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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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sehen sie unseren kleineren Elektromagneten, innerhalb dessen Feldes sich alle Vorgänge abspielen.“
    Durch irgendetwas aufgestört, wandte sich Riemenschneider plötzlich nach seinem Genossen um und sah, wie dieser unbeweglich stand , gleich einem Jäger auf dem Stand, der auf einmal in unmittelbarer Nähe vor sich das gesuchte Wild sieht, sodass ihm für einen Augenblick der Atem wegbleibt. Ebersbach äugte scharf nach dem Fenster dicht neben ihnen, ohne sich durch die tonlos geraunte Frage seines Lehrers im Mindesten stören zu lassen. Dann sprang er plötzlich mit einer Gewandtheit, die ihm niemand zugetraut hätte, nach dem Fenster, riss es auf und warf den Oberkörper unmöglich weit über die Brüstung. Draußen hörte man einen hastigen Schritt verhallen.
    In Angst und Sorge fasste Riemenschneider den Genossen am Arm und zog ihn zurück. „Was ist denn, Ebersbach? Glauben sie, dass da jemand …“
    „ Ja, der wollte …“, rief Ebersbach, noch immer erregt lauschend oder auf Abwehr sinnend. „Das kann nur …“
    „ Wer?“
    „ Der Blasgutha gewesen sein!“
    „ Der Gehilfe unseres Dieners?“
    Ebersbach nickte, ohne die Richtung seiner Augen zu ändern. Er stierte noch immer auf das Fenster. „Man müsste die Fingerabdrücke untersuchen.“
    Riemenschneider lachte leise. „Das können wir einfacher haben. Ebersbach: Der Apparat taugt ja ohnehin nicht viel, wir machen noch einen Versuch mit ihm, nur um die prinzipielle Frage zu entscheiden, dann schmelzen wir die Röhre auf und nehmen alles Verfängliche heraus. Um den Dieb auf eine falsche Spur zu führen, packen wir dann irgendein Sammelsurium von Kupfer, Silber, Platindrähten hinein und umhüllen den Apparat sorgfältig mit schwarzem Papier und schließen ihn – hm – dort in den Schrank unter dem Abzug. Wenn irgendjemand Interesse an meinen Versuchen hat, wird der Apparat eines Morgens gestohlen sein.“
    „ Und sofort an diesem Morgen erwirken wir eine Hausdurchsuchung bei dem schlitzäugigen Burschen“, rief Ebersbach leidenschaftlich aus.
    „ Ich muss ja gestehen, gefallen hat mir der Bengel auch nie. Aber – wer hat ihn geschickt??“
    Ebersbach blickte lauernd zur Seite. „Der lange Zeus?“, fragte er mehr sich selbst.
    „ Ach nein, Ebersbach!“, verwies ihm Riemenschneider, „mit dem Geheimrat stehe ich wieder durchaus auf freundschaftlichem Fuße.“
    „ Von ihrer Seite aus, Herr Doktor!“
    „ Und selbst wenn! Das würde er ja nie wagen – seiner Stellung wegen schon nicht.“
    Ebersbach dachte nach. „Ich habe noch einen anderen Gedanken“, sagte er ganz leise, indem er tief unter sich blickte.
    „ Was denn? Sagen Sie’s nur!“
    Nach einer Pause: „Ich muss noch weiter beobachten. Bitte, lassen sie mich immer, bei jeder Vorlesung und bei jedem Praktikum vorn sitzen, Herr Doktor!“
    „ Meinen Sie, dass einer von den Studenten?“
    „ Einige von den Ausländern gefallen mir nicht. – Und Herr Doktor – seien sie bitte in der Vorlesung vorsichtiger! Diesen Punkt …“
    „ Habe ich mal etwas gesagt?“
    „ Sie haben mal etwas angedeutet. – Dass sie sich mit Atomforschung beschäftigen, ist ja leider längst bekannt. Auch im Ausland!“
    Riemenschneider sah seinen Famulus noch eine Weile an, dann riss er sich los. „Ach, wir verlieren uns ins Grübeln. – Kommen Sie, wir wollen unseren Versuch machen!“
    Der Lehrer postierte den Famulus an die Schalttafel, er selbst machte sich an der Röhre und den angeschlossenen Nebenapparaten zu schaffen.
    „Schalten sie ein, Ebersbach! – Und das Licht aus!“
    Die Röhre flimmerte in dem bekannten grünen Fluoreszenzlicht.
    „Wir haben eben 10.000 Volt“, sagte Riemenschneider. „Ich steigere jetzt auf 20.000, dann 50.000 bis 100.000 Volt. So, jetzt schlägt der Zeiger aus, wir holen also mehr Energie heraus, als wir hineingeschickt haben. Sehen sie den Zeiger, Ebersbach?“
    „ Unzweifelhaft! Er schlägt aus.“
    „ Ausschalten! Und Licht machen! – Im Prinzip ist also die Sache erwiesen, es kommt jetzt auf uns an, dass wir die Technik noch stark verbessern, dann wird sich die Sache auch praktisch verwerten lassen.“
    Ebersbach starrte noch immer den Apparat an, während der Lehrer schon nach Hut und Mantel griff.
    „Herr Doktor, das ist eine große, gewaltige Erfindung!“
    „ Kommen Sie!“
    „ Nein, nicht den Apparat so stehen lassen!“
    „ Ach so! – Stecken sie dort den Bunsenbrenner an!“
    Riemenschneider schmolz schnell und sicher die Röhre

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