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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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diesem.“
    „So ist es“, beeilte sich Ravenscroft Venetia zuzustimmen. Sie belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln, welches Ravenscroft ebenso strahlend erwiderte. Gregor bemerkte die Blicke, die sie austauschten, und kniff die Lippen zusammen. Lange sah er Venetia in die Augen, dann wandte er sich plötzlich mit einer energischen Bewegung ab. Während des Essens sagte er nur sehr wenig, und Venetia fühlte sich wegen seiner Missachtung doppelt allein. Was war mit dem Mann los? Sobald die Mahlzeit vorüber war, würde sie es herausfinden.
    Der Verlauf des Abendessens war äußerst unangenehm. Mrs. Bloom schien entschlossen zu sein, mehr über Mr. und Miss West herauszufinden, obwohl Venetia sich die größte Mühe gab, die Unterhaltung auf andere Themen zu lenken. Zwar versuchte Ravenscroft ihr dabei zu helfen, doch er war schlicht überfordert und auch viel zu müde, um von Nutzen zu sein, und so war Venetia auf sich selbst gestellt.
    Je weiter der Abend fortschritt, umso nervöser wurde Venetia, besonders als Mrs. Bloom anfing, Miss Platt in strengem Ton an die Näharbeiten zu erinnern, die in ihrem Zimmer auf sie warteten. Jedes Mal, wenn Mrs. Bloom das Nähzeug erwähnte, wurde Miss Platt noch ein wenig blasser. Und Venetia begann, sich zahllose Nähkörbe vorzustellen, die auf Miss Platt warteten, sodass die arme Frau gezwungen sein würde, bis spät in die Nacht beim Licht einer einzigen Kerze Frondienste zu leisten.
    Als das Abendessen endlich vorüber war, stand Mrs. Bloom auf und verkündete mit lauter Stimme, sie und Miss Platt würden sich nun unverzüglich auf ihr Zimmer zurückziehen. Darüber schien Miss Platt nicht gerade glücklich zu sein, sie legte jedoch gehorsam ihre Gabel nieder und erhob sich ebenfalls.
    Im selben Moment, in dem sich die Tür hinter den beiden Frauen schloss, streckte Ravenscroft die Arme über den Kopf und gähnte. „Gott sei Dank, sie sind weg! In meinem ganzen Leben ist mir noch kein Mensch begegnet, der so langweilig und eingebildet ist.“
    „Ach, mir durchaus“, erklärte Gregor und sah Ravenscroft direkt an.
    Der bemerkte nicht, was Gregor ihm mit seiner Bemerkung hatte sagen wollen. „Himmel, ich war kurz davor, vor lauter Langeweile vom Stuhl zu fallen.“ Er gähnte abermals, nun noch herzhafter. „Entschuldigen Sie, aber der Tag war sehr anstrengend für mich. Ich sollte zu Bett gehen.“
    „Das ist eine gute Idee“, stimmte Gregor ihm zu. „Ich folge Ihnen in ein paar Minuten. Zuvor werde ich ein letztes Mal für heute nach den Pferden sehen.“
    Ravenscroft wandte sich an Venetia. Er hob ihre Hand an die Lippen, hauchte einen zarten Kuss auf ihre Finger und lächelte sie schüchtern an. „Ich wage nicht zu hoffen, dass Sie von mir träumen werden.“
    Sie entzog ihm ihre Hand und dachte, dass er unglaublich jung wirkte, viel jünger, als er es mit seinen zweiundzwanzig Jahren war. Ihr Herz wurde ein wenig weicher. Er war tatsächlich jung und sehr naiv. Und er sah sie so hoffnungsvoll an, dass sein Blick sie gegen ihren Willen rührte. „Ich bin so müde, dass jeder meiner Träume vom Schlafen handeln wird, falls ich überhaupt träumen werde“, erwiderte sie lächelnd.
    Das Lächeln erstarb auf seinen Lippen, und er fügte hinzu: „Ich entschuldige mich nochmals für mein Verhalten von heute Morgen. Ich hätte Ihnen die Wahrheit sagen müssen. Leider habe ich versäumt, meine Pläne so gut zu durchdenken, wie es richtig gewesen wäre.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Daran lässt sich nichts mehr ändern. Es ist müßig, jetzt noch darüber zu reden.“ Ravenscrofts Augen verdunkelten sich. Er machte einen ungestümen Schritt auf sie zu und griff abermals nach ihrer Hand. „Venetia, ich ... “
    „Es muss ,Miss Oglivie“ heißen, wenn die anderen Gäste nicht anwesend sind.“ Gregors Ton war so eisig, dass es im Zimmer trotz des prasselnden Feuers kälter zu werden schien.
    Prompt lief Ravenscroft rot an und ließ Venetias Hand los. Ohne Gregor zu beachten, erklärte er steif: „Ich werde später noch einmal auf dieses Thema zurückkommen, Miss Oglivie. Vorerst wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.“ Nachdem er sich vor Venetia tief verbeugt und Gregor kühl zugenickt hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
    Venetia warf Gregor einen strafenden Blick zu. Er stand neben dem Feuer, hatte einen Arm auf den Kaminsims gestützt und eine Hand tief in seiner Jackentasche vergraben. „Das war völlig unnötig.“
    Ohne

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