Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
worden, und sie hatten gemeinsam alle Peinlichkeiten durchgestanden.
Nash glaubte, dass er einen Teil seiner Schuldgefühle hatte kompensieren wollen, indem er versucht hatte, Tony ein guter Bruder zu sein. Schuldgefühle deshalb, weil er überlebt hatte – und Petar tot war. Nash hatte die Erinnerung an ihn nicht in Ehren gehalten. Vielleicht hatte er Tony ja sogar dadurch behindert, dass er sich ihm als Stütze angeboten hatte. Es war seltsam, wie klar er das alles jetzt sah.
Ja, es war an der Zeit, Anthony Hayden-Worth, schneidiger Bonvivant und aufsteigendes Mitglied des Unterhauses, loszulassen, damit er sein Leben selbst in die Hand nahm. Und Tony, diesen Eindruck hatte Nash gewonnen, würde dazu fähig sein, einige schwere Entscheidungen zu treffen – Entscheidungen, die nötig waren, um seine politische Karriere fortsetzen zu können. Aber das war jetzt Tonys Sache. Einen blamierten, bisexuellen Stiefbruder zu haben war kein Hindernis für ein Leben, wie Nash es führte. Und was Phaedra und Phoebe anging, so konnte Nash ihnen immerhin eine große Mitgift mitgeben, die reichen würde, irgendwelche gesellschaftlichen Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Und genau das werde ich tun, beschloss Nash. Es war das Beste, was er mit den Spielgewinnen machen konnte. Weitaus besser, als Tony aus Schwierigkeiten freizukaufen. Nash neigte den Kopf gegen den feinen Regen und versuchte Freude über seine Heimkehr zu empfinden. Aber es war schwer. Sehr schwer.
Xanthia hörte kaum das Knarren der Tür, die hinter ihr geöffnet wurde. Sie stand am Fenster ihres Büros und sah der auflaufenden Flut zu. Dann fühlte sie eine feste, warme Hand sie am Arm berühren.
»Komm weg vom Fenster, Zee.« Gareth Lloyds Körper schien Hitze abzustrahlen. »Du kannst nicht in der Zugluft stehen bleiben. Du wirst dich noch erkälten. Das weißt du doch.«
»Nein«, sagte sie leise und hob die Hand, um die Fensterscheibe zu berühren. »Ich denke, ich habe mich daran gewöhnt – an die Kälte in England, meine ich. Mein Blut scheint endlich dicker geworden zu sein. Oder dünner. Was von beidem stimmt?«
Sanft legte er einen Arm um ihre Schultern, als wollte er Xanthia zu sich umdrehen. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Aber ich weiß, dass du krank werden wirst, wenn du hier stehen bleibst.«
»Warte, Gareth«, murmelte sie und deutete aus dem Fenster. »Schau – siehst du die Jacht dort? Die die Themse heraufkommt?«
Gareth beugte sich vor. »Die große mit dem Bugspriet? Ja. Warum?«
»Kannst du den Namen erkennen?«, fragte Xanthia voller Hoffnung.
Gareth spähte durch den Regen auf den Namen, als das Schiff näher kam. Langsam schüttelte er den Kopf. »Nein – tut mir leid. Nicht bei diesem Nieselregen.«
Die Antwort war seltsam niederschmetternd. Aber warum? Es war nur eine Jacht wie ein Dutzend andere, die heute vorbeigefahren waren. »Auch ich kann ihn nicht erkennen«, sagte sie wehmütig. »Einen Moment lang dachte ich, dass vielleicht ...«
Dieses Mal drehte Gareth sie vom Fenster weg. »Du dachtest, dass vielleicht was, meine Liebe?«
Ihr Lächeln war traurig, als sie zu ihm hochschaute. »Nichts.«
»Du frierst, Xanthia«, sagte er mit Gewissheit in seiner Stimme. »Ich werde Mr. Bakely bitten, Tee zu bringen.«
»Tee wäre schön«, murmelte Xanthia und setzte sich. »Vielen Dank.« Sie begann die Papiere auf ihrem Schreibtisch durchzusehen. »Hast du dich schon mit Captain Rangle getroffen?«, fragte sie geistesabwesend. »Ich brauche seine Ausgabenliste für die Reise. Sein Zahlmeister verspätet sich schon wieder.«
Gareth kehrte zu Xanthias Schreibtisch zurück, um die gesuchten Papiere aus der Unordnung herauszufischen. »Du hast Rangle gestern getroffen, Zee«, sagte er beunruhigt. »Er war hier, und ihr habt Höflichkeiten ausgetauscht. Er selbst hat dir die Liste gegeben. Erinnerst du dich nicht daran?«
Xanthia legte die Hand an die Stirn. »Ja, natürlich erinnere ich mich! Wirklich, Gareth, es gibt keinen Grund, sich aufzuregen.«
Gareth zog einen Stuhl an ihren Schreibtisch. »Xanthia, ich rege mich nicht auf«, sagte er und setzte sich rittlings auf den Stuhl. Er stützte die Arme auf die Rückenlehne und sah Xanthia prüfend an. »Ich meine das auf die allerfreundlichste Art, Zee, aber was ist mit dir los, zum Teufel?«, sagte er netter. »Seit einiger Zeit bist du nicht mehr du selbst, und es wird eher schlimmer, nicht besser. Gestern hast du sogar den armen alten Bakely
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