Entscheidung auf Mallorca
Ich Idiot! Darum haben sie kein Wort über Peggy und mich verloren. Und ich hab’ geglaubt …
Er hastete davon, als wäre er blind. Schneematsch durchnäßte seine Hosenbeine. Er fühlte es nicht. Nur einen Gedanken hatte er noch: trinken!
Und das tat er. Hemmungslos gab er sich dem Alkohol hin. Einen Schnaps nach dem anderen schüttete er in sich hinein. Bis man ihn auf die Straße setzte.
Er suchte andere Lokale auf, doch überall schob man ihn vor die Tür. Bis ihn der Zufall in eine noch leere Bar torkeln ließ, in der man infolge der schummerigen Beleuchtung nicht erkannte, was mit ihm los war. Und in dieser Bar hielt plötzlich jemand schützend seine Hand über ihn: Peggy!
»Was – machst du – denn hier?« fragte er mit schwerer Zunge, als er sie erkannte.
Peggy sah blendend aus und trug ein gewagtes silbergraues Abendkleid. Sie hakte sich bei ihm ein und führte ihn zur Seite. »Komm«, sagte sie. »Setz dich hier in die Ecke. Da ist es am gemütlichsten. Ich lass’ dir einen Mokka machen.«
Wulf sah sie verwundert an. »Du läßt mir …? Wieso kannst du – mir einen Mokka machen lassen?«
Sie strich ihm eine Strähne aus der Stirn. »Ich bin hier Bardame.«
Er machte ein entgeistertes Gesicht. »Was bist du?«
»Bardame. Schon seit zwei Monaten.«
Wulf griff sich an den Kopf. »Bin ich jetzt – blöd oder … Du bist Bardame?«
»Findest du das so absonderlich?«
Er lachte. »Wenn ich auch – blau bin, an eins – kann ich mich noch gut erinnern: Als du deine Stellung – verloren hattest, sagtest du, daß du – deine Figur in den Wirtschaftswundertopf werfen wolltest. Weißt du noch?«
»Und?«
Wulf lachte erneut. »Der Topf – scheint mehr verwunderlich als – wirtschaftswunderlich zu sein!«
Peggy sah ihn bittend an. »Bist du gekommen, mir das zu sagen?«
Er schüttelte den Kopf. »Hab’ – ja gar nicht gewußt, daß du … Gib mir was zu trinken.«
»Jetzt bekommst du erst mal einen Mokka. Und dann mix’ ich dir einen Drink. Einverstanden?«
Er nickte.
Sie erhob sich und sprach mit einem Kellner. Dann trat sie hinter den Bartisch und kehrte kurz darauf mit einer kleinen Handtasche zurück, der sie eine Schachtel Zigaretten entnahm.
»Willst du auch eine?«
Wulf dankte.
»Du rauchst immer noch nicht?«
Er fuhr sich über das Gesicht.
»Aber du trinkst?«
»Heute – das erste Mal wieder.«
»Warum?«
Er machte eine wegwerfende Bewegung.
»Ärger gehabt?«
»Vielleicht.«
»Mit Miriam?«
»Red nicht von Miriam«, brauste er auf. »Ich will nichts mehr von ihr wissen. Sie hat mit Harald …« Er unterbrach sich und starrte vor sich hin.
Peggy legte ihren Arm über Wulfs Schulter. »Weißt du eigentlich, daß ich dich noch immer liebe?«
Er drehte den Kopf zur Seite und lachte verächtlich. »Liebe? Hör auf mit dem Quatsch.«
Der Kellner servierte den Mokka.
Peggy schenkte ein. »Der wird dir gut tun.«
Wulf trank.
Im Hintergrund erschienen einige rotbefrackte Herren.
»Die Kapelle?« fragte er.
Peggy nickte und schaute auf ihre Armbanduhr. »Bei uns beginnt der Betrieb erst gegen zehn.«
»Und – wie lange mußt du …?«
»Vor vier komme ich nie fort.«
»Hängt dir – das nicht zum Hals raus?«
»Warum?« Peggy nahm einen Spiegel aus ihrer Tasche und prüfte den Sitz ihres Haares. »Möglich, daß ich es eines Tages leid werde. Im Augenblick finde ich es ganz interessant. Wenn du wüßtest, was für Typen man in einer Bar kennenlernen kann!«
»Und wie ist der Verdienst?«
»Fast das Dreifache von dem, was ich früher hatte. Ich arbeite auf Provision.« Sie steckte den Spiegel zurück. »Aber wollen wir nicht lieber von uns sprechen? Was macht dein Studium?«
»Es kotzt mich an. Alles kotzt mich an.«
»Ich dich auch?«
Wulf schob das Tablett mit dem Mokka-Service zur Seite, legte die Arme auf den Tisch und ließ den Kopf darauf sinken.
Peggy strich ihm über das Haar. »Kann es mit uns nicht wieder werden, wie es war? Du ahnst nicht, wie oft ich an dich denke. Und wie einsam ich mich seit dem Abend fühle, an dem du …«
Wulf fuhr hoch. »Willst du mir Vorhaltungen machen?«
Peggy warf der Kapelle einen vielsagenden Blick zu und versuchte, Wulf zu beschwichtigen. »Aber nein«, erwiderte sie. »Das Recht dazu hab’ ich durch meinen Gang zu Miriam verloren.«
»Ich hab’ dir gesagt, daß ich von Miriam nichts mehr hören will«, fuhr er sie an.
Peggy war froh, daß die Kapelle schnell reagiert hatte. Wulfs Worte gingen im
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