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Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition)

Titel: Enteignet: Warum uns der Medizinbetrieb krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Mikich
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Sozialkassen sind gedeckelt. Ich bin kein Volkswirt, aber die wirtschaftlichen Veränderungen haben die Arbeit an der Basis schon seit Langem erheblich verändert und sicher nicht immer zum Wohle des Patienten. Kann es funktionieren, in einer Planwirtschaft marktwirtschaftlich zu arbeiten und dabei allen Ansprüchen des Patienten und der Mitarbeiter im Krankenhaus gerecht zu werden? Abstriche werden im Krankenhaus überall gemacht. Unser Krankenhaus hat zum Beispiel keine eigenen Reinigungskräfte mehr. Krankenhausreinigung ist eine Dienstleistung, die ausgeschrieben und an den günstigsten Anbieter vergeben wird. Auf dem Papier erfüllen alle Anbieter die Ausschreibungskriterien. Aber schafft es eine Reinigungskraft tatsächlich, ein Patientenzimmer in drei Minuten zu reinigen? Mal über den Boden wischen, ja. Aber was ist mit dem Staub auf der Lichtleiste, oder wenn in einem Zimmer der Boden erheblich verunreinigt ist, da sich ein Patient in der Nacht übergeben musste? Der ganze Zeitplan gerät durcheinander, und in den anderen Zimmern wird nur das Nötigste gemacht.
    Alle Krankenhäuser müssen auf der einen Seite sparen und auf der anderen Seite Geld verdienen, um zu überleben. Patientenakquise. Fallzahlen steigern. Diese wirtschaftlich orientierten Gedanken sind grundsätzlich legitim und erforderlich. Als die Fallpauschale kam, stand ein politischer Gedanke dahinter, nämlich ausufernde, teure Behandlungs- und Liegezeiten zurückzudrängen. Nach der Einführung der Fallpauschalen haben sich Liegezeiten tatsächlich deutlich reduziert. Die Kosten auch? Meiner Kenntnis nach sind die Kosten weiter gestiegen.
    Entscheidend ist aber für mich, nicht Erfüllungsgehilfe eines von der Wirtschaftlichkeit getriebenen Systems zu sein. Ich will meine Patienten beraten können. Für mich persönlich ist das Patientengespräch das A und O meiner Tätigkeit. Einen Patienten vor der OP gut zu beraten – ganz wichtig. Ich muss Verläufe nicht hochkomplex beschreiben. Ich muss in der Lage sein, ihm Dinge in einer normalen Sprache zu erklären. Und wenn ich das nicht vor einer OP gemacht habe, laufe ich nach der OP den Dingen nur hinterher. Je besser ein Patient vor einer OP aufgeklärt und beraten ist, desto besser kann ich ihn führen im Sinne von weiterbehandeln. Desto mehr Vertrauen hat er auch nachher. Ein kranker Mensch befindet sich in einer emotionalen Ausnahmesituation, wenn er mit einem Arzt über eine Operation spricht. In einem solchen Augenblick ist es geboten, dem Patienten nicht zu viel Angst zu machen, ihm aber schon das Gefühl zu geben, dass es relevant ist, auch über Probleme nachzudenken. Nur so kann ich – mit dem Patienten – die für ihn richtige Therapie finden.
    Als Gesunder macht man sich wenig Gedanken über Krankenhäuser. Wir wissen, dass man in 24 Stunden – rund um die Uhr – die Möglichkeit hat, ein Krankenhaus aufzusuchen, wenn man umknickt, einen Unfall hat, einen schweren Magen-Darm-Infekt oder … an schlimmere Dinge möchte man gar nicht denken. Krankenhäuser sind fester Bestandteil unseres Sozial- und Gesundheitssystems, wir bezahlen ja auch mit unseren Beiträgen dafür.
    Ich finde es total schade, dass Menschen Angst vor dem Krankenhaus haben; hoffentlich ist es nicht der Großteil der Gesellschaft. Die Mehrheit hat vor allem Angst vor dem Kranksein, vor dem Krankwerden. Nicht vor der Behandlung im Krankenhaus, und es ist ja normal, Angst zu haben. Ins Krankenhaus zu gehen bedeutet nicht, nur eine Grippe zu haben. Was wird einen erwarten, wie wird die Behandlung, werde ich Schmerzen haben, werde ich wieder gesund? Hinzu kommen Sorgen um Familie und Beruf.
    Angst haben wir aber auch, weil wir immer mehr erfahren. Dass Krankenhäuser sparen, Ärzte in Korruptionsskandale verwickelt sind, dass es Krankenhauserreger gibt. Das sind die Themen, die immer wieder öffentlich diskutiert werden. Meiner Meinung nach ist es gerechtfertigt und erforderlich, diese Themen kritisch zu diskutieren. Aber ich gebe zu bedenken, dass Debatten, die lediglich Angst und Verunsicherung schüren, weder hilfreich sind, das System zu verändern, noch dem Patienten helfen, der sich im Krankenhaus behandeln lassen muss. Angst zu schüren ist sinnlos und gefährlich, denn manchmal gibt es keine Alternativen.
    Natürlich passieren auch im Krankenhaus Fehler. Wir wissen dies aus den Medien. Die vergessene Kompresse nach einer Bauch- OP , Patientenverwechslungen, das falsche Medikament. Statistiken von

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