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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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größerem Nutzen sein kann«, sagte Daisuke wesentlich taktvoller. »Diese Situation ist nichts für jedermann. Wenn es zum Kampf kommt,
      wird es schlimm werden, wie Kriege eben sind. Es ist keine Schande, wenn man kein Krieger sein will.«
      Also, wenn er das so ausdrückte ...
      »Ihr müsst euch nicht sofort entscheiden«, verkündete River. Sie stand auf und begann, die Teller einzusammeln, um sie in die Küche zu bringen. »Ich werde die nächste Stunde in meinem Büro sein. Bitte kommt herein, wenn ihr in eine sichere Zuflucht ziehen wollt.« Mit dem Tellerstapel in den Händen stieß sie mit einer Schulter die Schwingtür auf. Drei von uns stapelten das restliche Geschirr und trugen es in die Küche. River lächelte mir etwas gequält zu und ging hinaus. »Nach all dem Gerede über den Krieg scheint der Küchendienst ein wenig an Bedeutung zu verlieren«, scherzte Daisuke in dem Versuch, die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Anne band sich eine Schürze um. »Küchendienst verliert nie an Bedeutung.« Sie schlug mit dem Geschirrtuch nach ihm. Er grinste und nahm sich ebenfalls eine Schürze. Ich verzog mich in mein Zimmer, um in Ruhe nachzudenken.
     
      

24
 
      Beim Frühstück am nächsten Morgen stellten wir fest, dass Charles, Lorenz und Rachel fort waren. Es wunderte mich, dass Rachel gegangen war, denn sie hatte am Abend noch so hoffnungsvoll ausgesehen. Außerdem wirkte sie immer so stark, war eine weit fortgeschrittene Schülerin, und ich wusste, wie sehr sie River und River's Edge liebte. Aber vielleicht hielt sie sich für eine Schwachstelle, wenn es zum Kampf kam, und war gegangen, um nicht zur Belastung zu werden, wie Joshua es ausgedrückt hatte.
      Und doch geschah in der Woche nach unserer abendlichen Besprechung und der Abreise der drei gar nichts. Ich fuhr nicht in die Stadt, obwohl mein Projekt fast fertig war und ich es unbedingt sehen wollte. Ich ließ Bill ausrichten, dass ich die Grippe hätte und dass er für alles verantwortlich war, es mit den Ausgaben aber nicht übertreiben sollte.
      Auf der Farm waren wir alle aufs Äußerste angespannt und sahen uns auf dem Weg vom Haus zum Stall oder zu den Feldern immer wieder hektisch um. Auf den Gemüsebeeten, die wir neu bepflanzt hatten, zeigten sich erste grüne Spitzen; die Pferde und Hunde wirkten ruhig und zufrieden. Dufa und ein weiterer Welpe waren die Einzigen, die noch da waren; Asher wollte den anderen nehmen, einen perfekten, reinrassigen Deutsch Kurzhaar, den er Henrik genannt hatte. Die Hühner, die überlebt hatten, waren nervtötend wie immer. Das Huhn, das ich entfedert hatte, war jetzt mit dürren, wenig beeindruckenden Büscheln bedeckt und Anne war überzeugt, dass daraus richtige Federn wachsen würden. Es lief also wenigstens etwas gut.
      Aber wo wir auch waren oder was wir auch taten, wir behielten stets unsere Umgebung im Auge. Wir horchten auf die Alarmrufe der Vögel im Wald. Wir beobachteten die Pferde und vor allem die Hunde auf Anzeichen von Nervosität. Jeden Abend vor dem Schlafengehen kontrollierten River, Ottavio und Asher das ganze Haus und suchten nach Anzeichen unbekannter Magie. Wir bekamen jeder einen Partner zugeteilt und
      stellten Wachen auf.
      Die Erkenntnis, dass ich Rivers Beschwörung zunichtegemacht hatte, lastete von Tag zu Tag schwerer auf mir und ich wurde immer sicherer, dass ich die schlimmste und vermutlich einzige Schwachstelle in ihrer Rüstung war.
      Noch vor sechs Monaten, vier Monaten, zwei Monaten hätte die Lösung klar auf der Hand gelegen: Nichts wie weg! Ich wäre irgendwohin verschwunden, wo ich nicht mehr darüber nachdenken musste und mir einreden konnte, dass es nie passiert war. Aber ich wusste, was ich jetzt zu tun hatte. Es fiel mir wahnsinnig schwer. Ich schob es schon so lange vor mir her. Aber wenn ich es nicht endlich beichtete, würde ich vielleicht daran schuld sein, dass hier alle starben. Aber nein, ich stand gar nicht unter Druck.
      River war in einem der Klassenräume. Sie und Anne hatten verschiedene Kristalle auf der Arbeitsplatte ausgebreitet, von winzigen Edelsteinen bis zu Brocken, die so groß waren wie meine Faust.
      »Hallo, meine Liebe.« Rivers Lächeln wirkte angestrengt.
      »Hi. Äh ... wie üblich müsste ich mal mit dir reden.. Ich murmelte die Worte nur, denn ich fürchtete unsere Unterhaltung schon jetzt. Ich wusste zwar, dass sie mir vergeben würde, aber meine unausweichliche angeborene Dunkelheit, die Dunkelheit, die

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