Entscheidung auf Tortola
ihre Hand an einer bestimmten Stelle war.
“Danke, ich schaffe das allein.” Steves Stimme klang seltsam.
Lacey wagte, vorsichtig nach oben zu blicken, konnte aber Steves Gesichtsausdruck nicht erkennen, da seine Augen von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt waren.
“Es tut mir wirklich leid”, wiederholte sie und richtete sich auf. Steve sah wieder einmal phantastisch aus. Das hellblaue Hemd unterstrich den Bronzeton seiner Haut, und die dunkelblaue Krawatte harmonierte mit seiner Augenfarbe. Lacey registrierte ein Flattern im Magen. Sie war wie hypnotisiert.
Steve sagte kein Wort, sondern zog Lacey hinüber zu ihrem Tisch. Das Pärchen hatte inzwischen einen anderen Platz gefunden.
“Setzen.” Mit einer Hand umklammerte Steve noch immer Laceys Handgelenk, während er mit der anderen einen Stuhl für sich hervorzog. Er schaute erst Lacey an, dann das schmelzende Eis auf seiner Hose.
“Erzählen Sie mir noch einmal, wie tüchtig Sie sind. Ich vergesse das immer wieder”, bat er resigniert.
Lacey nickte und sah auf die Hand um ihr Gelenk. Steves Griff tat weh, verursachte aber gleichzeitig ein wohlbekanntes Kribbeln in ihrem Arm. Sie atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. Flüchtig erinnerte sie sich an die festen Muskeln, die sie gespürt hatte, als sie das Eis hatte wegreiben wollen. Es war ziemlich weit oben auf Steves Oberschenkel gelandet, und Lacey wurde rot, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte.
Endlich ließ Steve ihr Handgelenk los, und Lacey schaute wieder zu ihm auf. Noch immer waren seine Augen hinter der Sonnenbrille verborgen, und Lacey wünschte sich, dass er diese abnehmen würde, damit sie seinen Gesichtsausdruck deuten konnte.
“Das Missgeschick tut mir wirklich leid”, versicherte sie erneut. “Ich wollte nur schnell zu meinem Tisch zurückkehren, bevor sich jemand anders hier hinsetzte.”
Steve schaute sich um, aber niemand schien Interesse an dem Tisch zu bekunden. Sein Blick kehrte zurück zu Lacey.
“Dann wollte ich den Schaden beheben”, fuhr sie fort. “Ich wollte Ihnen gewiss nicht zu nahe treten. In Kalifornien sind wir etwas lockerer.”
Steve lächelte anzüglich.
“Ganz so steif sind wir auf Barbados nun auch wieder nicht. Soll ich es Ihnen beweisen?” Seine Stimme klang so verführerisch, dass Lacey überlegte, was er wohl tun würde, wenn sie zustimmte. Sie erinnerte sich an seinen Kuss und sah verlegen zur Seite. Ihr fiel keine passende Antwort ein.
Steve winkte einen Kellner herbei. “Möchten Sie etwas trinken?”, fragte er Lacey höflich.
“Noch einen Eistee, bitte.”
Steve bestellte zwei Eistee und bat den Kellner, ihm außerdem ein feuchtes Tuch zu bringen.
Der Kellner nickte, und Lacey tadelte sich insgeheim, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen war.
Schon wenige Minuten später kehrte der Kellner mit dem Tee und zwei großen feuchten Servietten zurück.
Steve nahm ein Tuch und begann, das geschmolzene Eis von seinem Hosenbein zu wischen.
“Es wäre natürlich einfacher, wenn ich die Hose ausziehen und unter Wasser halten würde”, meinte er. “Aber die Leute würden vielleicht Anstoß daran nehmen, wenn ich hier nur in Boxershorts sitze.”
Unwillkürlich musste Lacey sich Steve in Boxershorts und Jackett mit Krawatte vorstellen, und sie kicherte.
Auch um Steves Mundwinkel zuckte es, als er nach der anderen Serviette griff.
Lacey wusste nicht, ob sie sich über Steve unverhofftes Auftauchen ärgern oder freuen sollte. Während sie noch darüber nachdachte, nahm er die Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. Er legte die Brille auf den Tisch, führte das Teeglas an den Mund und sah Lacey nachdenklich an.
“Wollten Sie mich wieder mit Ihrer Tüchtigkeit beeindrucken?”, fragte er leise.
“Ich habe Sie nicht gesehen. Sie hätten mir aus dem Weg gehen sollen”, verteidigte sie sich.
“Also wieder mal meine Schuld.” Er seufzte theatralisch.
“Nein, natürlich nicht”, lenkte sie ein. “Ich hätte aufpassen müssen. Aber ich hatte es so eilig. Ich kann mich nur entschuldigen und Ihnen anbieten, die Kosten für die Reinigung zu übernehmen.”
“Ich werde Ihnen die Rechnung schicken”, versprach er. “Nur hilft mir das heute nicht. Ich habe eine Verabredung.”
Lacey war geknickt, weil sie Steve wieder einmal ein Problem bereitet hatte. Jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war, geschah etwas, das sie in einem schlechten Licht erscheinen ließ.
Steve bemerkte Laceys schuldbewusste Haltung.
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