Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Alter ist einfach alles ein Melodram.«
Xanthia warf ihre Handschuhe zur Seite und ließ sich auf dem Stuhl nieder. »Pamela, was ist los?«, verlangte sie zu wissen und ergriff die Hand ihrer Cousine. »In diesem Haus scheint heute alles drunter und drüber zu gehen. Die Dienstboten sind schreckhaft wie Katzen – und du bist noch zur Teezeit im Morgengewand! Dir ist nicht wohl. Ich kann es dir ansehen.«
Das leise Lächeln kehrte zurück. »Ich fühle mich nur ein wenig schwach, meine Liebe«, beruhigte Pamela sie und drückte Xanthias Hand. »Aber das Gefühl wird nicht lange anhalten. Hör mir jetzt zu, Zee, denn ich werde dir etwas ganz und gar Erstaunliches erzählen. Sharpe ist schon ganz außer sich.«
Xanthias Augen weiteten sich. »Was ist? Nun sag schon, ich bin ganz krank vor Sorge.«
Pamela legte eine Hand auf ihren rundlichen Bauch. »Ich erwarte ein Kind.«
Xanthia keuchte überrascht. »Du lieber Himmel! Bist du ... bist du ganz sicher?«
Mit einem schwachen Lächeln nickte Pamela. »Oh Xanthia, ist das denn zu glauben? Ich bin so aufgeregt – und gleichzeitig so voller Angst.«
Xanthia ging es genauso. Pamela war an die vierzig, und in zwei Jahrzehnten Ehe und nach immerhin einem halben Dutzend Schwangerschaften hatte sie zwei Kindern das Leben geschenkt. Töchtern. Reizende Mädchen, aber eben nur Töchter.
»Oh Zee, sag, dass du dich für mich freust!«, rief Pamela. »Und denk nicht, was du gerade denkst, meine Liebe! Denk nur an diese wundervolle Chance, die mir gegeben wurde. Eine Chance, Sharpe endlich seinen Erben zu schenken. Oh, mein Leben wäre vollkommen!«
Xanthia lächelte und beugte sich vor, um ihre Cousine auf die Wange zu küssen. »Ich bin hingerissen«, sagte sie, »und könnte mich nicht mehr freuen. Ich kann es kaum erwarten, Kieran davon zu erzählen. Er wird sich so sehr für dich freuen, Pamela. Aber, meine Liebe, du musst auch sehr, sehr vorsichtig sein. Das weißt du doch, nicht wahr?«
»Ja, das weiß ich«, entgegnete Pamela grimmig. »Die Hebammen und die Ärzte waren heute Morgen bereits hier, um mich gründlich zu untersuchen und zu bestätigen, was ich nicht zu hoffen gewagt habe. Und jetzt ist es mir nicht mal mehr erlaubt, irgendetwas zu tun – ich darf nicht einmal mehr die Treppe hinuntergehen! Und die Verbote gelten für die kommenden sechs Monate. Ich werde natürlich verrückt werden, aber es wird es wert sein, wenn ich Sharpe dann einen Sohn schenke.«
Plötzlich tauchte das Bild von Louisas rot verheultem Gesicht vor Xanthias geistigem Auge auf. »Herrje«, sagte sie. »Die arme Louisa!«
Pamelas Augen füllten sich mit Tränen. »Das ist ein schrecklich unglücklicher Zeitpunkt, nicht wahr?«, sagte sie. »Es ist ihr Debüt in der Gesellschaft, Zee, ihre erste Saison! Wir haben ein kleines Vermögen für ihre Kleider ausgegeben, sie hat sich recht gut eingeführt, und jetzt bin ich bis zum Michaelistag ans Bett gefesselt!«
»Wie soll das funktionieren, Pamela?«, fragte Xanthia. »Natürlich ist da noch ihr Vater ... aber das ist nicht der springende Punkt, nicht wahr?«
»Sie braucht eine Anstandsdame«, beharrte Pamela. »Natürlich wäre da Christine, schließlich ist sie Sharpes Schwester. Aber man hält sie für ein wenig – nun ja, sie ist ein wenig unkonventionell, nicht wahr? Ich kann sie mir bei bestem Willen nicht als die passende Begleiterin für ein Mädchen von Louisas zartem Alter vorstellen.«
»Nein, ich auch nicht«, murmelte Xanthia.
Die Wahrheit sah so aus, dass Christine Ambrose eine amoralische Katze war – eine, die von Zeit zu Zeit ihre Krallen in Kieran hieb. Aber Kieran sah in ihr die Frau, die sie war, und benutzte sie ebenso wie sie ihn. Manchmal dachte Xanthia, dass die beiden einander verdienten. Aber Christine als Anstandsdame für Louisa? Nein, das war ausgeschlossen. Allmählich dämmerte es Xanthia, dass Pamela ihre Hand mit einem fast tödlichen Griff umschlossen hielt. Sie blickte ihre Cousine an und sah ein unmissverständliches Flehen in deren Augen.
»Oh Xanthia, meine Liebe, darf ich auf dich zählen?«
Xanthia konnte kaum ein überraschtes Einatmen unterdrücken. »Auf mich?«, wiederholte sie. »In ... in welcher Beziehung?«
»Um Louisa durch den Rest dieser Saison zu begleiten.«
»Du meinst, sie ... sie zu Bällen und Gesellschaften zu begleiten?«, fragte Xanthia hohl. »Ach, Pamela. Ich denke nicht ... Nein, ich bin einfach nicht erfahren genug in solchen ... Ich könnte möglicherweise
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