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Entscheide dich, sagt die Liebe

Entscheide dich, sagt die Liebe

Titel: Entscheide dich, sagt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Goldberg
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weißen Orchideen versinken, die Feier würde überaus romantisch werden und üppig wie ein orientalisches Märchen. Es würde erlesene Speisen und Getränke geben und unterhaltsame Darbietungen. Einen Feuerschlucker, Tänzer und Musik, viel Musik. Hatte er etwas vergessen?
    Ach ja, bevor er mit den organisatorischen Vorbereitungen begann, musste er Clara die berühmte Frage stellen. Aber nach dieser Liebesnacht war das nur reine Formsache. Ihre Gefühle ihm gegenüber standen außer Zweifel. Natürlich würde sie Ja sagen. Er zog sich an und leistete seiner Mutter beim Frühstück Gesellschaft.
    Die Contessa halbierte ein panino und musterte Paolo über den Rand ihrer Brille.
    »Guten Morgen, Mutter.« Er setzte sich zu ihr.
    »Du bist spät dran«, sagte sie und bestrich die Brötchenhälften mit Diätmargarine. »Musst du heute nicht arbeiten?«
    Er überhörte den tadelnden Tonfall. »Ich werde heiraten.«
    Sie lachte auf. »Aha. Dann hast du den deutschen Eisberg also endlich in dein Bett gekriegt?« Ihr säuerliches Lächeln ließ ihn frösteln.
    »Sie ist Österreicherin, Mutter, und alles andere als eisig.«
    »Hübsch ist sie, zweifellos.« Sie griff nach dem Schälchen mit der Pfirsichmarmelade. »Ihr Vater soll sich hoch verschuldet haben. Wusstest du das?«
    Natürlich. Paolo hätte sich denken können, dass sie Erkundigungen über Clara einholen würde. »Den will ich ja nicht heiraten. Er ist übrigens ein berühmter Dirigent und tot.«
    »Weiß sie schon von deinen Hochzeitsplänen?« Sie schenkte ihm ein zynisches Lächeln, kleckste zwei Löffel Pfirsichmarmelade auf eine Brötchenhälfte und biss ab.
    Paolo ärgerte sich. Immer erwischte sie den schwachen Punkt, stieß einen Dolch hinein und drehte die Klinge um. Erbarmungslos und zielsicher. »Lass das ruhig meine Sache sein, Mutter.«
    »Keine Angst, ich mische mich bestimmt nicht ein. Ich hatte bisher nur den Eindruck, dass sie mehr an ihrer Karriere interessiert ist als an dir.«
    »Was gibt es Besseres als eine schöne, kluge und begabte Frau?«
    Die Contessa führte die Tasse zum Mund, hielt aber auf halbem Weg inne. »Eine unbegabte, reiche natürlich. Wie die Hotelierstochter.«
    »Ich liebe nun mal Clara, nicht Madison«, entgegnete Paolo verärgert.
    Seine Mutter zuckte mit den Schultern. »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber jammere mir nicht vor, wenn deiner Frau Konzertreisen wichtiger sein werden als gesellschaftliche Verpflichtungen.« Ihre Brauen waren zu einer horizontalen Linie zusammengewachsen, die die Dicke eines Bleistiftstrichs hatte.
    »Sei unbesorgt. Sie wird ziemlich rasch drei Kinder bekommen und ihre Auftritte auf Festlichkeiten in unserem Haus beschränken.« Zumindest wenn es nach ihm ging. Und er war überzeugt, dass er ihr das Familienleben schon schmackhaft machen würde.
    Endlich führte seine Mutter die Teetasse, die in der Luft geschwebt hatte, zu den gespitzten Lippen.
    Paolo wünschte ihr noch einen schönen Tag und ging. Es passte ihr nicht, aber sie würde seine Entscheidung akzeptieren müssen. Auf der Treppe kam ihm Clara entgegen, frisch geduscht und lächelnd.
    »Du siehst wunderbar aus, bellissima. Und du strahlst, als hättest du eine fantastische Nacht verbracht.« Er zwinkerte.
    »Guten Morgen, Paolo.« Sie küsste ihn, ging aber nicht auf seine Anspielung ein. »Was meinst du, wer mich gerade angerufen hat?« Ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude.
    »Ich habe keinen Schimmer.«
    »Amelie, meine ehemalige Nanny. Sie macht einen Tagesausflug nach Venedig und möchte mich treffen.«
    Er fühlte einen Stich Eifersucht. Hätte eine leidenschaftlichere Begrüßung erwartet. Verstand nicht, weshalb der Besuch eines Kindermädchens Clara so berührte, dass sie nur einen flüchtigen Kuss für ihren Geliebten übrighatte. »Bring sie doch her, diese Amelie. Lade sie zum Kaffee ein.«
    »Ich habe ihr versprochen, sie herumzuführen und ihr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen.«
    »Auch gut. Ich hoffe, du hast vorher noch Zeit, mit mir Kaffee zu trinken.« Bevor Clara es sich anders überlegen konnte, eilte Paolo in die Küche und beauftragte Giovanna, das Frühstück im Garten zu servieren. Mit Toast und Schinken, Champagner und Lachs, Kuchen und frischen Früchten.
    Doch Clara hatte kein Auge für die Schönheit der Glyzinienblüten. Und sie hatte keinen Appetit, kaute ewig an einem Stück Brot herum und wirkte, als wäre sie auf dem Sprung. Am Champagner nippte sie nur.
    Konsterniert

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