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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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können. Also fragte Tess nicht mehr. Was lag daran, jetzt im Augenblick! Vielleicht hätte es dem Abend ein ganz anderes Gesicht gegeben. Sie würde es schon noch erfahren. „Aber sonst darf ich alles fragen?“
    „ Vieles!“
    Tess lachte fröhlich. Er sah ihr gespannt entgegen, wobei man wieder nach Herzenslust forschen konnte.
    „ Sie verkehren schon lange in diesem Hause?“, fragte Tess etwas gedämpft. „Bitte klären sie mich ein bisschen auf! Ich bin ja noch ein blutiger Neuling hier. Sind das alles Offiziere, die Herren hier?“
    „ Alle bis auf den einen!“
    „ Ah ja, der nicht gekommen ist!“
    Herr Kirna sah unter sich und lachte leise. Sie ließ sich nichts anmerken und fragte weiter:
    „ Kriegsministerium? Oder Generalstab?! Oder beides?“
    „ Beides.“
    „ Wodurch sich diese beiden Behörden unterscheiden, ist mir immer etwas schleierhaft gewesen. Lässt sich das?“
    „ Heute Abend nicht!“
    „ Ah so! Danach kann ich ja auch meinen Vetter immer fragen. Er darf mir das doch sagen? Ich bin neugierig? Neugier ist doch erlaubt?“
    Der Gefragte lachte. „Auf welche Frage soll ich nun zuerst antworten?“
    „ Ich bin schrecklich bei Tisch – ich weiß – ich lasse sie nicht essen. Aber ich muss soviel von ihnen erfahren, was ich sonst niemanden fragen kann. Mein Vetter ist so zugeknöpft, nichts ist aus ihm herauszukriegen. Ist er bei ihnen auch so reserviert? Wenn sie ihm so im Dienst begegnen?“
    „ O nein, bei uns ist er stets …“ Der Sprecher brach jäh ab – hatte er sich doch verplappert! „Eine ganz Gefährliche sind Sie!“ Er drohte mit sehr langem Zeigefinger. „Haben sie nun endlich alles aus mir herausgequetscht, was sie wissen wollten?“
    „ Sie sind Offizier und sitzen im Generalstab!“, lachte Tess, „soviel weiß ich jetzt. Aber von welchem Rang? In welcher Abteilung? – Und warum gehen sie in Zivil?“
    „ Bis hierher und nicht weiter!“, bemühte sich der Entlarvte energisch zu gebieten.
    Tess lachte ganz tief über ihren Teller sich niederbeugend. – Generalstäbler ist er, dachte sie bei sich, sein Beruf ist Forschen, seine Augen sind immer am Suchen, also ist er in der Nachrichtenabteilung, Spionage? Oder Spionageabwehr? Sein Name – oder Deckname – ist nordisch, also wird er dort auch seinen Wirkungskreis haben. Finnland? Skandinavien? England? Das müssen wir rauskriegen. – „Nein, wir wollen jetzt von etwas ganz anderem sprechen“, sagte sie, ihr Lachen zerdrückend und wieder frei umherblickend. „Wie ist das eigentlich in Schweden: Kommt man da mit Englisch durch? Oder muss man unbedingt Schwedisch lernen?“
    Der andere horchte auf. „Interessieren sie sich für Schweden, Baroness?“
    „ Ach, für die nordischen Völker überhaupt. Wenn die Schweden so nett sind wie die Engländer ...“
    „ In England waren sie schon?“
    „ England – ist mir sehr vertraut – sehr lieb geworden.“
    Der Jago begann wieder zu forschen. „Do you speak English?“ , raunte er, ohne sie auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Zangen seiner Blicke zu entlassen.
    Sie hielt seinen Blick ruhig stand und gab ihm Antwort in so fehlerlosem, fließendem, akzentfreiem Englisch, dass er für eine Weile allen Ernstes dachte, man hat mich irregeführt mit ihr, sie ist Engländerin; denn so kann kein Deutscher sprechen, wenn er nicht das Englische zu seinem ausschließlichen Studium gemacht und viele Jahre in England gelebt hat. Er beschloss, sie noch weiter zu prüfen und fragte kreuz und quer, nach Persönlichem, nach Theater, Shakespeare, Musik und Chemie, alles auf Englisch, immer in der Hoffnung, irgendwo einen Spalt zu finden, in den er seine Keile treiben konnte.
    Prüf du nur, dachte Tess, ich komme auch wieder an die Reihe! Die jetzt im Prestissimo sich abspielende Unterhaltung verlief in englischer Sprache – etwa folgendermaßen:
    „ Chemie studieren Sie, Mylady? An deutschen Universitäten! Dazu gehört ein Mut, den ich bewundern muss. Ich habe auch Chemie zu lernen versucht, aber aus Büchern, zur Universität bin ich leider nicht gekommen. Nun will ich mal ein bisschen bei ihnen profitieren und das fragen, was man in Lehrbüchern nie findet. Darf ich das?“
    „ Aber bitte!“
    „ Und sie wollen mir immer antworten?“
    „ Ja, wir wollen uns immer gegenseitig antworten“, lachte sie.
    Er lachte mit, wurde dann aber plötzlich ernst und fragte: „Was ist Asche? Was bleibt zum Beispiel beim Verbrennen von Holz übrig?“
    „Nun,

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