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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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gefasst, das war schon immer sein Gedanke. Und der Wunsch der Mutter! Weil der Graf …“
    „ Nun, was denn?“
    „ Weil er aus glänzendem Hause stammt, weil er zu den Ersten des Landes zählt, weil er sein Geschlecht auf die Hohenstaufener zurückführen kann. – Alles so äußerlich!“
    Die Großmutter nickte nachdenklich vor sich hin.
    „Steht er darum dem Himmel näher?“, fuhr Tess heftig fort. „Ist er darum schon ein Edler, ein Heiliger, weil er Friedrich den Zweiten zu seinen Ahnen zählt?“
    Die Großmutter erschrak.
    „Weißt du auch“, fuhr Tess fort, „was Friedrich der Zweite von Jesus Christus gesagt hat?“
    „ O, lass es gut sein, Kind! Ich weiß es, entsetzlich! – Je mehr ich dich höre, umso tiefer sinkt die Waage auf jener Seite. Ich sehe, dass du einen schweren Kampf mit dir gekämpft hast. Wohin dein Weg nun führt, weiß Gott allein.“
    Tess wandte sich hoch aufatmend zu der alten Frau herum. Sie fasste ihre beiden Hände und flehte inniglich: „Und du verdammst mich nicht. Großmutter? Du gibst mir deinen Segen?“
    „ Frieden! Frieden! Gottes Frieden für dich, mein liebes Kind!“
    „ Und ich darf nun wieder reisen?“
    „ Gehe hin, wohin dich dein Gewissen treibt, und keiner soll dir wehren.“
    Am nächsten Morgen in aller Frühe, ehe noch jemand sie aufhalten konnte, ging Tess zur Bahn. Zu Fuß. Unten am Berge sah sie noch einmal zum Schloss zurück. Lange werdet ihr mich nicht wiedersehen. So, jetzt muss ich mir nun meinen eigenen Wege suchen, den ihr nicht verstehen werdet! Lebt wohl!
    Tess wandte sich um und schritt schnell in das nebelverschleierte Tal hinein.

 
     
     
     
     
     
     
     

     

5 . Kapitel
     
     
     
     
    Herr Riemenschneider stand in seinem Laboratorium. Mit beiden Ellbogen stützte er sich auf den großen Experimentiertisch und sah scharf auf einen Apparat, der vor ihm stand. Ein seltsamer Apparat war das, man hätte ihn für eine große Verstärkerröhre aus einem Rundfunkgerät halten können, aber im Inneren der Röhre sah es etwas anders aus. Beschreiben lässt sich das schwer, vielleicht wäre es dem Erfinder dieses Apparates auch nicht angenehm, wenn alle Welt erführe, was da in seiner geheimnisvollen Röhre steckt. Nachdem er lange Zeit geschaut hatte, schüttelte er den Kopf ging nachdenklich nach der Ecke des Tisches und schaltete einen großen Kontakt aus.
    Eben klopft es an die Türe – er fährt zusammen, wartet eine kleine Weile, wirft noch einen nachdenklichen, fast bösen Blick auf den Apparat und ruft dann erwartungsvoll: „Herein!“ Aber seine Miene entspannt sich sogleich, als das ebenmäßige Gesicht seines Famulus Ebersbach in der Türe erscheint.
    „ Darf ich – Herr Doktor?“
    „ Kommen sie nur herein!“
    Ebersbach schleppte sich mit seinem gelähmten Fuß in den Raum, keinen Augenblick den Apparat aus dem Auge lassend. „Das ist er?“
    „ Ja. Und sie sind der erste Mensch, der ihn sieht.“
    „ Und das haben sie alles Selbst gebaut, Herr Doktor?“
    „ Bis auf unwesentliche Einzelheiten, ja!“
    „ Auch das Glas geblasen?“
    „ Das war das Wenigste. Viel schwerer war …“ Er brach ab, als schlüge er sich auf den Mund.
    Ebersbach lächelte ganz fein. „Nun verstehe ich, dass ihnen der Apparat so viel wert ist. Soviel Herr Doktor, dass sie …“
    „ Nun, Ebersbach?“
    „ Dass sie darüber sogar ihr Praktikum vergessen haben.“
    „ Ach! – Das ist aber doch, sehr ärgerlich!“ Riemenschneider zog hastig die Uhr und schlug sich an die Stirne. „Absolut vergessen! – Was machen wir da?“
    „ Nun, es ist nicht so schlimm“, lächelte der Famulus, „ich war da und habe die Themata, die sie zurechtgelegt hatten, verteilt.“
    „ Das haben sie gut gemacht. Ebersbach!“
    „ Einige Fragen, soweit ich im Bilde war, habe ich beantwortet …“
    „ Sehr gut!“
    „ Und etwas von einer Unpässlichkeit des Herrn Doktors gemurmelt.“
    „ Na, na! Ebersbach!“
    „ Nu ja! So sind alle beruhigt nach Hause gegangen.“
    „ Das darf nie wieder vorkommen. Ebersbach!“
    „ Nein, nein. Herr Doktor! Wir müssen für diese Versuche eine bestimmte Zeit ansetzen, die mit nichts kollidiert.“
    „ Dann bliebe nur die Nacht dazu.“
    „ Warum nicht, Herr Doktor!“
    Riemenschneider lächelte. „Wir müssen aber auch schlafen, Ebersbach!“
    „ Das ist nicht so wichtig.“
    „ Mein Arzt dürfte das nicht hören“, meinte Riemenschneider bedenklich. „Aber kommen sie, die Zeit ist kostbar! Helfen sie

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