Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
lächelte und betrachtete sie, berauschte sich an ihrer Nacktheit in dem halbdunklen Raum. »Du bist wunderschön.«
    Ihre Antwort war ein Lächeln, dann begann sie seinen Gürtel zu lösen. Hastig wurden die restliche Kleidung und Schuhe abgestreift. Nackt hielten sie einander fest, genossen die Nähe ihrer Körper. Sie küssten sich und lösten sich wieder voneinander. Phil betrachtete Marina: die Form ihrer Brüste, die Farbe ihrer Brustwarzen, ihre weichen Schenkel. Ihr Bauch war vielleicht etwas runder, als er es in Erinnerung hatte, aber das störte ihn nicht. Auch sie ließ den Anblick seines Körpers auf sich wirken: seine breiten Schultern, die leicht behaarte Brust, die festen Schenkel, sein erigiertes Glied. Sie lächelte.
    »Du bist wunderschön«, sagte er wieder.
    »Du auch.«
    Die Zeit stand still. Es war ein Augenblick, den beide stürmisch herbeigesehnt hatten und von dem sie doch nicht geglaubt hatten, dass sie ihn je erleben würden. Es fühlte sich so richtig, so wohltuend an. Aber jenseits der Begierde hatten beide Angst. Hier ging es um mehr als nur Sex, das wussten sie. Sie standen vor einer Grenze. Sobald sie überschritten war, würde es für sie kein Zurück mehr geben.
    »Ich liebe dich.« Die Worte waren heraus, ohne dass Phil etwas dagegen hätte tun können.
    »Ich weiß. Lass mich nicht im Stich.«
    »Das werde ich nicht.«
    Die Grenze war überschritten.
    Gemeinsam bewegten sie sich auf das Bett zu.
     

59
     
    Marina hörte Stimmen, die laut und energisch diskutierten. Sie riss die Augen auf und wusste einige Sekunden lang nicht, wo sie war. Dann, wie ein verlorenes Puzzleteil, durch das ein Bild endlich vollständig wird, fiel es ihr wieder ein: Phils Bett. Der Radiowecker war losgegangen, und die Today Show auf Radio Four hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Sie schloss ihre Augen wieder und lächelte zufrieden.
    Sie hatten sich dreimal geliebt und waren irgendwann in den frühen Morgenstunden eingeschlummert. Es war besser gewesen als früher, besser als alles, was sie sich vorgestellt hatte: intensiv und wunderschön, heiß und schmutzig. Körperlich wie seelisch tief befriedigend. Danach war sie in Phils Armen eingeschlafen. Sie hatte sich geborgen gefühlt bei ihm. Es war die richtige Entscheidung gewesen, mit ihm zu gehen.
    Jetzt lag sie da und ließ das vertraute Stimmengewirr aus dem Radio an sich vorbeiziehen. Es war dieselbe Sendung, zu der sie zu Hause allmorgendlich erwachte.
    Zu Hause.
    Sofort wanderten ihre Gedanken zu Tony. Sie hatte ihn angerufen, kurz nachdem sie das Haus der Eades verlassen hatten, und ihm gesagt, dass sie nicht heimkommen würde, hatte ihm eine Lüge aufgetischt und behauptet, sie müssten wegen des jüngsten Mordes eine Nachtschicht einlegen. Er hatte sich wie immer verständnisvoll und mitfühlend gezeigt und sie bloß gefragt, ob er irgendetwas für sie tun könne. Sie hatte sich schuldig gefühlt. Nicht weil sie ihn vermisste, nur weil er so gut zu ihr war. Wie ein Vater. Sie dachte an das Cottage in Wivenhoe und daran, dass es ihr nicht länger warm und gemütlich vorkam, sondern stickig und eng. Vielleicht war es an der Zeit, ihr altes Zuhause hinter sich zu lassen.
    Sie drehte sich um und streckte den Arm aus in der Erwartung, Phil neben sich zu spüren. Doch seine Seite des Betts war leer. Erneut öffnete sie die Augen, setzte sich auf und blickte sich um. In dem Moment öffnete sich die Tür, und Phil kam herein. Er hatte zwei Becher Kaffee in der Hand - dem Duft nach zu urteilen, war er frisch aufgebrüht. Er trat zum Bett, stellte einen Becher neben sie auf den Nachttisch, den anderen auf seine Seite, zog den Bademantel aus und kam nackt wieder unter die Decke.
    »Und ich dachte schon, du wärst ohne mich zur Arbeit gefahren«, sagte sie lächelnd.
    »Als ob ich so etwas tun würde«, gab er zurück. Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
    Sie nippte an ihrem. Herrlich. Mit Milch, ohne Zucker. Genau so, wie sie ihn mochte. Sie stellte den Becher zurück. »Du weißt noch, wie ich ihn trinke.«
    Er lächelte. »Wie hätte ich das vergessen können?«
    Bei diesen Worten breitete sich eine wohlige Wärme in ihrem Innern aus. »Warum solltest du dich an so etwas erinnern?«
    Er lächelte immer noch, als seine Augen begannen ihren Körper hinabzuwandern.
    »Dazu haben wir keine Zeit«, mahnte sie. Er seufzte bedauernd. »Ich weiß.«
    Ihr kam ein Gedanke. »Wollen wir zusammen oder getrennt zur Arbeit fahren?«
    »Ich finde, das geht keinen

Weitere Kostenlose Bücher