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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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Marks tiefe Stimme den Befehl brummen, hereinzukommen. Bei Mark ist alles ein Befehl.
    Ich öffne die Tür und schließe sie wieder hinter mir, bevor er Gelegenheit hat, es mir zu sagen.
Kontrolle,
denke ich.
Ich muss sie mir erobern.
    Ich drehe mich zu ihm um und nehme das ovale Büro und die spektakulären Kunstwerke an den Wänden in mich auf. Schließlich gestatte ich mir, einen Blick auf den Mann hinter dem massiven Glasschreibtisch zu werfen, der Macht und Sex in explosiven Mengen ausstrahlt und den ich, als ich ihn das erste Mal hinter seinem Schreibtisch sah, »König« getauft habe. Es ist schwer, ihn nicht beeindruckend männlich und zutiefst beängstigend zu finden. Und es ist schwer, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen. Aber es gibt etwas Wichtigeres. Mein Blick wandert an Mark vorbei zu dem riesigen Panorama von Paris, das die ganze Wand bedeckt, und angesichts der zarten, vertrauten Pinselstriche, die ich ausmachen kann, beiße ich mir auf die Unterlippe und weiß, dass es von Chris ist.
    »Ja«, beantwortet Mark meine unausgesprochene Frage. »Es ist eine Arbeit von Chris.«
    Ich schaue ihm forschend ins Gesicht und versuche, seine Miene zu deuten. Ich weiß nicht, was zwischen diesen beiden Männern vorgefallen ist, aber es muss gravierend gewesen sein. Früher waren sie einmal Freunde. »Das habe ich vermutet«, antworte ich, als ich nichts in seiner sorgfältig beherrschten Miene lesen kann, die er auf seinem unverschämt gut aussehenden Gesicht zur Schau stellt. Von sich aus wird er nichts weiter dazu sagen. »Und es überrascht mich. Sie beide scheinen sich im Moment nicht allzu nahezustehen.«
    »Geldgeschichten«, erwidert er.
    Ich schaue schnell zu Boden, kann aber das Bedürfnis, Chris zu verteidigen, nicht bezähmen. »Chris scheint nicht durch Geld motiviert zu werden.«
    Mark sieht mich ausdruckslos an, und ich habe den Eindruck, dass er ein wenig ärgerlich ist. »Was kann ich für Sie tun, Ms McMillan?«, fragt er, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    Offenbar ist er nicht erfreut darüber, dass ich Chris verteidige. Es ist jedoch eine gute Erinnerung daran, dass ich zwischen die Fronten ihres Scharmützels geraten bin, und es erneuert meine Entschlossenheit, die Antwort zu bekommen, wegen der ich hierhergekommen bin.
    Ich warte nicht darauf, dass er mich auffordert, Platz zu nehmen, sondern trete näher. Dankenswerterweise stolpere ich nicht wieder über irgendetwas Unsichtbares und setze mich in einen der beiden Sessel vor seinem Schreibtisch. Ich versinke in dem exklusiven, ledernen Polster. »Ich will über Riptide reden.«
    Er lehnt sich zurück, stützt die Ellbogen auf die Armlehnen seines Sessels und legt zwei Finger aneinander. »Was soll damit sein?«
    »Sie haben mir gesagt, ich sei noch nicht bereit für Riptide. Warum bin ich es jetzt plötzlich?«
    Seine Miene ist undeutbar und unverändert. Wenn er erstaunt ist über meinen Einwurf, ist davon nichts zu merken. »Da gibt es kein Plötzlich.«
    »Sie sagten, ich müsse etwas über Wein, Opern und klassische Musik lernen.«
    »Ich habe es Ihnen erklärt«, erwidert er langsam. »Ich habe Ihr Engagement getestet. Und ich würde es immer noch gern sehen, wenn Sie mehr über diese Dinge lernen würden. Ich dachte, Sie würden sich freuen. Es sei denn … Sie haben nicht die Absicht, über das Ende des Sommers hinaus hierzubleiben.«
    »Mir ist lediglich angeboten worden, für Rebecca einzuspringen.« Plötzlich kommt mir ein Gedanke. Ich kann den drängenden Ton in meiner Stimme kaum bezähmen, als ich frage: »Hat sie gekündigt?« Und würde er es mir erzählen, wenn sie es getan hätte? Oder würde er denken, dass ich weniger motiviert wäre, wenn ich eine neue Stelle für mich selbst schaffen müsste, außerhalb des bisherigen Bestands?
    »Ich habe seit Wochen nichts von Rebecca gehört«, informiert er mich. »Falls sie beschließt zurückzukommen, werde ich Platz für sie schaffen, aber ich kann kein Geschäft mit einer abwesenden Angestellten führen.«
    Ich mustere ihn und suche nach irgendeinem Hinweis auf Unbehagen, auf eine Lüge, sehe jedoch nichts. Ich glaube ihm, dass er nichts von Rebecca gehört hat. »Haben Sie erwartet, dass sie inzwischen zurückgekehrt ist oder sich zumindest irgendwie mit Ihnen in Verbindung gesetzt hätte?«
    »Ja«, antwortet er ohne Zögern.
    »Sind Sie besorgt?«
    »Verstimmt«, antwortet er, und sein Ton spricht Bände. Er macht sich keine Sorgen um sie. Er ist

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