Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
Vom Netzwerk:
zog sie der Anblick dieses Mannes. Wie klug ist er! War ihr erster Gedanke, nie war es ihr so aufgefallen. Wie durchgeistigt! Und gleich wusste sie, dass sie sehr falsch geraten hatte; dieser Mann steht nicht unter dem Pantoffel. Sie sollte bald merken, dass sie sich mit diesem neuen Eindruck nicht getäuscht hatte.
    Er begrüßte herzlich Tess und küsste seine Frau. Dann wandte er sich wieder seiner Base zu und nahm sie mit sich fort, allein. Seiner Frau gab er einen Auftrag, der sie in einen anderen Teil des großen Hauses führte. Nicht im Kommandoton gab er den Auftrag, mehr beiläufig, ganz freundlich, aber doch so, dass es kein Auflehnen dagegen gab. Irgendeine geheime Macht hatte dieser leise auftretende und zart anfassende Ehemann. Eine Macht, deren Ursprung nicht ohne Weiteres erkennbar war. Seine Klugheit? – Was gilt Klugheit, hohe geistige Haltung im persönlichen Verkehr von Mensch zu Mensch! Zwischen Mann und Frau!! – Seine ausgezeichnete militärische Position? Ach, wie schnell greift sich das im Familienleben ab, wo es Tag für Tag durch alle Hände geht! Die größten Feldherren sind in ihrem Heim Pantoffelhelden gewesen. Irgendwo anders saß es. Besaß er mehr Beharrlichkeit? Meisterte er das Leben besser? Gab er sich weniger Blöße? Vielleicht auch verlangte oder erwartete er nichts – gar nichts von seiner Frau?
    Alles dies rollte filmartig vor Tessis inneren Augen ab in den wenigen Momenten, während der Major sie in sein Arbeitszimmer hinüberführte.
    „ Ich will dir berichten, Tess, du wirst schon …“
    „ Wie ich gespannt bin, Leo! Sehe ich ihn bald?“
    Der Major lächelte dezent. „Genau wie er! Wann wird sie kommen?“, fragt er mich jedes Mal und bohrt seine tiefen Augen förmlich in mich hinein.
    Tess krampfte die Hände zusammen, so bebten sie. Glühend rot wurde sie bei seinen Worten. Was lag daran! Nur nicht weinen jetzt! Sie fragte – ganz heiser kam es heraus: „Wo wohnt er?“ Alles war vergessen, was in den letzten Wochen geschehen war. Als hätten sie sich gestern getrennt, so sah sie ihn vor sich.
    „ Herr Professor Riemenschneider wohnt zurzeit noch hier in Berlin.“
    „ Wo, in welcher Straße?“
    Der Major lächelte ein wenig über die Hast, mit der die beiden Fragen herausgestoßen wurden. „Er wohnt in sehr schöner Gegend – den Naturwissenschaftler konnte er auch hier nicht verleugnen – in der Nähe des botanischen Gartens. – Wir fahren heute Abend hin.“ Seine Hand legte sich beruhigend auf Tessis Arm. Sie ergriff diese Hand mit ihren beiden Händen, als müsste sie sich daran klammern. „Wann sahst du ihn zuletzt?“
    „ Wir sehen uns fast täglich. Du weißt, wie hoch ich ihn schätze. Oft bin ich auch draußen und sehe zu, dass der Bau weiter voran kommt.“
    „ Welcher Bau?“
    „ Sein Laboratorium, das wir ihm an dem Schießplatz von Kummersdorf errichten.“
    „ O, wie herrlich! Wird’s groß?“
    Der Major zog die Brauen bedeutend in die Höhe. „Erweiterungen selbstverständlich nach verschiedenen Richtungen hin vorgesehen. Dort in der Nähe bekommt er auch seine Villa.“ Tess rieb sich die Hände vor unbändiger Freude. „Man hat ihm also vertraut? Man hält also etwas von seiner Forschung?“
    „ O, welche Frage! Nach den Versuchen, die er uns vorgeführt hat!“
    „ Öffentlich?“
    „ Ja, das heißt vor einem ganz diskreten Kreis natürlich; drei Herren vom Ministerium beziehungsweise einer vom Generalstab, drei Herren von der Industrie – zweifelsfrei Koryphäen ihres Arbeitsgebietes!“
    „ Und es klappte?“
    „ Ganz ausgezeichnet! Zum ersten Mal wurde auch die praktische Anwendbarkeit gezeigt; ein Kampffahrzeug fuhr mit Riemenschneiders Energie geräuschlos über den Schießplatz.“ Tess krallte sich in des Majors Arm.
    „ Geräuschlos??“
    „ Absolut geräuschlos! Soweit der holperige Boden keine Geräusche verursachte.“
    „ Und schnell?“
    „ So schnell, wie ein Kampffahrzeug über unebenes Gelände eben fahren kann.“
    „ Und sicher??“
    „ Genau wie mit einem Verbrennungsmotor.“ Lächelnd machte sich der Major von den krallenden und schüttelnden Fäusten der rabiaten Walküre los. „Du bist ein wenig in – Ekstase, liebste Tess?“ Sie meinte darauf, das es so grandios ist, dass sie gar nicht weiß, wo sie hinsoll mit ihrer Begeisterung. Es gongte leise zum Abendessen. „Komm, liebe Base!“, raunte der Major, selbst etwas angesteckt von Tessis Enthusiasmus.
    „ Lass uns sehen, was man uns dort

Weitere Kostenlose Bücher