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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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spielen ließ. Der nächtliche Himmel wurde abgeleuchtet und auch prompt ein Flugzeug entdeckt. Die Befriedigung, das Erstaunen war allseits groß.
    Es schloss sich eine kleine Feier an, einige Ansprachen wurden gehalten, mehr oder weniger mit Scherzen gewürzt, vor allem die beiden blonden Württemberger wurden gebührend gewürdigt. „Wenn alle Schwaben so sind“, sagte einer der Herren, ein ‘‘hohes Tier’’, „dann können wir hier in Berlin mal einpacken.“ Der Name ‘‘Siegfried’’ fiel natürlich wieder und auch die ‘‘Krimhild’’ durfte nicht fehlen. Die Stimmung war bei allen Teilnehmern ganz ausgezeichnet. Nur ein Bedenken wurde geäußert, von einem Herrn aus dem Kriegsministerium: „Dass ein so wichtiger und geheimnisvoller Betrieb so nahe am Rande des Parks liegt!“ Er zeigte bedeutungsvoll nach draußen.
    „ Ja, wegen der Schießübungen, Herr General!“, raunte Major von Rechberg.
    „ Sehr richtig! Aber?“ Er zuckte doch bedenklich die Achseln.
    „ Die Kiefern dort bis zu 100 m Abstand müssen fallen“, sagte Riemenschneider. „Schon in Tübingen ist man zweimal bei mir eingebrochen“, fügte er leise hinzu.
    „ So, so?“ Alle wurden sehr aufmerksam und besahen etwas bedenklich das Gelände.
    „ Ein hoher Stacheldrahtzaun nach dieser Richtung. Tag und Nacht scharf bewacht!“
    „ Nachts erleuchtet!“
    „ Natürlich!“
    Einer der Herren deutete durch eine sprechende Geste ein mögliches Unterminieren an.
    „Ja, ja! Schon mehrfach da gewesen!“, bestätigte ein anderer.
    „ Ein empfindlicher Horchapparat im Keller mit automatischer Alarmvorrichtung“, wagte Ebersbach einzuwerfen.
    Mehrere wandten sich nach dem Sprecher um und studierten, wie es schien, mit Befriedigung das ebenmäßige, scharf geschnittene Gesicht.
    „Den Apparat sollen sie haben“, versprach der leutselige General, „den besten, den wir haben.“
    Einige der Herrschaften – die ‘‘ganz hohen Tiere’’ – verabschiedeten sich dann, sie hatten noch etwas auf dem Schießplatz zu besichtigen. Die Übrigen, die noch eine Weile blieben, nahmen unter anderem die Vereidigung der jungen Leute vor; kurz, nett, schmerzlos. Schließlich war nur noch Riemenschneider mit seinen Getreuen da, der Stundenplan wurde festgesetzt, am folgenden Tage sollte der ‘‘Dienst’’ beginnen.
    Als Tess mit Franz zum Bahnhof in Kummersdorf kam, fiel ihr schmerzhaft ein, was sie doch wieder vergessen hatte, was sie fragen wollte. „Franz, die Papiere!“, raunte sie böse zu ihm hinüber.
    „ Ach Donnerwetter!“
    „ Heute bringen wir sie ihm!“
    „ In die Wohnung?“
    „ Natürlich!“
    „ Wann?“
    „ Ich komme um fünf, da wird er zuhause sein.“
    „ Um fünf entlasse ich erst meinen Privatschüler.“
    „ Also um halb sechs?“
    „ Ja.“
     
     
     
    Als Tess in die Malvenstraße kam, fand sie nur Lore im Haus an. Die beiden gingen in den oberen Stock, in sein Arbeitszimmer, wo Tess sich einmal in Ruhe alles ansehen wollte. Die Apparate waren nicht mehr da, sie waren schon ins Institut auf dem Schießplatz übergesiedelt. Nicht viel Möbel gab es, auch wenig Bilder, nur Bücher – Bücher – Bücher! An allen Wänden krochen sie hoch bis zur Decke hinauf. Nur über dem Schreibtisch war ein bisschen Platz.
    „ Was ist denn das, Lore?“
    „ Diese Metallplatte?“
    „ Eigentümlich und fremdartig die Form! Dieses lang gestreckte, schmale Sechseck!“
    „ Das ist seine größte Kostbarkeit. Wenn die Menschen ahnten, was dieses Blech wert ist, wäre es schon längst nicht mehr da.“
    „ Was ist es denn?“
    „ Gediegenes Platin!“ Dazu musste man die Stimme geheimnisvoll dämpfen.
    „ Lore!!“
    „ 6.000 Mark – allein der Metallwert!“
    Tess hielt sich an den Schultern der Freundin, wollte die Hand ausstrecken und wich scheu wieder zurück. „Das hat er …“
    „ Nein, das ist ein Geschenk.“
    „ Lore, du erzählst mir Märchen!“
    Die Gescholtene lachte, stolz, wie immer, wenn sie das erzählen durfte: „Das war sein erster Triumph; das Geschenk einer Sprengstofffabrik – nein, eine Prämie, die statt des Geldbetrages, den er abgelehnt hatte, dem Sieger im Wettbewerb ausgehändigt wurde.“
    „ Was für ein Wettbewerb war das?“ Tess fieberte vor Spannung.
    „ Es sollte ein hochbrisanter Sprengstoff gefunden werden – das heißt, der Sprengstoff war da, aber es sollte ein Verfahren zu seiner rentablen Herstellung ausgearbeitet werden.“
    „ Welcher Sprengstoff war

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