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Entfesselte Energien (Band 1)

Entfesselte Energien (Band 1)

Titel: Entfesselte Energien (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collmann
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solche Röhren?“ Er durchbohrte sie mit seinen Augen, die er bis dicht an ihr Gesicht brachte.
    Sie hielt den Blick ruhig aus und fragte kalt lächelnd dagegen: „Und was tun Sie, bitte, in England?“
    Er lachte, sie lachte und das Examen war zu Ende.
    Einige Damen in ihrer Nachbarschaft, die diese rasende englische Unterhaltung mit angehört hatten, haben der Dame des Hauses nachher erzählt, sie hätten immer nur gehört: „Ratatata – ratatata – ratatata – Stopp! – Ratatata – ratatata – ratatata – Stopp!!“
    Als man die Tafel verlassen hatte und sich in zwanglosen Gruppen in die verschiedenen Räume verteilte, fand sich der interessante Herr, der wie ein Schauspieler aussah, bei der Dame des Hauses ein.
    „Was sagen sie jetzt?“, fragte sie lächelnd.
    Er schüttelte den Kopf in ratlosem Erstaunen. „Fabelhaft!“, sagte er. Er lächelte nicht. „Herrlich und unangreifbar!“
    „ Habe ich zu viel versprochen, Herr von Barnek?“
    „ Nein, gnädige Frau. Sie haben mich nur in sehr unzulänglicher Weise vorbereitet. Auch ist mir nicht klar, warum sie mit der jungen Dame die Verabredung getroffen haben, sie als Deutsche und als ihre Verwandte vorzustellen.“
    Die Majorin lachte belustigt auf. „Für was halten sie sie denn?“
    Der lebhafte Herr, dessen dunkle Augen fortwährend auf der Wanderschaft waren, antwortete auf diese Frage nicht. „Wer ist der blonde Riese, mit dem sie dort eben – sehr vertraut – spricht?“
    Wieder lachte die Majorin. „Ein Freund aus ihrer Heimat.“
    „ Welcher Heimat?“, warf er schnell ein. „Aus Württemberg!“
    Er machte eine ungeduldige, unwillige Gebärde.
    „Ich kann nur wiedergeben, was meine Schwipp Base – die Cousine meines Mannes – mir gesagt hat!“
    Er zuckte zusammen, drückte in jähem Wechsel Ungläubigkeit, Ärger und Neugier nach Weiterem aus. „Was tut er hier?“
    „ Die beiden arbeiten zusammen bei Riemenschneider im Institut.“
    Der Schauspieler zog die Augenbrauen gewaltig in die Höhe. „An dieser geheimen Chose? – Nichts ist aus ihr herauszukriegen, es ist zum Verrücktwerden. – Sag mal, Li, tanzt deine – hm – Schwipp Base?“
    Die Majorin sah sich vorsichtig nach allen Seiten um, ob niemand diese Vertraulichkeit gehört haben könnte, worauf sie sich vertraut zu ihm hinüberneigte.
    Gerade das sah Tess, die aus einem anderen Zimmer heraus ihre Augen einmal auf Wanderschaft schickte. Nun weiß ich auch, warum Leo nicht unter dem Pantoffel steht, sagte sie bei sich.
    „ Ob sie tanzt, fragst du“, hauchte die Majorin. „Leo sagt, dass sie in ihrer Heimat als die beste Tänzerin gilt.“
    „ In Tübingen?“
    „ So, das weißt du schon?“ Die Majorin drohte leise.
    „ Na, da studiert sie doch augenblicklich, wie sie mir verraten hat. Das beweist natürlich noch gar nichts für dieses – gegen dieses Wundermädchen. – Was kann sie denn nicht erstklassig? Muss ich jetzt mal fragen. In Chemie weiß sie mehr wie jedes Lehrbuch. Englisch spricht sie wie ein Professor am Trinity - College, im Tanzen soll sie jeden Rekord halten. Klug ist sie wie ein Deiwel, ihre Wachheit, ihre Antennenempfindlichkeit, ihre Reaktionsgeschwindigkeit grenzen ans Unwahrscheinliche. Schön ist sie unverkennbar!“
    Hier sah die Majorin etwas verlegen unter sich. – Dann fuhr sie plötzlich erschreckt auf. „Harry, hast du Absichten mir ihr? Du willst sie nach England bringen!“
    Der so Verklagte sah nachdenklich in die Ferne. Suchte er sie wieder ? Sie war ihm eben aus dem Blickfeld entschwunden. Dann sprach er – knurrte er, ohne seine Blickrichtung zu andern; „Verdammt fähige Frau! Könnte mir in England viel helfen. An gewisse Leute kann nur eine Dame heran.“
    „Harry , schlag dir das aus dem Kopf! Das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Nie wird sie ihre interessante Arbeit, ihre Pflicht hier im Stich lassen.“
    Er lachte höhnisch auf, schielte zur Majorin hinüber und seufzte unterdrückt. Das hieß: O heilige Unschuld! – Laut sagte er nur, während er sich abwandte: „Na, das wollen wir mal sehen!“ Er dachte schon einen Schritt weiter: und wenn der Ziehvater weg wäre …?
    Jäh griff die Majorin nach seiner Schulter und suchte ihn zurückzuhalten. Vergaß sie ganz, wo sie sich befand? „Herr von Barnek, das dürfen sie nicht! Das Kind!“
    „ Das Kind!“, nickte er bedauernd, „och, das Kind!!“ Lachend ging er fort und geradewegs zu dem ‘‘Kind’’ hinüber.
    „ Darf ich um den ersten Tanz

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