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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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er.
    »Ach so. Gut, aber manchmal geht so was schnell.«
    »Jetzt nicht, Isabelle.«
    »Tut mir leid. Ich weiß, du bist wütend auf mich. Aber ich habe dich schreien gehört, und ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Er wollte nicht, dass sie nett zu ihm war, und genauso wenig wollte er nett sein zu ihr. Er wollte ihr sagen, sie solle sich zum Teufel scheren, aus seinem Zimmer, seinem Leben und seiner Erinnerung verschwinden.
    Zugleich wünschte er, sie würde mit der Hand über seine Stirn fahren, um zu prüfen, ob er Fieber hatte. Sie sollte ihre Lippen auf seine drücken, sollte seinen Körper mit ihrem bedecken, bis ihre beiden Körper von Schweiß überzogen waren.
    Wenn er sie an sich heranließ, musste er das tun. Er durfte nichts zurückhalten. Musste ihr alles offenbaren.
    Sie weiß doch schon das Meiste.
    »Ich war heute Abend ein Arschloch. Das ist nicht dein Problem, sondern meins«, sagte er.
    »Du warst nur ehrlich. Und das wollte ich schließlich.« Sie klang so stark und bestimmt. Sie hatte alles unter Kontrolle. »Hast du … Ist der Albtraum meinetwegen gekommen?«
    Er wollte ja sagen, weil es in gewissem Maße stimmte. Sie hatte den Albtraum ausgelöst, aber sie war nicht die Ursache. »Nein, so kann man das nicht sagen.«
    »Ich hatte nie welche. Die Ärztin, zu der sie mich gebracht haben, hat mir gesagt, das passiere gewöhnlich. Darum habe ich darauf gewartet. Und habe sie sogar er wartet.«
    »Warum?«
    »Dann müsste ich mich dem nicht tagsüber stellen.« Sie zögerte. »Wenn du als Geisel genommen wirst und freikommst, gibt es dann jemanden, mit dem du darüber reden darfst?«
    »Mit dem Team. Aber du redest nicht mit den Jungs im Team, weil du ihnen nicht noch mehr Schuld aufladen oder Angst machen willst.«
    »Was ist mit einem Psychotherapeuten?«
    »Wir müssen einen aufsuchen, damit wir wieder diensttauglich geschrieben werden.«
    »Ich wette, du erzählst dem Therapeuten auch nicht alles.«
    »Ich wusste nicht, dass wir über mich reden«, schoss er zurück.
    »Meine Therapeutin wollte, dass ich darüber redete. Über jedes Detail. Sie sagte, damit würde ich die Macht über die Ereignisse zurückerlangen.«
    »Du hast die Macht behalten, Isabelle. Lass dir nicht von irgendwelchen Leuten das Gegenteil einreden.«
    »Habe ich das denn?« Sie lachte auf. »Ich hatte so entsetzliche Angst. Ich wusste nicht, was ich tun sollte … Und zugleich wusste ich, was er mit mir tun würde. Ich habe es in seinen Augen gesehen.« Sie schluckte hart. »Ich habe versucht, ihn zu überzeugen, mir nicht wehzutun. Er lachte und fragte mich, ob ich glaubte, ich könne ihn davon überzeugen, dass ich ihn wollte. Er hatte mir bereits die Kleider vom Leib gerissen, und ich umarmte ihn und küsste ihn und ließ mich von ihm auf diesem Lehmboden nehmen. Und ich habe so getan, als würde er mir nicht wehtun. Ich brachte es so weit, dass ich es selbst glaubte. Und das alles nur, um mein Leben zu retten. Zum Schluss hat er mich gefesselt und mich getreten, bis ich fast das Bewusstsein verlor.«
    »Aber du hast überlebt«, flüsterte er eindringlich. »Was du getan hast, hat dich vermutlich vor Schlimmerem bewahrt. Das musst du dir glauben.«
    »Glaubst du es dir denn?«, fragte sie.
    Er hob den Kopf und reckte trotzig das Kinn, wie sie es in den vergangenen Tagen so oft getan hatte. »Nicht, als es das erste Mal passiert ist. Und danach auch lange Zeit nicht.«
    »Was hat sich dann verändert?«
    »Als ich in die Army eintrat, waren meine Albträume so heftig, dass ich Angst hatte, überhaupt in den Baracken zu schlafen. Ich zerrte meine Decken nach draußen, schlief am Strand und schlich wieder in den Schlafsaal, bevor der Weckruf kam. Mein alter Führungsoffizier hat irgendwann herausgefunden, was ich da machte. Immerhin kannte er meine Geschichte, und er erklärte mir, mit meinen Taten hätte ich mich lediglich an die Verhaltensregeln gehalten. Er sagte es immer wieder zu mir, jedes Mal, wenn er mich draußen fand. Er hörte erst damit auf, als er sicher war, dass ich ihm glaubte.«
    »Und glaubst du es heute auch noch?«
    Nein. Nicht ständig. Aber ihr das einzugestehen, würde ihr auch nicht helfen. »Ja. Es verhindert aber auf Dauer nicht die Albträume. Aber man kann vorwärtsgehen, außer wenn man sich der Vergangenheit stellt.«
    »Wie machst du das? Wie kannst du offen darüber reden?«
    Offen? Er versteckte sich unter seiner verfluchten Bettdecke. »Du hast ein Bild von mir, als wäre ich so ein

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