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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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experimentieren. Ich suchte bereits nach einer Ausrede, doch dann kam mir ein unangenehmer Gedanke: Ichhatte mich vierhundertfünfzig Jahre lang gedrückt. War dem Wissen ausgewichen. Der Magie, der Macht und allem anderen, was mit meinem Erbe zusammenhing. Ich hatte versucht, dem Schmerz auszuweichen. So getan, als wäre dasalles nicht echt, niemals geschehen.
    Und ich war hier, weil ich etwas ändern wollte, richtig? Die logische Schlussfolgerung war also, dass ich mich den Dingenstellen musste.
    Ich hasse Logik.
    Aber ich sollte wohl wirklich anfangen, ein paar Risiken einzugehen - sofern sie nichts mit Mode zu tun hatten. Allerdingshatte ich mich nach den paar Zirkeln, an denen ich teilgenommen hatte, immer schlecht gefühlt. Andererseits würde River diesmal dabei sein und ... ich vertraute ihr. Was schon erstaunlich genug war.
    Da sah ich, wie Reyn nickte. Und Nell, die ihn beobachtet hatte, nickte ebenfalls. Damit war es entschieden: Wie konnteich mir eine solche Gelegenheit entgehen lassen? Wie Oscar Wilde kann ich allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.»Ich bin dabei«, sagte ich wagemutig und wurde mit einem Blick von Nell dafür belohnt.
    Ach ja, es lag noch ein langer Weg vor mir, bis ich endlich gut sein würde. Aber Nell war auch noch nicht weiter.

16
    »Kommst du?« River lächelte und streckte mir die Hand entgegen. Wäre ich nicht so emotional zurückgeblieben, hätte ich sie ergriffen wie eine Freundin und mich an der Wärme und Kameradschaft und all dem Kram erfreut. Aber da ich nun mal ich bin, ignorierte ich sie und band mir den Schal enger um den Hals. Bis jetzt hatte mich River nicht mehr auf die acht Häuser oder meine Herkunft angesprochen und ich hatte das Thema auch nicht mehr angeschnitten. Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie mir das noch durchgehen lassen würde.
    Wir raschelten durchs Laub und der kalte Wind blies uns um die Knöchel. Wie River gesagt hatte, war kein Mond zu sehen, und es war so dunkel, wie es heutzutage nur noch in der Mitte von Nirgendwo sein kann. Vor zweihundert Jahren waren die Sterne noch viel deutlicher zu erkennen und der Himmel mit ihren Lichtpunkten übersät. Nervös fummelte ich erneut an meinem Schal herum und sah mich hektisch um. Nach Werwölfen. Land-Haien. Monstern in der Dunkelheit.
    »Klar«, sagte ich. »Ich meine, ich hasse Zirkel zwar, aber wahrscheinlich ist es gut für mich, oder?«Siehst du, wie tapfer ich bin? Und außerdem würde ich eine neue Folge der Reyn-und-Nell-Tragikomödie zu sehen bekommen.
    »Du hasst Zirkel?«
    Ich nun wieder - wann lernte ich endlich, den Mund zu halten? »Ja. Ich hasse es einfach ... Magie zu machen. Große Magie. Ich meine, klar, ich mag die Aufregung.« Ich konnte die anderen vor uns hören, die eine Lichtung ansteuerten, ihre Umrisse aber kaum erkennen. »Aber ich hasse die Übel— keit, die Visionen und das ganze andere Zeug.«
    River blieb abrupt stehen und ich merkte erst nach ein paar Schritten, dass sie zurückgeblieben war.
    Ich drehte mich zu ihr um. »Was?«
    »Was hast du gesagt?«
    »Wie - was? Wann denn?«
    »Gerade eben - du sagtest, dir würde bei einem Zirkel übel und du hättest Visionen.«
    »Ach das.« Ich zuckte mit den Schultern. »Manchmal. Meistens. Wahrscheinlich mache ich etwas falsch.«
    »Nein, Nastasja«, sagte River ernst. »Selbst wenn du eine Terävä bist, solltest du dich nicht schlecht fühlen, wenn du an einem Zirkel teilnimmst oder Magie ausübst. Und die meisten Leute haben keine Visionen, es sei denn, sie bemühen  sich darum.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mit meinen Freunden hatte ich nie darüber gesprochen - ich schätze, ich hatteeinfach angenommen, dass Magie uns alle auf verschiedene Weise beeinflusst und dass es manchen Leuten hinterherschlecht geht und anderen nicht. Rückblickend fiel mir allerdings niemand ein, der je erwähnt hatte, dass Zirkel dieseWirkung auf ihn hatten. Aber in meinem Freundeskreis hielten wir Leute, die dauernd Zirkel bildeten, sowieso für totalaltmodisch.
    »Wie äußert sich die Übelkeit? «, fragte River eindringlich. Die anderen waren schon vorgegangen und ich war froh, dass ich nicht allein nach ihnen suchen musste - ich würde monatelang in den Wäldern von Massachusetts herumirren. Ein Albtraum.
    Ich wusste nicht genau, wieso River so darauf herumritt, es sei denn, es hatte etwas mit meiner Herkunft, meiner persönlichen Geschichte zu tun. Ich war ziemlich sicher, dass sie ahnte, woher ich

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