Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
auf und sah ihm schweigend beim Rauchen zu.
    Clayton schluckte, erst ein Mal, dann ein zweites Mal. Dann zog er erneut an seiner Zigarette. Anni machte ihn nervös. Er ließ sich von ihr nervös machen. Er konnte nicht anders.
    Er sah sie an. Offenbar wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Ihm wurde flau im Magen, und er atmete schneller. Seine Zähne klapperten immer noch. Er versuchte das zu verhindern.
    »Danke«, sagte er schließlich.
    Annis Miene blieb ausdruckslos. »Wofür?«
    »Du weißt schon.« Fasziniert starrte er auf eine Stelle an der Wand links hinter ihrer Schulter.
    »Ja«, sagte sie, und Ärger war aus ihrer Stimme herauszuhören. »Aber ich will, dass du es aussprichst.«
    Erneut nahm er einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch aus. »Danke«, sagte er, »dass du mich nicht bei Phil angeschwärzt hast.«
    Sie sagte nichts.
    Clayton hatte das Gefühl, dass sie auf mehr wartete. »Ich hab sie gleich wiedererkannt«, fuhr er fort. »Auf dem Schrottplatz. Und ich dachte ...«Er seufzte. »Ich dachte, dass ich vielleicht was aus ihr rauskriege - etwas, das für die Ermittlung wichtig sein könnte. Ich weiß, dass ich egoistisch war und nicht ans Team gedacht hab ...«
    »Verkauf mich nicht für dumm, Clayton. Ich hab genau gesehen, was zwischen euch gelaufen ist.«
    Ein weiterer Seufzer. »Es war nur das eine Mal«, sagte er. »Gestern Nacht im Auto.«
    »So genau will ich das alles gar nicht wissen. Muss ich auch nicht.« Noch immer sah sie ihn nicht an.
    »Wirklich ... nur das eine Mal. Mehr war nicht.« Er verstummte. Riskierte einen verstohlenen Blick. Er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn angesehen hatte, als er woandershin geschaut hatte. Sie hatte den Blick eben erst abgewandt. »Es war ... ich hab so was noch nie vorher gemacht.«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Hör mal...«
    Jetzt sah sie ihn doch an. Direkt ins Gesicht. Und ihr Blick war so hart und böse, dass er wünschte, sie hätte es bleibenlassen. »Clayton, wenn ich sage, es interessiert mich nicht, dann interessiert es mich nicht. Was du in deiner Freizeit treibst, geht mich nichts an.«
    Clayton runzelte die Stirn. War sie nicht wütend, weil sie ihn mit einer anderen Frau erwischt hatte? »Ich dachte bloß, wegen ... du weißt schon, vorgestern Nacht, dass du vielleicht ...«
    Sie lachte kurz auf. Es war ein raues, scharfes Lachen. »Was denn? Du dachtest, weil wir einmal miteinander im Bett waren, sind wir gleich ein Paar? Dass ich dich dabei erwischt habe, wie du mich betrügst? Ist es das?«
    »Na ja, also ...«
    Wieder lachte sie, diesmal noch ungläubiger. Sie schüttelte den Kopf. »Du denkst, dass es mir darum geht? Im Ernst? Du arroganter Mistkerl.«
    »Na, aber ... worum denn dann?«
    Sie bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick, als wäre er ein zurückgebliebenes Kind. »Schalt dein Hirn ein, Clayton. Du wurdest in einem Wagen mit einer Zeugin gesehen, von der du, wie die Klatschzeitungen es immer so trefflich formulieren, eine sexuelle Dienstleistung in Anspruch genommen hast. Während sie observiert wurde. Sieht das in deinen Augen nicht nach unprofessionellem Verhalten aus? Oder wenigstens nach einem Interessenkonflikt? Glaubst du nicht, dass eine solche Geschichte den Prozess gefährden könnte? Ganz zu schweigen von der glänzenden Karriere, die du vor dir zu haben glaubst.«
    »Na ja ... wenn du es so formulierst...« »Und?«
    »Du hast ja recht. Ich dachte bloß, du weißt schon. Dass du auf mich sauer bist wegen, na ja - wegen uns.«
    Anni sah ihn geradewegs an. Es gab einige Dinge, die sie ihm gern gesagt hätte, aber sie beherrschte sich. Stattdessen schüttelte sie den Kopf und wandte sich um. »Ich gehe jetzt wieder rein.«
    Clayton schnippte seine Zigarettenkippe weg und machte Anstalten, sich ihr anzuschließen. »Ich komme mit.«
    Statt stehenzubleiben, wandte sie sich beim Gehen zu ihm um, die Arme noch immer fest um den Körper geschlungen. »Du nervst, Clayton. Lass mich in Ruhe.«
    Sie hatte den Eingang erreicht. Er drängte sich an ihr vorbei und hielt sie davon ab hineinzugehen, indem er mit der Handfläche gegen die Tür drückte. Sie drehte sich um und funkelte ihn an.
    »Lass mich gehen. Sofort!«
    »Was willst du denn jetzt machen? Ich meine wegen dem, was du beobachtet hast?«
    »Lass mich gehen.« Sie zerrte am Türgriff. Er ließ nicht los.
    »Bitte, Anni, ich muss es wissen.« Claytons Stimme hatte einen bettelnden Tonfall angenommen. »Ich schwöre, es war eine

Weitere Kostenlose Bücher