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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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Locken aus der Stirne, nach links und nach rechts. „Ich hab mal bei ihm in Tübingen die Rechnungen des chemischen Instituts gesehen – als ich auf ihn warten musste. Weißt du, ich bin immer ein bisschen neugierig gewesen.“
    „ Da hätte ich auch reingeguckt.“
    Tess lachte, wurde aber gleich wieder ernst. „Da hab ich gestaunt, wie billig die Sachen sind – wenn man sie im Großen einkauft. Man würde schon erheblich verdienen, wenn man das im Großen eingekaufte in kleine Tüten abfasste und so weiterverkaufte. Die Preise in der Apotheke oder Drogerie sind dann zwei bis dreimal so hoch.“
    „ Daher die ‘‘Neunundneunziger’’! Aber was wird in solchen Mengen gekauft?“
    „ Am schwersten ist es mit den ersten Hunderttausend.“
    „ Was? – Tüten oder Mark?“
    „ Mark!!“
    Franz lachte so, dass er sich zwischen seine spitzen Knie beugen musste.
    Tess lachte nicht mit, sie dachte nach. „Es geht schon“, sagte sie. „Was sehr viel gekauft wird, sind Kosmetika. Damit lassen sich nicht Hunderttausende, damit lassen sich Millionen verdienen.“
    „ Wenn man das Richtige findet!“
    Tess sah nach dem Fenster. Sie sah so beharrlich dorthin, dass Franz ihrer Blickrichtung folgte. „Schönes Wetter draußen!“, ulkte er.
    „ Lass mal!“ Sie wehrte mit der Hand ab, ohne ihr Hinstarren zu unterbrechen. „Solch blauer Himmel war damals, als ich beim Kap Misenum im Mittelmeer badete. – Als ich mich nach einigen Stunden im Hotel frisierte, erstaunte ich, wie willfährig meine sonst so weichen, ungezogenen Haare die Wellenform annahmen. Und den ganzen Tag behielten! Nie wieder ist mir das so gelungen.“
    Franz wurde aufmerksam.
    „Ich dachte erst“, fuhr Tess fort und wandte sich dem Freunde zu, „der Salzgehalt des Mittelmeeres wäre daran schuld, aber das allein kann’s natürlich nicht gewesen sein. Es fällt mir eben ein, dass dort sehr viel Tang im Meer umherschwamm. Tang ist schleimhaltig, nicht?“
    „ Sehr wahrscheinlich!“
    Tess dachte nach und strahlte auf. „Mensch, wenn wir das im Labor nachmachen können, haben wir’s geschafft.“
    „ Tang kochen und ein paar Salze – Chlornatrium, Chlormagnesium – darin auflösen und dann Patentieren lassen!“
    Tess schüttelte den Kopf. „Es gibt eine Pflanze, die Felderweise gezogen wird für die Apotheken – aus der sie Pflanzenschleim extrahieren. Das muss ich rauskriegen.“ Fast ohne Abschiedsgruß lief sie fort.
     

 
     
     
     
     
     
     
     

     

10. Kapitel
     
     
     
     
    Das Institut am Rande des Schießplatzes war so weit fertiggestellt, dass die Schränke mit den Apparaten und Reagenzien eingeräumt werden konnten. Zur Einweihung sollte eine kleine Feier stattfinden, zu der einige Herren aus dem Generalstab und dem Ministerium ihr Erscheinen zugesagt hatten. Im Anschluss daran sollten die drei jungen Mitarbeiter des Erfinders vereidigt werden. Tess und Franz fuhren mit der Bahn nach Kummersdorf, da der Major seine Kollegen aus dem Generalstab im Auto mitnahm. Im Institut traf man Ebersbach, der dort seine Wohnung bekommen hatte, also gewissermaßen Hausmeister spielte. Er hatte sich nicht zu seinem Vorteil verändert; jetzt musste auch Tess feststellen, dass er ziemlich grantig geworden war, so wie ein Dachs, der befürchtet, dass man ihn aus seinem Bau vertreiben will. Vielleicht fühlte er auch das Werk seines Lehrers, für den er durchs Feuer ging, durch diese ‘‘Fatzken’’, diese ‘‘Neulinge’’ bedroht.
    Franz sah Tess an.
    „ Lass ihn!“, raunte sie, „er ist ein armer Kerl! Wer tut ihm schon mal was Liebenswertes, jeder hat nur Mitleid wegen seiner Behinderung!“
    Es wurde alles besichtigt. Riemenschneider zeigte die Apparate und erklärte in gro ben Zügen ihre Wirkungsweise. Tess war so stolz auf ihn, er nahm keine andere Haltung an, als wenn er vor seinen Studenten im Labor stände. Und die hohen Herren schienen gar nichts zu vermissen. Übrigens waren sie taktvoll, sie fragten nicht nach den letzten Geheimnissen. Um was es im großen Ganzen ging, darüber waren ja alle im Bilde. Riemenschneiders Verfahren der Energiegewinnung aus den Elektronen im Metall war jetzt so gut, mit allen Schikanen. Die neueste Raffinesse war, dass man in wenigen Minuten mit ein paar Handgriffen an der Schalttafel und zwei kleinen Akkumulatoren einen kräftigen Scheinwerfer zum Erstrahlen brachte. Riemenschneider und Ebersbach bedienten die elektrischen Apparate, während Major von Rechberg den Scheinwerfer

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