Entfuehrt von einem Prinzen
Viele Menschen winkten zurück, doch das Hauptinteresse galt natürlich Ram.
Ram verkörperte Ramprakesh. Das wurde Mia in diesem Augenblick bewusst. Stolz schaute sie ihn an und freute sich für ihn und für sein Volk. Genau wie dieses wunderbar lebendige Land, das er bald regieren sollte, war auch Ram leidenschaftlich, verlockend und aufregend. „Oh, Ram!“, rief Mia begeistert. „Sieh doch nur all diese Menschen, die zu deiner Begrüßung gekommen sind.“
„Ram?“ Forschend musterte sie ihn.
„Der Schein trügt.“
„Wie meinst du das?“, fragte sie erstaunt.
„Das hat jemand organisiert“, erklärte er.
„Wie denn das? So einen Menschenauflauf kann man doch nicht organisieren. Du glaubst, jemand hat all diese Menschen bezahlt, damit sie dir zujubeln?“
„Das nicht, aber man hat sie in die Irre geführt.“
„Wer hat das getan?“
„Bitte misch dich nicht in Angelegenheiten, von denen du nichts verstehst, Mia.“
Sein ungewöhnlich barscher Tonfall verletzte sie zutiefst. Eben noch war er ihr zärtlicher, einfühlsamer Liebhaber gewesen, und jetzt das! „Was habe ich denn gesagt? Warum bist du so aufgebracht?“, erkundigte sie sich, als er sich an ihr vorbeidrängen wollte.
„Nichts. Bitte lass mich durch. Ich kann den Chauffeur nicht länger warten lassen.“
„Den Chauffeur?“, rief sie ihm nach. „Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du dich heimlich, still und leise in der Limousine aus dem Staub machen willst, während all die Leute sich hier zu deiner Begrüßung eingefunden haben.“
„Jedenfalls werde ich nicht auf einem Elefanten reiten. Auch nicht dir zuliebe, Mia.“
Energisch verstellte sie ihm den Weg. „Dann verschwinde doch in deiner dämlichen Limousine! Ich nehme den Elefanten.“
„Mach dich nicht lächerlich!“ Er schob sie zur Seite und sah sich dann gezwungen, ihr nachzurufen. „Komm sofort zurück, Mia!“
Sie hatte schon die Hälfte der Gangway hinter sich gebracht, als sie schließlich Halt machte, weil sie einsah, dass sie zu impulsiv reagiert hatte. Dabei wollte sie doch nur, dass alles gut ausging für Ram. Aber er hatte natürlich recht. Sie durfte sich nicht einfach in eine Prozession drängen, die für ihn gedacht war.
Ram wollte kein Aufhebens um seine Person, der Mann, der diesen Empfang gegen Rams ausdrücklichen Wunsch organisiert hatte, kannte den Maharadscha schlecht, wenn er sich einbildete, er könnte ihn so leicht manipulieren. Es wäre eine schlechte PR, wenn Ram jetzt tatsächlich die Limousine nähme. Vielleicht hatte die Person, die dahintersteckte, beabsichtigt, das Ansehen des Maharadschas bei seinem Volk zu beschädigen. Das musste verhindert werden.
Das Empfangskomitee war inzwischen an Bord geeilt und begrüßte Ram, noch etwas außer Atem. Mia wollte nicht, dass Ram aus Verärgerung etwas tat, was er später bedauern würde.
Zum Entsetzen der Sicherheitskräfte stellte Mia sich direkt vor Ram. Jetzt konnte er sie nicht mehr mit Nichtachtung strafen, doch sein wütender Blick sprach Bände. Am Arm zog er Mia in den Schatten.
„Was fällt dir ein, Mia?“, herrschte er sie an. „Du wolltest dich doch im Hintergrund halten.“
„So war es geplant, aber dann bist du so wütend geworden, und ich weiß nicht warum. Ich weiß, dass du deine Ankunft möglichst unauffällig gestalten wolltest, aber das ist jetzt unmöglich. Bitte bedenke auch, wie lange die Menschen in der sengenden Hitze hier auf dich gewartet haben. Sie alle sind hier, um einen Blick auf dich zu erhaschen, Ram.“
„Wie kommst du dazu, dir Sorgen um das Wohlergehen meines Volkes zu machen, Mia?“
„Das würde jeder halbwegs anständige Mensch tun.“ Sie musterte ihn unnachgiebig.
„Jetzt belehrst du mich auch noch.“ Ram funkelte sie so wütend an, dass sie befürchtete, er würde sich erneut von ihr abwenden. „Du verstehst das nicht“, behauptete er schließlich. „Ich wünschte, du würdest dich ein einziges Mal heraushalten.“
„Pech gehabt, Ram. Du solltest mich inzwischen besser kennen. Ich kann einfach nicht glauben, dass du das offensichtlich aus hochrangigen Vertretern bestehende Empfangskomitee mit deiner Aufmerksamkeit beehrst, dich anschließend aber in deiner Limousine hinter verdunkelten Scheiben versteckst, ohne dich den einfachen Bürgern von Ramprakesh zu zeigen.“
„Das musst du gerade sagen.“ Aufgebracht fuhr er sie an. „Wer versteckt sich denn die ganze Zeit feige hinter seiner Augenklappe? Und du wagst
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