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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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arbeiten weiter daran«, fügte Phil hinzu. »Jeder neue Fall wird mit dem ersten abgeglichen.«
    »Gut. Aber ich glaube nicht, dass der Ort des Verbrechens bei diesem Mörder eine Rolle spielt. Es gibt etwas Wichtigeres für ihn als das. Bislang war jeder Mord eine Steigerung gegenüber dem vorangegangenen. Bei Lisa King wurde das Baby noch im Mutterleib getötet. Bei Susie Evans lag das tote Baby neben der Leiche. In Claire Fieldings Fall ist das Baby verschwunden. Aber beim neuesten Fall ist auch das Timing relevant.«
    »Wieso?«, wollte Anni wissen.
    »Weil Serienmörder nicht nur während des Tötens Lust empfinden, sondern auch nach dem Töten. Üblicherweise nehmen sie eine oder mehrere Trophäen vom Tatort mit, sie bringen sie in ihr Versteck und ...« Sie zuckte mit den Schultern. »Nun, den Rest überlasse ich Ihrer Fantasie.«
    Auf den Mienen aller Anwesenden spiegelte sich blanker Ekel.
    »Aber das scheint hier nicht der Fall zu sein. Was wiederum den Schluss nahelegt, dass unser Täter aus einer anderen Motivation heraus handelt.«
    »Das ist ja wohl ein wenig zu vornehm formuliert«, warf Adrian Wren ein.
    »Mag sein. Im Übrigen hebt sich unser Täter aber auch vom Kreis der herkömmlichen Serienmörder ab. Bei den meisten Serienmördern ist das Motiv primär sexueller Natur. Ich glaube nicht, dass das hier der Fall ist. Er will die Babys. Wie er sie bekommt, ist ihm egal. Die Frauen bedeuten ihm nichts.«
    Sie drehte sich zum Whiteboard um und nahm einen Marker zur Hand, um Stichpunkte zu notieren. »Das haben wir also bislang: unterschiedliche Tatorte, unterschiedliche Opfer. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist ihre Schwangerschaft. «
    »Und eine Verbindung zu Brotherton«, ergänzte Phil. »Alle bis auf Caroline Eades«, entgegnete Marina. »Soweit wir wissen«, sagte Anni.
    »Da gibt es zu viele Verbindungen«, beharrte Phil. »Ich glaube nicht an Zufälle. Vielleicht versucht jemand, Brotherton als Sündenbock zu benutzen? Unsere Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, damit wir den wahren Täter nicht finden ...« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber das würde einen ungeheuren Planungsaufwand bedeuten.«
    »Stimmt. Nächster Punkt, Eskalation. Caroline Eades' Tod wirkte improvisiert. Der Mörder hatte keine Zeit, sie zu fesseln, also hat er benutzt, was gerade zur Hand war. Das wiederum verleitet mich zu dem Schluss, dass das Baby von Claire Fielding tot ist. Er wollte so schnell wie möglich Ersatz beschaffen.«
    »Sind Sie sich da sicher?«, fragte Anni.
    »Nach dem, was ich gestern Abend gesehen habe? Ziemlich sicher.«
    »Was ist mit diesem neuen Baby?«, wollte Phil wissen. »Lebt es noch?«
    »Ich habe mit Nick Lines gesprochen«, meldete sich Jane Gosling zu Wort. »Und er sagt, dem Gesundheitszustand der Mutter, dem Stadium der Schwangerschaft und der Art nach zu urteilen, wie das Baby aus dem Mutterleib geschnitten wurde - der Täter verbessert sich von Mal zu Mal, wie es den Anschein hat -, besteht durchaus die Möglichkeit, dass es noch am Leben ist.«
    »Hoffen wir es«, meinte Marina. »Aber da ist noch etwas anderes, was mir Rätsel aufgibt. Die Frage des Geschlechts. Normalerweise sind Serientäter männlich.«
    »Nicht schon wieder diese Theorie von der großen Frau«, sagte Adrian. »Wir haben doch das Überwachungsvideo. Mill-house und die Leute aus der technischen Abteilung machen schon Überstunden, aber es ist immer noch nicht scharf genug. Na ja, es dauert so lange, wie es dauert. Schließlich wollen wir nicht den Falschen drankriegen.«
    »Unser Täter könnte eine Frau sein«, sagte Marina. »Oder ein Mann und eine Frau, die zusammenarbeiten.«
    »Oder ein Mann, der für eine Frau arbeitet«, ergänzte Phil.
    »Auch das wäre denkbar«, pflichtete Marina ihm bei. »Normalerweise gibt es zwei verschiedene Arten von Serienmördern. Psychopathisch und soziopathisch veranlagte. Psychopathen sind unkontrollierbar und willkürlich in ihren Taten. Ihnen ist es egal, ob sie gefasst werden. Soziopathen sind schwieriger aufzuspüren. Sie passen sich an, führen ein völlig normales Leben. Dann, eines Tages, brennt bei ihnen eine Sicherung durch. Der Drang zu töten wird so groß, dass sie ihm nachgeben müssen.«
    »Haben sie einen Job?«, fragte Anni.
    »Gut möglich«, meinte Marina. »Aber in der Regel nichts, was eine hohe Qualifikation erfordert. Mit Sicherheit sind sie nicht Chef von Microsoft oder Ähnliches. Unser Täter

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