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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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Franzosen sind bekannt für unsere politesse . Nichtsdestotrotz weiß die eine Hand üblicherweise, was die andere tut. Ich bezweifle, dass le comte unschuldig war.«
    »Ich fürchte, dem ist so.« Nash schob die Hände in die Taschen und starrte auf den gekiesten Weg. »Vor einigen Wochen hat sie angedeutet, dass de Montignac noch mehr Briefe besitzt. Wir werden abwarten müssen, ob er so dreist ist, selbst den Erpresser zu geben – und dieses Mal ganz offen gegenüber meinem Bruder.«
    »Euer Bruder hat ... diese verbotene Liaison mit dem Comte beendet, j’espère? «
    »Er hat es mir geschworen«, sagte Nash. »Und falls er es nicht getan hat, werde ich es das nächste Mal ihm allein überlassen, mit den Folgen zurechtzukommen.«
    »Ein Narr muss aus der Erfahrung lernen«, sagte der Priester traurig. »Nur ein kluger Mann nimmt einen Rat an. Ich hoffe, mein Sohn, dass Euer Bruder bereut und sich von diesen Sünden des Fleisches abgewandt hat. Die Rettung seiner Seele wird davon abhängen.«
    Nash schwieg. Er wollte sich hüten, über Tony herzuziehen, denn er selbst hatte zu viele Todsünden begangen. Zudem gab Nash de Montignac die Schuld an allem – und Tony traf darüber hinaus seine eigenen Entscheidungen. »Danke, mon Père , dass Ihr Euch um die Comtesse kümmert«, sagte er. »Ich muss Euch jetzt verlassen, denn ich werde morgen früh in See stechen.«
    Der Priester hob die Hand und legte sie Lord Nash auf die Schulter. »Dann bon voyage et bonne chance , mein Sohn. Ich werde mich so gut um la comtesse kümmern, wie ich kann, bis ihre Zeit gekommen ist.«
    »Merci, mon Père.«
    Vater Michael lächelte und festigte seinen Griff. »Und für Euch, mein Sohn«, sagte er ruhig, »ist es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren und Euer eigenes Leben weiterzuleben.«
    Die Dangerous Wager fuhr an einem nassen, stürmischen Tag auf ihrem Weg zu den exklusiveren Anlegestellen von Westminster mit der Flut in den Londoner Hafen ein. Der Wind zerzauste Nash die Haare, als er trotz des unangenehmen Sprühregens am Bug stand und zur Steuerbordseite schaute. Bittersüße Erinnerungen stiegen in ihm auf, als die Jacht Wapping passierte. Er hatte sich nur knapp einen Monat in Paris aufgehalten, um das Chaos zu beseitigen, das Jenny ihnen hinterlassen hatte, aber jetzt kam es ihm wie eine Ewigkeit vor.
    Trotzdem hatte der Schmerz nicht nachgelassen. Ebenso wenig das quälende Gefühl des Verlustes, das in diesem Moment noch stärker wurde, als er glaubte, das Fenster zu erkennen, das zu Xanthia Nevilles Kontor gehörte. Einen Augenblick lang war ihm, als würde er sie am Fenster stehen und in den Regen hinausstarren sehen, während ihre Fingerspitzen leicht das Glas berührten. In seiner Vorstellung hatte die Geste etwas Mädchenhaftes, Wehmütiges an sich – als hoffte sie auf etwas.
    Nash hoffte auf nichts. Nicht mehr. Er hatte nur noch eine Pflicht zu erfüllen, dann würde sein Leben wieder so sein, wie er es gewohnt gewesen war. Er redete sich ein, dass er sich darauf freute. Noch einmal wandte er sich um und schaute zu dem Fenster hinüber. Aber nein. Dort war niemand. Dort war nie jemand gewesen.
    Nash hatte Tony in Southampton an Land gehen lassen und ihn angewiesen, nach Brierwood zurückzukehren, bis abzuschätzen war, wie die Dinge in London standen. Sollte es irgendwelche Neuigkeiten geben, irgendeinen Hinweis auf Klatsch und Gerüchte oder eine Verunglimpfung von Jennys Namen, so war Nash bis jetzt nichts davon zu Ohren gekommen. Die Briefe von Edwina und Phaedra waren voller Fragen gewesen, hatten aber keine neuen Informationen enthalten. Doch hätten sie überhaupt etwas erfahren können, so isoliert, wie sie auf dem Lande lebten?
    Er war überzeugt, dass sie auf jeden Fall davon gehört haben müssten. Lady Henslow verfügte über gute Beziehungen. Hätte sie davon Wind bekommen, dass man den Namen ihres Lieblingsneffen in irgendeiner Form in den Schmutz zog, dann wäre sie vermutlich sofort nach Brierwood geeilt. Tony war also vermutlich unbeschadet davongekommen. Nash hatte für sich aus diesem geschmacklosen kleinen Intermezzo eins gelernt: Es war an der Zeit, dass er aufhörte, den großen Bruder für einen Mann zu spielen, der von vornherein wahrscheinlich nie einen großen Bruder hatte haben wollen. Gott allein wusste, dass er Nash den Schmerz seiner Kindheit nicht leichter gemacht hatte. Und jetzt war Tonys Geheimnis – das Geheimnis, das für Nash niemals so geheim gewesen war – gelüftet

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