Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
…«
    Ewald Peltzner sah, wie Anna unter diesen Worten fast zusammenbrach, wie sie sich an der Sessellehne festhalten mußte. Er hob seinen Stockschirm. Aber mitten in der Bewegung kam ihm ein Gedanke, wir machen das anders. Wir werden diesem Burschen, der zuviel weiß, unseren neuen Mann, den Rechtsanwalt Dr. Hartung, auf den Hals hetzen. Es wird seine erste Aufgabe als mein zukünftiger Schwiegersohn sein …
    »Fünfzehntausend!« sagte Peltzner laut.
    René hob die Schultern. »Dreißigtausend!«
    »Gib sie ihm, Ewald«, sagte Anna Fellgrub schwach.
    »Mein letztes Wort: Fünfundzwanzigtausend!«
    Der Butler René verzog nachdenklich den Mund. Er war feinfühlig genug, zu merken, daß der Bogen nicht überspannt werden durfte. Mit 25.000 Mark konnte man ein neues Leben anfangen. Und wenn man nicht auskam mit dem Geld, blieb noch die Möglichkeit, ein bestimmtes Wissen tropfenweise zu verkaufen. Und Peltzner würde zahlen.
    »Gut!« sagte er langsam. »Aber in bar!«
    »Natürlich.«
    »Ich danke vielmals.« Er machte eine vollendete Verbeugung. »Ich darf sogleich meine Koffer packen.« Als er an Anna vorbeiging, verneigte er sich noch einmal. Unterwürfig, aber mit einem Lächeln, das Ewald Peltzner erneut zum Stockschirm greifen ließ.
    Mit flatternden Augen starrte ihm Anna Fellgrub nach. Ihre Lippen bewegten sich in stummen Worten, ein Zucken überlief ihr Gesicht. Erst als die Tür lautlos zuschwang, ließ sie sich in den Sessel fallen und warf den Kopf zurück an die Lehne, als bekomme sie keine Luft mehr.
    »Ist er nicht ein schöner Mann?« flüsterte sie heiser.
    »Man sollte ihn ersäufen wie eine junge Katze!«
    »Ich werde nie wieder so glücklich sein …«
    *
    Ewald Peltzner setzte sich und schrieb einen Barscheck über 10.000 Mark aus. Anna, die ihm zusah, stieß ihn an.
    »Fünfundzwanzigtausend …«
    »Die restlichen Fünfzehntausend bezahlst du!«
    »Nie!« protestierte Anna Fellgrub. »Ich hatte nicht die Absicht, René abzufinden. Du hast mich gezwungen … und ich soll dafür auch noch bezahlen?«
    »Hab dich nicht! Los, schreib ihm deinen Scheck aus. Du kannst nur Millionen dabei gewinnen! Dein Gewissen hast du schon investiert … da sind fünfzehntausend Mark ein Pappenstiel!«
    Anna Fellgrub legte beide Hände vor das Gesicht. So saß sie eine ganze Zeit in Gedanken. Es waren Minuten, in denen sie Abschied nahm von der Illusion, noch einmal die Jahre zurückdrehen zu können und sich mit einem Vermögen die Jugend zu erkaufen.
    Ohne noch ein Wort zu sagen, stand sie auf und verließ den Salon. Ewald Peltzner wartete. René kam zurück, reisefertig, in einem flotten, pelzgefütterten Trenchcoat. Er blieb an der Tür stehen und wartete auf die Dinge, die den Abschluß seines zweifelhaften Berufes bilden würden.
    Das Hausmädchen kam herein, ein Kuvert in der Hand. Peltzner nahm es ihr ab, riß es auf und kontrollierte den Barscheck über 15.000 Mark. Dann ging er auf René zu, zeigte ihm die Schecks und hielt sie zur Seite, als dieser zugreifen wollte.
    »Damit endet dein Gastspiel, mein Junge«, sagte er zufrieden. »Und da fünfundzwanzigtausend Mark eine recht nette Summe für das sind, was du hier geleistet hast, möchte ich gerne das tun, was mir allein einige Tausend wert ist!«
    Er gab René die Schecks, und während der Butler sie einsteckte, holte Peltzner aus und hieb René mit aller Kraft mehrmals ins Gesicht. Dann streifte er sich die Hände ab, als habe er einen schmutzigen Sack angefaßt.
    René taumelte durch die Diele und verließ das Haus. Noch als er draußen die Garage aufschloß, stoben Funken vor seinen Augen.
    In seinem kleinen Wagen, den ihm Anna geschenkt hatte, rollte er zur Ausfahrt hinaus auf die Straße und bog dann stadteinwärts ab.
    Am Fenster ihres Schlafzimmers stand Anna Fellgrub und weinte wie ein heimatloses Kind.
    Aus St. Tropez waren Dr. Hartung und Monique zurückgekommen. Verliebt, fröhlich, unbekümmert, Händchen haltend, Küßchen tauschend. Es war, als bestünde ihre Welt nur noch aus einer rosaroten Schaukel.
    Dr. Hartung besuchte gleich nach seiner Rückkehr seinen Freund Dr. Budde, der ebenfalls aus London abgefahren war, nachdem nach Heinrich Fellgrub auch Ewald Peltzner England verlassen hatte. Seitdem hatte Budde untätig in seiner kleinen Wohnung gesessen, immer wieder in den Aufzeichnungen gelesen, die aus dem Tresor der Peltzner-Werke stammten und die Ewald Peltzner so fürchtete. Er begriff und begriff Dr. Hartungs Behauptung einfach

Weitere Kostenlose Bücher