Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
Vom Netzwerk:
Das ist sehr lieb von ihnen. Lore, wir werden sie …“
    Es klopfte an die Türe und gleich kam die Mutter aufgeregt herein. „Zwei Herre sin da!“ , flüsterte sie in großem Respekt. „Vom Minischterium, sage se.“
    „ Ach herrje!“, raunte er, wollte ärgerlich werden, fasste sich aber schnell, lächelte Tess mit vertrautem Augenzwinkern zu und machte sich fertig, hinunterzugehen.
    Lore hielt ihm fragend die Manuskripte hin.
    „Ach ja, die Akten! – Bitte bring sie in den Keller, in die Stahlkiste!“
    Riemenschneider und Lore gingen. Die beiden Gäste blieben noch, sie wussten selbst nicht, warum.
    „Immer neue Rätsel gibt er auf“, flüsterte Tess. „Und wenn man meint, jetzt habe man ihn richtig erkannt, gleich muss man wieder sagen: So hab ich ihn noch nie gesehen.“
    Franz starrte nach dem Schild. Es war inzwischen dunkel geworden im Zimmer. „Sieh mal, das leuchtet ja! Das sendet eigenes Licht aus.“
    „ Rotes Licht! Der Name Kondratenko’s leuchtet in der Farbe des Blutes! – Wir haben uns einst viel Mühe gegeben im Labor, gerade um diese rote Phosphoreszenz, ich habe es nie herausbekommen. – Übrigens der ‘‘203 m Hügel’’ leuchtet gelblich grün, wunderbar passt es zu der magischen Glut der Buchstaben, die unirdisch, unwirklich, wie aus dem Reiche der Geister in unsere Sphäre hinüberwinkt. – Komm, lass uns gehen. Franz! Du denkst an morgen?“
    „ Kommt er auch? Zu Majors?“ Er wies nach unten.
    „ Er ist eingeladen, ganz gewiss kommt er.“

 
     
     
     
     
     
     
     

     

11 . Kapitel
     
     
     
     
    Aber Riemenschneider kam nicht an dem Abend. Die beiden Herrn aus dem Ministerium hatten ihn entführt. Zu einer Besprechung? Besichtigung? Wer wusste es ! „Gar nix hawwe man mehr von Herrmannle!“ , hatte die Mutter aufgestöhnt. Und noch war Friede! Wie würde es erst gehen, wenn einmal Krieg ausbrach! Wenn das Vaterland ihn brauchte! „Gott nein, wer hädde dees gedacht!“ Mit schweren Sorgen sahen zwei Frauen in das dunklen Schleier der Zukunft, das über den fernen Horizont herüberkam.
     
    In der Villa des Majors sammelten sich nach und nach die Gäste. Wie immer zögerte sich das Eintreffen des einen und des anderen länger hin, als man selbst bei sehr liberalem Zugeständnis des akademischen Viertels es angenommen hätte. Wenn jeder geladene Gast sich bewusst wäre, in welche peinlichen Spannungen seine Unpünktlichkeit die Veranstalter des Festes bringt, würde er früher von zuhause fortgehen und unterwegs sich durch niemanden aufhalten lassen. Aber das weiß nicht jeder und es Bedenkens nur wenige. Endlich waren nur noch zwei Lücken im Salon.
    „ Herr Professor Riemenschneider kommt nicht“, verkündete der Baron mit lauter Stimme, „seine Mutter teilt mir eben mit, dass er von seinen dienstlichen Pflichten noch nicht zurück ist.“
    Tessis Augen wurden dunkel, ihre Hände griffen in die Sessellehne. Wollte sie aufspringen und aus dem Zimmer laufen? Sie sah zum Freund hinüber – der saß so, dass man ihm ansah, wie er die ganze Gesellschaft auf den Blocksberg wünschte. ‘‘Macht euren Kram doch alleine’’, stand deutlich auf seinem Gesicht geschrieben. ‘‘Um ihn bin ich doch nur gekommen! Was fragte er nach den anderen!’’
    Aber auch bei den übrigen Gästen gab es lange Gesichter, sie alle wussten, wer Riemenschneider war, kannten sein Werk, kannten nur den Mann noch nicht, eben hier wollten sie ihn kennenlernen. So sehr war man enttäuscht und damit beschäftigt, nun doch wenigstens über seine geheimnisvolle Erfindung etwas zu ergaunern, dass man das Ausbleiben des zweiten Partylöwen dieses Abends für eine Weile ganz vergaß.
    Die Majorin beugte sich zu Tess herunter und flüsterte ihr zu: „Noch einen Herrn erwarten wir, einen sehr merkwürdigen Herrn; wenn der kommt, wirst du vielleicht deinen Professor nicht mehr so sehr vermissen.“ Dies wurde geheimnisvoll betont, sodass Tess aufmerksam wurde, glauben konnte sie es freilich nicht, was da verheißen wurde. Sie wandte sich um nach den bisher erschienenen Gästen, die in kleinen Gruppen zusammen saßen oder standen. Einige signifikante Uniformen, aber keine bedeutenden Köpfe. Die Damen, obwohl in sehr jugendlicher Aufmachung, doch fast alle schon in mittlerem Alter. Meilen fern standen sie ihr. Es kam ihr zum Bewusstsein, dass sie mit Damen, mit ausgesprochenen Damen eigentlich fast nie zusammengekommen war. Was spricht man so mit Damen? Sie hätte es im Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher