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Entrissen

Entrissen

Titel: Entrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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zu tun. Ich bin bloß heilfroh, endlich dieser grauenhaften Musik zu entkommen, die Sie sich reinziehen. Glasvegas? Was für ein Scheißkram.«
    Phil starrte ihn an, sagte aber nichts.
    »Ich meine ... bei allem Respekt, Boss«, murmelte Clayton und senkte den Blick.
    Clayton hatte eine etwas vorlaute Art, das war nichts Neues für Phil. Meistens sah er darüber hinweg, weil sein junger Kollege ein ausgezeichneter Polizist war, aber manchmal ging er einfach zu weit. Mehr als einmal schon hatte Phil Clayton ohrfeigen wollen. Aber genauso oft hatte er Lob verdient.
    »Allemal besser als das Zeug, das Sie so hören«, gab Phil zurück. »Wen interessieren schon die Ergüsse von schwarzen Gangmitgliedern, die sich über ihre Genitalien und ihre Bankkonten auslassen?«
    Clayton antwortete nicht, sondern blickte bloß missmutig zu Boden - ein Schuljunge, der soeben erfahren hatte, dass er nachsitzen musste.
    »Konzentrieren Sie sich lieber auf unsere Aufgabe«, sagte Phil. »Wir gehen jetzt rein.« Er marschierte los, und Clayton trottete hinterher.
    Sie wussten, dass es bei ihrem Besuch bei Ryan Brotherton um mehr ging als nur das Überbringen einer Todesnachricht. Ein Routinecheck von Claire Fieldings Freund kurz vor der Abfahrt hatte einige interessante Fakten zutage gefördert. Brotherton hatte eine Zeitlang wegen Körperverletzung in der Vollzugsanstalt von Chelmsford eingesessen. Aus der fünf Jahre alten Akte ging hervor, dass er seine damalige Lebensgefährtin tätlich angegriffen hatte. Umso dringender war nun Phils Wunsch, sich mit dem Mann zu unterhalten.
    Phil und Clayton betraten den Hof. Mehrere Männer in schmutzigen Arbeitsmonturen, ein Großteil von ihnen breitschultrig und kahlgeschoren, gingen dort ihrer Arbeit nach. Phil war klar, dass man sie sofort als Polizisten identifiziert hatte. Außerdem vermutete er, dass die meisten der Leute hier irgendwann schon einmal mit der Polizei in Berührung gekommen waren und daher nur wenig Neigung verspürten, sich hilfsbereit zu zeigen oder gar irgendwelche Auskünfte zu geben. Vielmehr würden sie Ärger vermuten und hoffen, dass er nichts mit ihnen zu tun hätte.
    In einer Ecke des Hauptgebäudes fanden sie ein Büro, dessen Fensterscheiben streifig waren von Fett und Staub. Sie klopften an die Tür und eine Frau öffnete. Sie war blond und Ende dreißig, kämpfte aber offensichtlich hart gegen die Zeichen des Alters an. Sie war zierlich gebaut, verfügte allerdings über eine beachtliche Oberweite. Brüste, Lippen sowie die glatte Stirn schienen chirurgische Eingriffe hinter sich zu haben. Sie war gekleidet wie eine Sekretärin aus einem Pornofilm der achtziger Jahre. Ihr Begrüßungslächeln erstarb jäh, sobald ihr klar wurde, wen sie da vor sich hatte. Phil vermutete, dass auch sie vielleicht schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. Wenngleich in einem ganz anderen Zusammenhang als die Männer draußen.
    Er hielt ihr seinen Dienstausweis hin, Clayton tat dasselbe, und sie stellten sich vor. »DI Brennan und DS Thompson. Dürfen wir reinkommen?«
    »Worum geht's?« Aus ihrer Stimme klang eine Härte, die auch der beste Schönheitschirurg nicht hätte weicher machen können.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn wir drinnen reden.«
    Nachdem sie sich argwöhnisch umgesehen hatte, erlaubte sie ihnen widerwillig einzutreten. Das Innere des Büros war schmucklos und praktisch eingerichtet. Nicht gerade eine Spielwiese für Innenarchitekten und Feng-Shui-Berater, dachte Phil. Zwei Schreibtische, zwei Computer, zwei Telefone. An der Wand ein Wohltätigkeitskalender. Aktenschränke aus Blech.
    »Worum geht es?«, fragte sie erneut. Einen Sitzplatz bot sie ihnen nicht an.
    »Wir sind auf der Suche nach Ryan Brotherton«, sagte Clayton, der, wie Phil auffiel, vergeblich versuchte, nicht ihre Brüste anzustarren.
    Da ihr klar war, dass sie den Sergeant bereits in der Tasche hatte, wandte sie sich Phil zu und reckte ihren Busen noch weiter vor.
    »Und in welcher Angelegenheit?« »In einer privaten.«
    Niemand rührte sich. Das Telefon klingelte. Sie beachtete es nicht.
    »Wollen Sie nicht rangehen?«, erkundigte sich Phil. »Könnte geschäftlich sein.«
    Noch immer bewegte sie sich nicht.
    »Soll ich?«, bot er an und machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu.
    Sie war schneller als er, riss den Hörer ans Ohr und sagte: »B & F Altmetalle.« Dann lauschte sie. »Okay, Gary, kann ich dich in einer Minute zurückrufen?« Dann legte sie auf und wandte sich

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