist; bei einem schlechten denken wir, dass es ewig so weitergehen wird; und ein neutraler Augenblick kann doch nur sterbenslangweilig sein. Wenn wir so empfinden, sind wir aus dem Gleichgewicht. Achtsamkeit stellt das Gleichgewicht wieder her. Durch sie werden wir auf unsere Gewohnheitsreaktionen – Klammern, Verdammen, Wegtreten – aufmerksam und lassen sie fallen.
    Körper-Scan-Meditation
    Legen Sie sich bequem auf den Rücken, die Arme neben dem Körper, die Augen geschlossen. Atmen Sie ganz natürlich wie in der Kernmeditation der ersten Woche. Sie werden jetzt, um zu gesammelter Ruhe zu finden, Ihren gesamten Körper »abtasten«. Das wird Ihnen in Erinnerung rufen, wie es ist, sich im Körper zu Hause zu fühlen. Fühlen Sie zuerst, wie der Boden (oder das Bett oder die Couch) sie trägt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Rücken, und wenn da noch etwas verspannt ist oder nicht nachgeben will, dann atmen Sie tief durch und lassen los.
    Wenn Sie während des Körper-Scans auf eine angenehme Empfindung treffen, werden Sie vielleicht bei ihr verweilen wollen. Sollte das der Fall sein, dann entspannen Sie sich noch weiter. Lassen Sie los, und sehen Sie zu, ob Sie bei dieser angenehmen Empfindung bleiben können, ohne sie festzuhalten. Sollten Sie andererseits auf etwas Schmerzhaftes stoßen, werden Sie womöglich versucht sein, es wegzuschieben, vielleicht weil Sie es als ärgerlich oder beängstigend empfinden. Versuchen Sie, solche Reaktionen gleich wieder loszulassen. Kommen Sie zur unmittelbaren Erfahrung des Augenblicks zurück: Wie sieht die tatsächliche Erfahrung von Schmerz oder Lust aus? Spüren

Weitere Kostenlose Bücher